Punktlandung

Betrachtung zur BFS

Nicht zu kleckern, sondern klotzen: das gilt auch für den Internetauftritt der Verkehrsfliegerschule - Screenshot der Homepage

 

Parallelen zur Titanic?

Irgendwie sind die Vorgänge rund um die Salzburger Flugschule BFS vielleicht geeignet, den einen oder anderen ein wenig an die Geschehnisse rund um den Untergang der legendären Titanic zu erinnern.

Ebenso wie bei dem bekannten Ozeandampfer, dessen Untergang zu den größten Katastrophen der Seefahrt zählt, ist auch im Falle der BFS der Crash nicht ausgeblieben. Zumindest vorläufig nicht.

Denn seitdem BFS am 11. Mai 2010 Insolvenz anmelden musste, wissen rund 120 Flugschüler nicht, wie es weitergeht.

... und plötzlich kommt der Moment, wo man seinen Traum verwirklichen möchte

Über einen Flugschülermangel konnte man sich bei der BFS auf jeden Fall nicht beklagen. Mag sein, dass die leicht bekleideten, Flyer-verteilenden jungen Promotion-Damen auf diversen Airshows zielgruppenorientiert junge Männer auf die Idee gebracht haben, sich ihren Traum vom Fliegen nun endlich zu erfüllen.

Doch dass viele Flugschüler auch einen großen Bedarf an Flugstunden haben (und dafür ausreichend Flugzeuge vorgehalten werden müssen), war vielleicht anfangs nicht ausreichend bedacht.

Die jüngste Vergangenheit hat gezeigt, wie schnell Flugschüler im Regen stehen können. Die Flugschule Flighttrack (ebenfalls aus Salzburg) musste Konkurs anmelden. Der Ausgang für die Flugschüler ist noch immer ungewiss. Sie stehen aber in der Gläubigerliste eher an hinterer Stelle.

Unmittelbar vor dem öffentlichen Bekanntwerden der BFS-Pleite wurde interessanterweise rasch die Halterschaft der OE-CMD, eines PPL-Schulungsflugzeuges der Firma, auf die ATPL NG Training GmbH übertragen.

Siehe dazu einen Auszug des Österr. Luftfahrzeugregisters (Link zum Luftfahrtregister).

Schließlich zog der April ins Land, an dessen Ende die Austrocontrol verordnete, dass der BFS-Schulungsbetrieb mit sofortiger Wirkung eingestellt werden muss.

Ebenfalls wurde noch rasch die BFS in "JAR Schulungs GmbH" mit Sitz in Wien umbenannt. Ob dies in Zusammenhang mit der wirtschaftlichen Situation der BFS steht, wurde zwar nicht weiter korrespondiert, erscheint bei entsprechender Betrachtung allerdings als sehr wahrscheinlich.

Danach ging alles Schlag auf Schlag, bis schließlich ein E-Mail der BFS-Geschäftsführung, das der Austrian Wings-Redaktion exklusiv zugespielt wurde, Licht in die Gerüchteküche der Schüler bringen sollte.

Neben Durchhalteparolen und der Aufforderung, in den nächsten Wochen erst mal Theorie zu büffeln, wird kurzerhand mit allem abgerechnet, das jemals in direkter oder indirekter Verbindung mit der BFS stand.

Die Zahlungsunfähigkeit und Bestätigung über die Einstellung des Schulungsbetriebes werden in besagtem E-Mail nur mit einer knappen Nebenbemerkung erwähnt - "als ob es sich dabei um eine nicht weiter beachtenswerte Begleiterscheinung handle", so ein verärgerter BFS-Schüler.

Kein Wort über etwaige Fehlentscheidungen oder mögliche Fehlinvestitionen. Hingegen ließ es sich die Firma nicht nehmen, nach eigener Auffassung Schuldtragende namentlich zu benennen - interessanterweise allesamt Personen, die sich nicht in einem Anstellungsverhältnis zur BFS befinden dürften.

