Österreich

Austrian Wings Jahresrückblick 2009

Das Jahr 2009 war für die Luftfahrt - national wie international gesehen - sicherlich ein Krisenjahr. Der schon traditionelle Austrian Wings Jahresrückblick beleuchtet noch einmal die bedeutensten Ereignisse.

Januar

Bereits im Januar stellte sich der Branchenverband IATA auf hohe Verluste im kommenden Jahr ein. Die wirtschaftlich angeschlagene Finnair gab die Reduktion ihres Streckennetzes bekannt und nach rund 60 Jahren startete das letzte Mal eine Maschine der SAS von Wien nach Kopenhagen. Auch Estonian Air sagte Wien "auf Wiedersehen", hat die Flüge bislang jedoch noch nicht wieder aufgenommen.

Um 11:58 hob die 1991 gebaute MD 82 mit dem klingenden Namen "Bergljot Viking" als letzte SAS-Maschine nach 60 Jahren von der Piste 29 des Flughafens Wien ab - Foto: R. Reiner

Die Krise wirkte sich schon Anfang des Jahres auf die heimische Luftfahrt aus - der in Wiener Neustadt angesiedelte Flugzeughersteller Diamond Aircraft musste entsprechende Kündigungen vornehmen. GECAS, der Leasinggeber von SkyEurope legte sechs Maschinen der angeschlagenen slowakischen Billigfluglinie still die noch knapp 8 Monate weiterfliegen sollte. 

Sechs Maschinen wurden gleichzeitig vom Leasinggeber stillgelegt - Foto: D. Kühberger / Austrian Wings

Am 12. Januar startete "Alitalia Neu" durch, und Welcome Air erhielt mit der Schweizer Lions Air Gruppe einen neuen Eigentümer. Am 16. Januar geschah dann das Neujahrswunder von New York - ein A 320 der US-Airways konnte nach einem Totalausfall beider Triebwerke sicher am Hudson River notwassern. Am 31. Januar 2009 trat der ÖVP-nahe AUA Vorstandschef Alfred Ötsch wenig überraschend zurück und forderte wenig später eine Abfertigung von rund einer Million Euro.

Februar

Am 09. Februar jährte sich der Erstflug der Boeing 747, des Jumbo Jet, zum 40. Mal. Bis zur Einführung des A 380 war die Boeing 747 das größte Passagierflugzeug der Welt.

Pan Am war der Erstkunde der 747 und setzte sie bis zu ihrem Ende 1991 ein - Foto: Gerhard Plomitzer

Easyjet nahm Flüge von London Gatwick nach Wien auf, der City Airport Train (CAT) erreichte die Gewinnzone, in den USA stürzte eine Dash 8-400 aufgrund eines Pilotenfehler ab, und Airbus lieferte den 500. A 321 aus. Flughafenvorstand Domany trat als Konsequenz aus dem Skylinkdebakel zurück, sein Nachfolger wurde Ernest Gabmann, der als enger Vertrauter von Josef Pröll gilt.

Die erste von vier 737 "Classic", die SkyEurope als Ersatz für die vom Leasinggeber GECAS stillgelegten 737-700 angmietet hatte, traf in Wien ein, der österreichische Nationalrat beschloss das 500 Euro Millionen Hilfspaket für die AUA und am 27. 02. stürzte eine Turkish Airlines 737-800 im Anflug auf Amsterdam ab - 9 Menschen starben.

März

Im März jährte sich der Erstflug des bislang einzigen Überschallverkehrsflugzeugs, der Concorde, zum 40. Mal- Austrian Wings erzählte ihre Geschichte. Die Tageszeitung "Der Standard" berichtete, dass beim Skylink eine Kostenexplosion auf bis zu 800 Euro möglich sei.

Die italienische MyAir nahm eine Flugverbindung nach Wienauf, musste diese jedoch bald darauf wieder einstellen, da sie die Betriebsgenehmigung verlor.

