Passagierverkehr
Einer der wesentlichen Gründe für den Fluggast-Rückgang um 2,3 Prozent ist die im Januar 2011 eingeführte Luftverkehrssteuer. Die für 4,8 Millionen Fluggäste erhobene Ticketsteuer betrug für die Airlines am Köln Bonn Airport im vergangenen Jahr 39,6 Millionen Euro. Sie hat sich in Köln/Bonn mit seinem hohen Anteil an Low-Cost-Verkehr und innerdeutschen Flügen besonders negativ ausgewirkt. Der Airport bilanziert allein dadurch für das Jahr 2011 einen Verlust von 400.000 Passagieren und 6 Millionen Euro Umsatz. Viele Low-Cost-Kunden sind auf andere Verkehrsträger umgestiegen oder ins benachbarte Ausland ausgewichen. Flughäfen in den Niederlanden wie Maastricht (plus 40 Prozent) oder Eindhoven (plus 23 Prozent) verzeichneten überproportionale Zuwächse.
Auch die Streckenstreichungen von Air Berlin, der zweitgrößten Passagier-Airline am Flughafen, zeigten Wirkung. Air Berlin hat 2011 am Köln Bonn Airport fast 490.000 Passagiere weniger befördert. Neue Airlines wie Air France, Air Arabia Maroc und German Sky sowie das Aufkommen auf neuen Strecken wie Bari, Pisa und Marrakesch haben einen Großteil der Verluste kompensiert.
Frachtverkehr
Auf Rekordkurs war dagegen die Fracht. Das Frachtvolumen erreichte 2011 mit 743.000 Tonnen ein Plus von 13 Prozent. Damit hat sich die Fracht am Köln Bonn Airport deutlich besser als der Markt entwickelt (Bundesdurchschnitt plus 4,7 Prozent).
Wachstumstreiber seien die Expressfracht-Unternehmen UPS und FedEx. Nachdem 2010 das neue Fracht- und Sortierzentrum von FedEx in Betrieb gegangen ist, kündigte UPS im vergangenen Jahr an, sein Frachtzentrum erheblich zu vergrößern. Rund 145 Millionen Euro sind dafür eingeplant. Es ist die größte Gebäude- und Anlageninvestition außerhalb der USA in der Geschichte von UPS.
Aber auch die allgemeine Luftfracht ist weiter im Aufwind und verzeichnete enorme Steigerungsraten: plus 75 Prozent in 2010 und noch einmal plus 50 Prozent in 2011. Der Anteil am Gesamtfrachtverkehr lag bei rund 23.500 Tonnen.
Wirtschaft
Die Umsatzerlöse lagen 2011 bei 271,5 Millionen Euro, plus 0,5 Prozent zum Vorjahr. Besonders das Non-Aviation-Geschäft, also Parken, Gastronomie und Shops, hat sich mit 83,6 Millionen Euro und plus 2,8 Prozent positiv entwickelt. Hier haben sich die Erträge seit 2002 verdoppelt, der Anteil am Gesamtumsatz liegt bei 31 Prozent. Der Jahresüberschuss beträgt 10 Millionen Euro, ein Plus von 6,6 Millionen Euro zum Vorjahr. Zwar hatte die Flughafengesellschaft gemäß dem Bilanzrechts-Modernisierungsgesetz im vergangenen Jahr 15 Millionen Euro Gewinn ausgewiesen, zieht man aber Einmaleffekte der Umstellung ab, resultiert daraus die Vergleichszahl von 3,4 Millionen Euro Gewinn für 2010. Das operative Geschäftsergebnis 2011 ist mit 71,5 Millionen Euro das beste seit 10 Jahren, ein Plus von 20,6 Prozent zum Vorjahr. Der Materialaufwand reduzierte sich um 9,4 Prozent auf 84,3 Millionen Euro, der Personalaufwand stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum leicht um 0,5 Prozent auf 100,2 Millionen Euro. Die Flughafengesellschaft investierte im vergangenen Jahr 25,2 Millionen Euro, zum Beispiel in Photovoltaikanlagen, die zentrale Ausweisstelle und Großgeräte. Außerdem wurde in Betriebsanlagen, Fahrzeuge und Geräte, Software sowie Betriebs- und Geschäftsausstattung investiert. Die Eigenkapitalquote erhöhte sich gegenüber dem Vorjahr um 1,6 Prozentpunkte auf 33,5 Prozent.
Zehn Jahre Low Cost
Vor zehn Jahren hat der Köln Bonn Airport schwerpunktmäßig auf das Low-Cost-Geschäft gesetzt. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich die Passagierzahlen mit nur noch 5,47 Millionen auf Talfahrt. Nachdem Michael Garvens im Februar 2002 zum Flughafen gekommen war, leitete er den Umschwung ein. Schon ein Jahr später gehörte der Flughafen Köln/Bonn zu den am schnellsten wachsenden Airports Europas. Was hier so gut funktionierte, wurde in Windeseile von anderen deutschen Flughäfen kopiert. Der deutsche Low-Cost-Markt wuchs bis 2007 überproportional; jedes Jahr gingen 100 neue Low-Cost-Strecken an den Start. Am Köln Bonn Airport hatte sich die Zahl der Passagiere binnen fünf Jahren nahezu verdoppelt. Der Nachfrageboom schwächte sich erst in der Wirtschafts- und Finanzkrise der Jahre 2008 und 2009 ab. Erschwerend kamen die Luftverkehrssteuer, der Wettbewerb von Lufthansa und Air Berlin um die Marktführerschaft in Düsseldorf sowie die Konsolidierung bei Air Berlin hinzu. Dennoch hat das Low-Cost-Modell die Luftverkehrslandschaft grundlegend geändert, jeder dritte Passagier in Deutschland fliegt heute günstig.
Ausblick
Für das Jahr 2012 rechnet der Köln Bonn Airport mit einem Plus von 4 Prozent auf rund 770.000 Tonnen Fracht. Der Passagierverkehr bleibt mit 9,6 Millionen Passagieren auf Vorjahresniveau. Das Ergebnis wird 2012 voraussichtlich 6 Millionen Euro betragen. Insbesondere der unerwartet hohe Tarifabschluss im öffentlichen Dienst bremst die Gewinnerwartung.
(red / Flughafen Köln-Bonn)