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Transaero und Vnukovo Airport - die Interviews

Die 1991 gegründete Transaero mit Sitz auf dem Flughafen Vnukovo bei Moskau ist die zweitgrößte russische Fluggesellschaft - und in privater Hand. Austrian Wings Mitarbeiter Peter Hollos traf CEO Olga Pleschakowa und Vasiliy Aleksandrov, den Manager des Airports in Moskau zum Interview. Olga Pleschakowa fungiert seit 2001 als CEO von Transaero und war die erste Frau an der Spitze einer russischen Fluggesellschaft.

Austrian Wings: Transaero wird die 747-8 und den A380 betreiben, weshalb hat man sich für beide Muster entschieden und auf welchen Strecken sollen sie eingesetzt werden?

Olga Pleschakowa: Der A380 soll auf 31 Routen eingesetzt werden, unter anderem Thailand.

Austrian Wings: In welcher Konfiguration wird Ihr unternehmen den A380 betreiben und wann wird er eingeflottet?

Olga Pleschakowa: Der erste A380 wird voraussichtlich im Herbst 2015 geliefert. Das Flugzeug wird 526 Economy, 24 Business und 12 Imperial Class Sitze verfügen.

Austrian Wings: Die Krise in der Ukraine beherrscht die Medien - wir wirkt sie sich auf Ihr Unternehmen aus und was erhoffen Sie sich diesbezüglich für die Zukunft?

Olga Pleschakowa: Transaero flog seit 20 Jahren vier ukrainische Flughäfen an. Auf Grund der Krise sind derzeit Flüge nach Donezk für russische Fluggesellschaften verboten. Diese Destination war aber aufgrund des hohen Auslastungsgrads bis dato für Transaero sehr profitabel. Transaero hofft dass sich die Situation bald wieder bessert da wir nicht nur Einbußen im Passagier- sondern auch im Handelsverkehr haben. Generell konnte der Passagierverkehr in und von der Ukraine vor der Krise einen zweistelligen Zuwachs verzeichnen.

Austrian Wings: Gibt es durch die Situation in der Ukraine auch Auswirkungen, die Ihre Flüge nach Österreich betreffen?

Olga Pleschakowa: Glücklicherweise nicht.

Transaero Boeing 737 747 Symbolbild Foto Peter Hollos

Austrian Wings:Wie relevant ist der Markt Ukraine für Transaero?

Olga Pleschakowa: Die Ukraine ist für Transaero wichtig aber der Passagierverkehr beläuft sich lediglich auf drei Prozent.

Austrian Wings:Wie relevant sind andere europäische Destinationen für Ihr Unternehmen?

Olga Pleschakowa: 2013 ist auf allen europäischen Destinationen der Passagierverkehr um nicht weniger als 15% gestiegen, angefangen von Österreich über Paris. In Paris zum Beispiel konnte im Vergleich zu 2012 ein Wachstum von 54% verzeichnet werden. In 2014 konnten bis dato noch keine Verschlechterung festgestellt werden, ganz im Gegenteil. So ist in Spanien seit Beginn des Jahres das Wachstum um 41% gestiegen.

Austrian Wings: Wie bedeutsam ist der österreichische Markt für Transaero?

Olga Pleschakowa: Österreich ist für Transaero eine traditionelle Strecke. Transaero hat mit Austrian ein Code-Sharing-Agreement seit bereits 2009, das macht Österreich, speziell Wien, zu einer sehr wichtige Destination.

Austrian Wings: Planen Sie weitere Linienverbindungen nach Österreich?

Olga Pleschakowa: Derzeit bedienen wir nur Wien im Codeshare mit Austrian.

Austrian Wings: Wie gut sind Transaero-Flüge durchschnittlich ausgelastet?

Olga Pleschakowa: Die durchschnittliche Auslastung liegt bei 72 Prozent.

Flughafen Moskau Vnukovo Peter Hollos

Austrian Wings: Wie stark spüren Sie die Konkurrenz durch Aeroflot und Rossiya bzw. wie reagieren Sie darauf bzw. grenzen Sie sich ab?

Olga Pleschakowa: Aeroflot und Rossija sind staatliche Fluggesellschaften, Transaero ist eine private Gesellschaft. Mit dem Fokus auf das Businessgeschäft grenzt sich Transaero stark von den beiden staatlichen Unternehmen ab die sich auf den öffentlichen Linienflug konzentrieren.

