Reportagen

Der vergessene Crash von Condor 3782

Am 2. Januar 1988 verunglückte eine Boeing 737 der Condor beim Landeanflug auf Izmir. Alle 5 Besatzungsmitglieder und 11 Passagiere, türkische Gastarbeiter, die auf dem Weg in ihre Heimat waren, starben. Ursache für den einzigen tödlichen Unfall, den der deutsche Ferienflieger bisher zu verzeichnen hat, war ein Navigationsfehler der Piloten.

Es war schon dunkel an jenem Samstagnachmittag im Januar 1988, als die 1981 gebaute Boeing 737-230Adv. (Reg.: D-ABHD, 22635/774) mit Kapitän Wolfgang Hechler (48) und Copilot Helmut Zöller (33) im Cockpit in Stuttgart startete und Kurs auf den türkischen Ferienort Izmir nahm. Auftraggeber war ein türkischer Reiseveranstalter, der sich auf den, wie man heute sagen würde, "ethnischen Verkehr", spezialisiert hatte.

Hechler hatte zu diesem Zeitpunkt mehr als 6.000 Flugstunden Erfahrung und flog seit 1984 für Condor. Zuletzt war er am 19. Dezember 1987 in Izmir gewesen. Auch Zöller galt als erfahren. In der Kabine hatten 11 türkische Gastarbeiter Platz genommen, die von den drei Flugbegleitern Lothar Mühlmeister (42), Susan Epple (22) und Susanne Kaltenbach (25) betreut wurden.

Der etwa zweistündige Flug in Richtung Türkei verlief ereignislos. Kurz vor 19 Uhr begann die Besatzung mit dem Sinkflug auf den Adnan Menderes Flughafen von Izmir. Als Pilot Flying fungierte der Erste Offizier Helmut Zöller. Gegen 19:30 Uhr war die Landung auf Piste 35 geplant. Alles verlief bisher planmäßig.

Die Condor Boeing 737-230Adv (D-ABHD) beim Anflug auf Düsseldorf, aufgenommen 1982 - Foto: Udo K. Haafke
Die Condor Boeing 737-230Adv (D-ABHD) beim Anflug auf Düsseldorf, aufgenommen 1982 - Foto: Udo K. Haafke

Doch nach dem Passieren eines ungerichteten Funkfeuer (NDB) verloren die Piloten beim Eindrehen auf den ILS-Anflugkurs für die Piste 35 die Orientierung. Bei völliger Dunkelheit kollidierte die Boeing 737 rund 18 Kilometer vom Flughafen entfernt mit einem Hügel, zerbarst in mehrere Teile und ging in Flammen auf. Ein in letzter Sekunde eingeleiteter Versuch der Piloten, die Maschine wieder hochzuziehen kam zu spät. Alle 16 Menschen an Bord kamen bei dem Crash ums Leben, wobei eine der beiden jungen Flugbegleiterinnen den Absturz vermutlich zunächst überlebt hatte, später jedoch noch an der Unfallstelle ihren Verletzungen erlag. Die ersten Rettungskräfte hatten die Absturzstelle in der unzulänglichen Bergregion nach rund drei Stunden erreicht, konnten jedoch nur noch mit der Bergung der Leichen beginnen.

Im offiziellen Unfalluntersuchungsbericht wurde den beiden Männern im Cockpit die Schuld für den Tod der 16 Insassen von Flug 3782 und den Verlust des Flugzeuges zugesprochen. Sie hätten Fehler bei der Navigation begangen, die aufgrund mangelnder Koordination der Piloten untereinander unentdeckt geblieben seien.

Der Absturz von Condor 3782 war bisher der einzige tödliche Unfall in der Geschichte der 1955 gegründeten und heute zum Thomas Cook Konzern gehörenden Fluglinie.

(red CvD / Titelbild: Die Unglücksmaschine, aufgenommen am 31. März 1987 in Funchal - Foto: Udo K. Haafke)