Der durch BFS benannte "Auslöser" für deren Zahlungsunfähigkeit löst gequältes Schmunzeln aus. Die Flugschüler seien, so die BFS-Geschäftsführung, selber schuld, dass alles so gekommen sei. Die Auszubildenden hätten im vergangen Jahr ihre Zahlungen nur "sehr schleppend" getätigt. Sie seien auch durch "kredit-" und "rufschädigende" Beiträge in diversen einschlägigen Internetforen "befangen" und in "Missstimmung".

Die Schreiberlinge der Postings sind angeblich bekannt. Alles ehemalige BFS-Mitarbeiter, die lediglich ihren Unmut oder vielleicht den Hinweis, dass es ihrer Ansicht nach noch ausstehende Löhne gibt, kundtun wollten.

Ebenfalls seien ehemalige BFS-Mitarbeiter in den Reihen der Austrocontrol tätig. Auch hier ist die Rede von Befangenheit und Amtsmissbrauch wegen der letztendlichen Schließung der Flugschule in Wals-Himmelreich.

Ob die Austrocontrol als oberste Zivilluftfahrtbehörde in Österreich unter dem Motto "Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende" endlich einschreiten musste, oder ob es wirklich Willkür war, wird sich wohl in den nächsten Wochen herausstellen.

Von pauschalen Schuldzuweisungen und Anstiftungen profitiert indes niemand. Bekanntlich ist auch jeder im Nachhinein immer gescheiter.

Doch all das ist für die (ehemaligen) BFS-Schüler, die hohe Geldsummen ihren Lebenstraum investiert haben, nicht sonderlich hilfreich. Sie stehen im Regen.

Es bleibt zu hoffen, dass sie von einer anderen Flugschule aufgefangen werden, um ihre Ausbildung dort zu beenden. Schließlich geht es hier um Existenzen und richtungweisende Zukunftspläne, die sich in Sekundenbruchteile in Schall und Rauch aufzulösen drohen oder sogar schon vernichtet sind.

Die OE-CMD auf der Abstellfläche am Flugplatz Zell am See - Foto: Austrian Wings

Der Anfang vom (absehbaren) Ende

Am 2. März 2008 zerstörte das Sturmtief Emma ein BFS Schulungsflugzeug. Der schwärzeste Tag in der Geschichte der BFS war aber sicherlich der 28. Februar 2010.

Ein Flugschüler und ein Fluglehrer kamen bei einem Schulungsflug mit der OE-CFT ums Leben. Die Absturzursache blieb bis zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Zeilen ungeklärt.

Schließlich kam es am 24. März 2010 im Landeanflug auf Schärding-Suben zu einem Unfall mit der OE-CGG. Totalschaden Nummer drei - diesmal zum Glück ohne Verletzte.

Ebenfalls stand die D-GBFS, eine DA42, dem Vernehmen nach zur Ausbildung seit geraumer Zeit nicht mehr zur Verfügung. Die Flugschule musste extern ein mehrmotoriges Flugzeug anmieten, um ihren Schülern die praktische Ausbildung zu ermöglichen.

Vor dem D-GBFS-Zeitalter wurde eine Piper PA-34-200T Seneca II mit der Registrierung OE-FPC betrieben. Deren Verschwinden von der Bildfläche ist ebenso unerklärlich wie die Tatsache, dass sie momentan in einem unbeheizten Hangar in Linz-Hörsching abgestellt ist.

Auch wenn die Flugschule mit dem etwas holprig anmutenden Slogan "We make airline pilots. With guarantee!" wirbt, erschien es bei BFS alles andere als selbstverständlich, die Ausbildung im normalen Zeitrahmen zu ermöglichen. Flugschüler berichteten dem Autor, dass sie mehrmonatige Wartezeiten in Kauf nehmen mussten, weil kein mehrmotoriges Schulungsflugzeug zur Verfügung stand.

BFS-Werbevideo auf Youtube

Schließlich wurde eine DA42 - die OE-FBB - der FLYING FOREVER GmbH gechartert, um wenigstens ein paar ungeduldig gewordenen Flugschülern den Abschluss ihrer schon lange ausstehenden Ausbildung zu ermöglichen.