Nach Wien setzte MyAir ihre CRJ900, hier die EI-DUX, ein - Foto: P. Radosta / Austrian Wings (für eine größere Darstellung klicken Sie bitte auf das Bild)

Der Billigflieger NIKI erhielt einen zweiten A 321 (OE-LET), und Austrian Wings präsentierte exklusiv die geplante SkyEurope Bemalung für die angemieteten 737 "Classic", die jedoch vor dem Konkurs der Fluglinie nicht mehr umgesetzt werden konnte.

Die griechische Olympic wurde im Rahmen des Privatisierungsprozesses an eine griechisch-arabische Bank verkauft, und Spotter durften sich über eine 747-200 der Iran Air Cargoin Wien freuen.

Am 09. März traf die P 38 Lightning der Flying Bulls als vorläufiger Höhepunkt der Sammlung historischer Luftfahrzeuge in Salzburg ein und wurde wenige Monate später auf der Airpower09 erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Diamond Aircraft erhielt die Zulassung für ihre mit dem AE 300 Motor ausgestattete DA 42 "Twin Star". Im gleichen Monat besuchte Austrian Wings eine zum Hotel umgebaute Boeing 747 in Stockholm.

Der neue Caterer "Five Star", der dem Platzirsch "Airest" herausforderte nahm im Industriezentrum bei Fischamend den Betrieb auf.

Und am 27. März landete die erste mit Winglets ausgestattete Boeing 767-300ER (OE-LAE) der AUA am Flughafen Wien. Austrian Airlines war die erste europäische Fluglinie, die  mit Winglets nachgerüstete 767 einsetzte.

Die modifizierte OE-LAE im Anflug auf die Piste 16 - Foto: P. Radosta / Austrian Wings (Bitte klicken Sie auf das Bild für eine größere Ansicht)

April

Nach mehreren Anläufen nahm "Air Sylhet / Akal Air" eine Linienverbindung von London über Wien nach Amritsar (Nordindien) auf- bereits nach kurzer Zeit wurden die Flüge jedoch wieder eingestellt.

Die ehemalige Air Sylhet Maschine fliegt mittlerweile als Frachter für FedEx - Foto: P. Radosta / Austrian Wings

Als, nach Austrian Airlines und EasyJet, dritte Fluglinie bot die irische Air Lingus Flüge zwischen Wien und London (Gatwick) an, während Germanwings fortan Salzburg und Klagenfurt im Flugplan stehen hatte. Als zweite Boeing 767 der AUA wurde die OE-LAY, damals noch in Star Alliance Farben, mit Winglets ausgestattet, während sich die Wiener Spottergemeinde im April über die Besuche einer Iran Air 747-200 sowie einer 747SP freuen durften. Austrian Wings Autor S. Schneider widmete sich in seiner "Punktlandung" dem gerne verdrängten, weil unangenehmen, Thema der medizinischen Notfallausrüstung an Bord von Verkehrsflugzeugen - "Ist ein Arzt an Bord?"

Mai

Gleich zu Beginn des Monats mussten die österreichischen Eurofighter ihren ersten Einsatz mit Überschall fliegen; Grund war, wie sich herausstellte, eine Verkehrsmaschine, die den Funkkontakt zur Kontrollstelle verloren hatte. Am 14. Mai 2009 übernahm NIKI ihren ersten Embraer E 190, ein zweiter folgte wenig später.

Im gleichen Monat lieferte der kanadische Hersteller Bombardier die erste Dash 8-400 "Next Generation" aus.

Juni

Gleich zu Beginn des Monats ereignete sich eines der schlimmsten Flugzeugunglücke der vergangenen Jahre - ein A330 der Air France stürzte über dem Südatlantik aus bis heute nicht einwandfrei geklärter Ursache ab, wobei alle 228 Menschen an Bord ums Leben kamen.

Air Alps musste bei einem Schuldenstand von rund 7 Millionen Euro den Ausgleich anmelden, Robin Hood nahm die Flugverbindung von Klagenfurt nach Zürich auf, während Air Dolomiti seither von Rimini nach Wien fliegt. Im gleichen Monat stellte FlyBaboo jedoch die Flüge zwischen Wien und Genf aufgrund mangelnder Wirtschaftlichkeit wieder ein.

