International

Kritik an riskantem Cargolux-Flugmanöver

Am 30. September übernahm Cargolux die Boeing 747-8F mit der Kennung LX-VCJ vom Hersteller. Beim Start vom Boeing-Werkflughafen Paine Field in den USA vollführte die Maschine dann in niedriger Flughöhe ein - so Experten laut einem Bericht der "Taz" - waghalsiges Manöver: Die rund 200 Tonnen schwere 747 wackelte mit den Flügeln, erreichte dabei kurzzeitig Querlagen von rund 45 Grad. Verantwortlich dafür sollen ausgerechnet für die Flugsicherheit zuständige Cargolux-Managerpiloten gewesen sein.

Laut "Taz" saßen nämlich die beiden Cargolux-Vizepräsidenten Wieger Ketellapper und Marcel Funk sowie der Technische Pilot Benedikt Stock im Cockpit des Jumbos. Ketellapper (43) ist Flugbetriebsleiter der Airline, Funk (60) Manager für „sichere, effiziente und ökonomische Flugoperationen“.

Das riskante Manöver kurz nach dem Abheben - Quelle: YouTube

Jörg Handwerg, 46, Sprecher der deutschen Pilotenvereinigung Cockpit, ist demnach "entsetzt" über den Vorfall. „Das war ein Hochrisikomanöver. Das ist Cowboy-Verhalten. Es fehlt an gesunder Risikoabschätzung. Im Simulator fliegt man solche 45-Grad-Kurven. Airbus-Maschinen hingegen steuern automatisch schon bei 30 Grad dagegen. Aus gutem Grund.“

Cargolux selbst habe zunächst auf Anfrage keine Stellungnahme abgegeben, später jedoch bestätigt, dass die Besatzung (ohne diese namentlich zu nennen), einen "Fliegergruß" durchgeführt habe. Es habe eine interne Untersuchung des Vorfalls gegeben, bei der man zu dem Schluss gelangt sei, dass dieses Manöver - auf Überstellungsflügen regulär angewendet - grundsätzlich mit der Sicherheitskultur vereinbar sei. Allerdings gelte künftig eine Mindesthöhe von 120 Meter über Grund und es dürfe nur von "speziell geschulten" Crews durchgeführt werden.

Angeblich hätten Fachleute der Untersuchungskommission einem Firmenpiloten mitgeteilt, dass es bei dem Manöver "sehr wahrscheinlich“ an einem Ruder "einen kurzen Strömungsabriss" gegeben habe, was in dieser Flughöhe leicht hätte tödlich enden können. Cargolux selbst sei auf diesen Punkt in der offiziellen Stellungnahme nicht eingegangen.

Allerdings schreibt Cargolux-Vorstandsvorsitzende Dirk Reich in einem internen Mail an die Mitarbeiter, dass vermutlich nur „exzessiver Einsatz der Ruder“ den Absturz noch verhindert habe.

Cargolux-Vizepräsident Wieger Ketellapper übernahm in einem ebenfalls internen Mail die "volle Verantwortung für das nicht akzeptable Event außerhalb jeder Norm" und erklärte, nicht mehr dem Team "der Ausbilder und Prüfer für andere Piloten angehören" zu wollen.

(red / Titelbild: Die Maschine kurz nach dem Abheben - Foto: Screenshot YouTube)