Austrian Wings: Transaero betreibt vornehmlich Jets aus dem Hause Boeing - wie passt da die Bestellung für den A320neo ins Bild?

Olga Pleschakowa: Transaero ist heute groß genug um bei jedem Hersteller einkaufen zu können. Es ist geplant die 737 „Classic“ Flotte auszuflotten und stattdessen auf die neuen A320neu und A321 zu setzen.

Austrian Wings: Transaero hat sich bisher keiner der großen Allianzen angeschlossen. Ist das für die Zukunft ein Thema?

Olga Pleschakowa: Ein Allianzbeitritt kommt aus heutiger Sicht nicht in Frage da Transaero allgemein für Kooperationen offen ist und diese auch willkommen heißt. So gibt es mehr als 100 Vereinbarungen, unter anderem mit Lufthansa, Turkish Airlines, easyjet oder Austrian, um nur einige zu nennen. Allianzen haben in der Regel den Nachteil dass sie ihre eigenen Strategien verfolgen, diese aber ins eigene Unternehmen mit eingebunden werden müssen. Da diese Allianz-Strategien aber nicht immer mit den eigenen Strategien und Zielen kompatibel sind, sehen wir den Vorteil eher in Vereinbarungen. Wären wir vor 10 Jahren einer Allianz beigetreten, wären wir heute nur eine von vielen Fluglinien.

Austrian Wings: Gibt es bei Transaero auch Pilotinnen?

Olga Pleschakowa: Ja, derzeit haben wir vier Flugzeugführerinnen.

Austrian Wings: Wir danken für das Gespräch!

Vnukovo ist die Heimatbasis von Transaero, die rund 25 Prozent Passagieranteil hält. Aktuell wird der Airport von rund 25 Fluggesellschaften angeflogen. Der Flughafen ist heute der dem Moskauer Zentrum am nächsten gelegene. Er hat eine direkte Anbindung an 3 Autobahnen und an das Eisenbahnnetz. So gibt es eine Zusammenarbeit mit der russischen Hochgeschwindigkeits-Eisenbahn. Für die Zukunft ist der Anschluss an Moskaus U-Bahn-Netz geplant.

Vasily Aleksandrov Moskau Vnukovo Foto Peter Hollos

Austrian Wings: Weshalb ein U-Bahn-Anschluss, ist die klassische Eisenbahn nicht kostengünstiger?

Vasiliy Aleksandrov: Prinzipiell ja, jedoch stößt die Eisenbahn an ihre Kapazitätsgrenzen. Um noch mehr Kapazitäten zu bekommen, wird schon nach Alternativen gesucht, z.B. Doppelstockwägen. Da die U-Bahn aber auf Grund der Stadtentwicklung sowieso verlängert wird, stellt sich die Fragen nach „billiger“ nicht.

Austrian Wings: Wie will Ihr Airport im Konkurrenzkampf mit den anderen Moskauer Flughäfen bestehen?

Vasiliy Aleksandrov: Wir legen größten Wert auf den Komfort für die Passagiere. So wird das neue Hilton-Hotel, so wie bereits die Eisenbahnstation, durch einen unterirdischen Gang an das Terminal angebunden. Das hat den Vorteil, dass bei eisiger Kälte, Regen oder Schnee niemand ins Freie muss um ins Terminal zu gelangen.

Austrian Wings: Was sind Ihre strategischen Ziele für die Zukunft und wie sieht es mit dem Bau einer dritten Landebahn aus?

Vasiliy Aleksandrov: Unser Flughafen konnte im Jahr 2013 ein Wachstum von 15% verzeichnen. Für 2014 sind 20% angepeilt. 2004 wurden 2,5 Millionen Passagiere abgefertigt – 2013 waren es schon 11,2 Millionen, für heuer erwarten wir 14,8 Millionen Gäste, wobei die Kapazitätsgrenze aktuell bei 20 Millionen Passagieren jährlich liegt. Platz für eine dritte Piste gibt es, allerdings wurde diese bisher nicht umgesetzt, da wir noch Kapazitäten haben.

Austrian Wings: Danke für das Gespräch!

Peter Hollos (Text & Fotos) für Austrian Wings