Gleich mehrere aviatische Großereignisse gab es zu feiern - in Fischamend fand auf dem historischen Gelände der einstigen k.u.k Militäraernautischen Station einJubiläumsflugtag "100 Jahre Luftfahrt in Fischamend"statt, am 12. / 13. Juni beging man in Wiener Neustadt das 100jährige bestehen des Flugfeldes, am 20. und 21. Juni feierte das Flugfeld Spitzerberg sein 80jähriges Bestehen, und am 26. bzw. 27. Juni fand nach 4jähriger Pause im steirischen Zeltweg die Airpower09 statt.Jade Cargo nahm eine Frachtflugverbindung in Kooperation mit Austrian Cargo nach Wienauf.

Paul Bierl mit seinem UL vom Typ Kiebitz, getrimmt auf den Roten Baron, bei der Landung in LOWF - Foto: P. Radosta / Austrian Wings

Juli

In diesem Monat verlautbarte die AUA ihre Absicht, bis Sommerflugplan 2010 sämtliche CRJ auszuflotten; die rumänische Blue Air flog erstmals nach Wien, zunächst von Suceava aus, später auch ab Bukarest Baneasa. Die chinesische

SkyEurope, deren Chef Jason Bitter das Unternehmen verließ, musste für den Juni einen Passagierrückgang von -40 % bekannt geben, während in Wels das größte Oldtimertreffen Östererichs stattfand.

August

Im August gab die EU grünes Licht für den Verkauf der österreichischen AUA an die deutsche Lufthansa, am 14. August um Mitternacht stellte der Flughafen Wien die Abfertigung von SkyEurope Flügen aufgrund offener Rechnungen ein. Bis 31. August 2009 führte die Fluglinie ihre Flüge mit teils stundenlangen Verspätungen von Pressburg aus fort, ehe sie ihren Betrieb einstellen musste.

Am 20. August enthaftete die schottische Regierung den mutmaßlichen Lockerbie Attentäteraus "humanitären Gründen". Bis heute bestehen massive Zweifel an seiner Schuld, selbst Angehörige der Opfer sehen in ihm zuweilen lediglich ein politisches Bauernopfer.

September

Die AUA betätigte sich als Retter in der Not und bot gestrandeten SkyEurope Passagieren günstige Retourflügean, während der SkyEurope Vorstand in einem Fernsehinterview betonte, weitermachen zu wollen. Am 03. September wurde der Zusammenschluss von AUA und Lufthansa offiziell vollzogen.

Am Alpenflugplatz Zell am See fand die diesjährige Air Expo statt, wenig später wurde am Flugplatz Spitzerberg die Staatsmeisterschaft im Segel- und Motorkunstflug abgehalten. Mit Air China Cargo fliegt seit September 09 eine weitere Frachtfluggesellschaft nach Wien, und am 30. September 2009 erfolgte die Erstlandung eines A 319 der privatisierten Olympic Air.

Olympic "neu" setzt den modernen A 319 auf der Strecke Athen - Wien - Athen ein - Foto: P. Radosta / Austrian Wings

Oktober

Nach dem Ende von SkyEurope stellte die Firma "Swissport" in Wien die Passagierabfertigung ein und konzentriert sich seither ausschließlich auf die Frachtabfertigung. Die Mitarbeiter wurden zum Teil von anderen Firmen übernommen.

Austrian präsentierte die Zahlen für das 3. Quartal 2009 und die Eurofighter des Bundesheeres führten Trainingsflüge mit Überschall durch, und am20. Oktober 2009 besuchte erstmals eine 747-400 der Air Cargo Germanyden Flughafen Wien

November

Gleich zu Beginn des Monats November analysierte der Luftfahrtjournalist Helmut Skrdla für Austrian Wings den Zustand der österreichischen Eurofighterflotte- brilliant und schonungslos! Air France übernahm den ersten A 380, während Flughafenfreunde Wien Obmann Martin Dichler seine Analyse über den Flughafen Sofia - Gewinner in der Krise? für Austrian Wings verfasste.

