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Germanwings Crash: Pilot aus Cockpit gesperrt, zweiter Mann öffnete nicht

Laut einem Bericht der "New York Times" war einer der beiden Piloten des am 24. März 2015 abgestürzten Germanwings-Airbusses zum Unglückszeitpunkt "aus dem Cockpit ausgesperrt".

Das Blatt beruft sich dabei auf einen Militärbeamten, der nach eigenen Angaben an der Auswertung des geborgenen Cockpit Voice Recorders beteiligt war. "Der ausgesperrte Pilot klopfte zunächst leicht an die Tür, erhielt von innen aber keine Antwort. Dann schlug er heftiger und immer heftiger dagegen, doch der noch im Cockpit befindliche Mann reagierte überhaupt nicht."

Schließlich habe der ausgesperrte Pilot versucht, die Türe aufzubrechen, was jedoch ein hoffnungsloses Unterfangen ist. Seit 9/11 können diese Türen nämlich nicht mehr gewaltsam geöffnet werden, ein mitunter tödliches Risiko, wie Austrian Wings schon vor fast einem Jahr in einer Punktlandung aufzeigte. Bislang sei jedoch nicht bekannt, weshalb einer der Piloten das Cockpit verlassen und der andere die Türe nicht wieder geöffnet habe.

Der Lufthansa-Konzern verweigerte laut "Focus" einen Kommentar zu dem Bericht der "New York Times".

Die Technik von Cockpittüren

Seit den Anschlägen vom 11. September 2001 sind die Cockpittüren moderner Verkehrsflugzeug speziell gesichert, sodass sie auch mit Gewalt nicht aufgebrochen werden können, wenn sie einmal verriegelt sind. Möchte eine Flugbegleiterin oder ein Pilot (weil er etwa das WC aufgesucht hat) ins Cockpit, so muss er einen geheimen Zahlencode an der Türe eintippen. Damit löst er eine Art "Klingel" im Cockpit aus. Die dort befindliche Crew überprüft durch einen Blick auf einen Überwachungsmonitor, ob die Person zum Eintritt in das Cockpit berechtigt ist und öffnet dann mittels Schalter die Türe.

Vor dem Cockpit befindet sich eine Kamera, deren Signal auf einen Monitor im Cockpit geleitet wird. Bevor ein Pilot die Türe öffnet, vergewissert er sich, dass die Person auch zutrittsberechtigt ist und kein Risiko darstellt - Foto: Austrian Wings Media
Vor dem Cockpit befindet sich eine Kamera, deren Signal auf einen Monitor im Cockpit geleitet wird. Bevor ein Pilot die Türe öffnet, vergewissert er sich, dass die Person auch zutrittsberechtigt ist und kein Risiko darstellt - Foto: Austrian Wings Media Crew / Keine Verwendung ohne Erlaubnis

Für den Fall, dass der Pilot im Cockpit ohnmächtig sein sollte, gibt es für den anderen Piloten oder den Flugbegleiter in der Kabine noch eine Notfallmöglichkeit ins Cockpit zu gelangen, die hier jedoch aus Sicherheitsgründen nicht erläutert wird.

Allerdings kann dies vom Cockpit aus bewusst verhindert werden, etwa, wenn sich vor der Cockpittüre eine potentielle Bedrohung befindet. "Dann haben wir die Möglichkeit, den so genannten 'Lock-Schalter' zu betätigen. Damit ist die Türe definitiv verriegelt und niemand hat von außen eine Chance, sie zu öffnen, ganz gleich, was er versucht", berichtet ein Pilot im Gespräch mit Austrian Wings.

Ob dies im Fall von Germanwings Flug 9525 geschehen ist oder ob womöglich technische Probleme dazu beigetragen haben, dass sich die Türe nicht mehr öffnen ließ, werden die Unfallermittler klären müssen. Ungeachtet der Ursache dafür, dass sich die Türe offenbar nicht mehr öffnen ließ, wird auch die Frage zu klären sein, weshalb das Flugzeug in einen Sinkflug überging und kein Notruf erfolgte.

(red / Titelbild: Symbolbild Cockpittüre - Foto: Austrian Wings Media Crew)