Diese Flugschüler waren die Letzten die bei BFS mit ihrer Ausbildung fertig geworden sind. Obwohl einige von ihnen auch nicht zur Gänze ihre bezahlten Flugstunden haben abfliegen dürfen/können, sind sie wenigstens im Besitz einer gültigen Lizenz. Wenn man hier von „mit einem blauen Auge davongekommen“ spricht, so trifft es die Sache am besten.

Somit stand den BFS-Schülern den Recherchen des Autors zufolge vor kurzem nur folgende Flugzeuge zur Verfügung:

OE-AHC, OE-ALN, D-EJXR, D-EBLG und OE-CMD (Halterschaft übertragen an die ATPL NG Training GmbH) zur Grundausbildung und zum Stundensammeln; OE-KLJ, OE-KSL und OE-DRN (gechartert) zur Instrumentenflugausbildung.

Die D-EJXR und die D-EBLG fristen ihr Dasein momentan vor einem Hangar auf einem kleinen Flugplatz in der Nähe von Passau (Verkehrslandeplatz Vilshofen).

Rückblick auf die noch vielversprechenden Zeiten

Schlagseite hat das Unternehmen nach Meinung des Autors auf jeden Fall, seitdem der Flugbetrieb der Austrojet eingestellt wurde. Austrojet ist eng mit den Geschäften der BFS verknüpft gewesen. Dabei wurde in ein schwieriges Wasser eingefahren, in dem es einige Eisberge zum umschiffen galt.

Der Airline-Linienbetrieb.

Eine Dash8 (OE-HWG) wurde gekauft und flog Liniendienste zu auf den ersten Blick eher unattraktive Destinationen wie Banja Luka, Tivat oder Stuttgart.

Die OE-HWG am Apron in Banja Luka (eine der wenigen durchgeführten Linienflüge) - Foto: Austrian Wings

 

Danach wäre ein Zubringerdienst für die Fluglinie Air Sylhet geplant gewesen. Diese verschwand aber mit ihrer B757 genauso schnell wieder vom Markt wie sie aufgetaucht war. Die Maschine fliegt heute als Frachter für FedEx.

Ebenfalls war man mit 3 Cessna-Businessjets (OE-GML, OE-GRD und OE-FMS) an den Start gegangen um in der Geschäftsfliegerei mitzumischen. Erfolglos wie sich herausstellte.

Die Musikkapelle der Titanic spielte auch noch, als ihnen das eiskalte Atlantikwasser bereits bis zum Hals stand. Aber das Schiff sank, auch wenn es als unsinkbar gepriesen wurde.

Die Hoffnung stirbt aber bekanntlich zuletzt. Und so ist für alle Beteiligten – vor allem für die Flugschüler die momentan in Ausbildung sind – zu hoffen, dass sich die Eisberge umschiffen lassen, sich alles in Wohlgefallen auflöst. Allein, die Chancen dafür scheinen gering zu sein.

Seitens des betroffenen Unternehmens liegt noch keine Stellungnahme zum behördlich verhängten Ausbildungsverbot vor. Auch auf mehrfache Austrian Wings Anfragen zum Thema wurde nicht reagiert.

Am 05. Juli 2010 fand am Handeslgericht Wien die Gläubiger Tagsitzung im Konkursverfahren über BFS statt - die Forderungen belaufen sich mittlerweile auf satte 13. Mio. Euro.

Für die Flugschüler gibt es immer noch keine Lösung. Für sie heißt es bitte warten, oder, um in der Fliegersprache zu bleiben, "Please enter Holding" ...

Wie formulierte der Philosoph Immanuel Kant so schön? „Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.“ 

Und so soll sich jeder Leser seine eigene Meinung zur Causa BSF bilden.

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Links:

BFS - Verkehrsfliegerschule

Text & Fotos: Claudia W. Strohhalm

Hinweis: „Punktlandungen” sind Kommentare einzelner Autoren, die nicht zwingend die Meinung der Austrian Wings-Redaktion wiedergeben.