Am Flugplatz Stockerau fanden Dreharbeiten zu einem Film statt, der während der Zeit des Zweiten Weltkriegs spielt, was wiederum einen seltenen Fieseler Storch für einige Zeit nach Österreich brachte. In den USA verließ die erste Boeing 747-8F erstmals die Werkshalle, und Iberia und British Airways verkündeten ihre Fusion.

Eine Erstlandung gab es am 24. November am Flughafen Wien - eine IL 96-400T der Polet Flightkam aus Nowosibirsk im Rahmen eines Frachtcharters in die österreichische Hauptstadt, und die AUA Tochter Tyrolean Airways musste 170 Mitarbeiter zur Kündigung beim AMS anmelden.

Dezember

Am 04. Dezember erhielt die AUA-Tochter Tyrolean Airways (Austrian Arrows) eine weitere Dash 8-400, OE-LGK. Der Wartungsbetrieb der ÖAMTC Flugrettung, die Heli Air, erhielt die Genehmigung, Bauteile für Luftfahrzeuge künftig selbst herzustellen. Im Rahmen einer Bundesheerübung wurden Fallschirmjägerüber dem Prater und dem Schloss Schönbrunn abgesetzt. Korean Air bestellte nach der Lufthansa als zweiter Kunde die Passagierversion der Boeing 747-8. Mitten in der Krise nahm die griechische Aegean Airlines am 10. Dezember eine Flugverbindung von Athen nach Wien aufund plant diese - entsprechende Nachfrage vorausgesetzt - auch im Sommerflugplan aufrecht zu erhalten.

Die ehemalige Lauda Air Boeing 737, OE-LNL, fliegt seit Dezember in AUA Farbenfür die heimische Fluglinie, und am 15. Dezember 2009 war es nach jahrelanger Verzögerung endlich soweit - die Boeing 787 Dreamliner startete erfolgreich zu ihrem Erstflug, noch im gleichen Monat hob noch ein zweiter Dreamliner ab.

Aufgrund der angespannten Wirtschaftslage gab der Branchenverband IATA bekannt, auch für 2010 mit Verlustenseiner Mitgliedsairlines zu rechnen. Die slowakische Seagle Air verlor kurz vor Weihnachten endgültig ihre Betriebslizenz, nachdem sie schon vor einigen Monaten  den Flugbetrieb hatte "vorübergehend" einstellen müssen.

Wenige Tage vor Weihnachten sorgte ein Wetterchaos europaweit für Flugausfälle und Verspätungen, auch der Flughafen Wien war betroffen, und am 22. Dezember wurde die Übernahme der angeschlagenen Air Alps durch Welcome Air bekannt gegeben. Am gleichen Tag besuchte einer der letzten gebauten 747-200F Wienund ließ die Herzen der Spotter höher schlagen. Rund um Weihnachten gab es zahlreiche Sonderflüge und Charter, vor allen Dingen in Richtung Griechenland.

Ein verhinderter Anschlag auf einen Northwest / Delta A 330 führte zu einer erneuten Diskussion rund das Thema Passagierkontrollen. Während der Pilotenverband IFALPA vor "blindem Aktionismus" warnte, kündigten die Niederlande bereits an, künftig auf die umstrittenen Nacktscanner setzen zu wollen, obwohl seitens Datenschützern und Medizinern massive Bedenken dagegen bestehen.

Am 27. Dezember nahm Aeroflot eine bis Ende März andauernde Flugverbindung von Moskau nach Innsbruckauf, Zielgruppe sind in erster Linie (reiche) russische Skitouristen, auf die sich das Bundesland Tirol bereits eingestellt hat. Den Jahresabschluss für Spotter bildete wohl am 30. Dezember der Besuch einer Boeing 767-200ER der russichen Fluglinie Transaero.

Flug UN 323, normalerweise eine Boeing 737, landete am 30. Dezember mit mehreren Stunden Verspätung in Wien - Foto: R. Reiner / Austrian Wings (für eine größere Darstellung klicken Sie bitte auf das Bild)

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red AW