International

Auftakt zum islamistischen Terror gegen den Westen: 20. Jahrestag von 9/11

Der Anschlag auf das WTC am 9. September 2001 veränderte die Welt für immer.

Heute vor 20 Jahren erschütterte der Anschlag auf das World Trade Center in New York sowie auf das Pentagon die Welt. Rund 3.000 Menschen kamen an diesem Tag ums Leben, unzählige weitere starben in den vergangenen 20 Jahren an den Folgen der Anschläge. Gleichzeitig war 9/11 auch der Auftakt zu einer Welle des radikal-islamischen Terrors in der ganzen westlichen Welt, die bis heute anhält.

Der 11. September 2001 ist einer jener Tage, von denen wohl alle Menschen wissen, was sie damals getan haben. Er hat sich fest ins kollektive Gedächtnis eingebrannt. Doch der Reihe nach. Nach den Erfahrungen bei Flugzeugentführungen der 1970er und 1980er Jahre galt in der Luftfahrt die Devise, Entführer nicht unnötig zu provozieren, sondern im notwendigen Maße mit ihnen zu kooperieren, um Blutvergießen zu verhindern. Das sollte sich an diesem Tag bitter rächen und auch die Luftfahrt für immer verändern.

Denn an diesem  Tag kaperten 19 radikalisierte junge Muslime in den USA vier Verkehrsflugzeuge und setzten sie als tödliche Waffe ein. Geplant wurden die Anschlage vom radikal-islamischen Terrornetzwerk Al-Qaida, dessen Kopf der ironischerweise einst von den USA selbst ausgebildete Osama bin Laden war. Zur Umsetzung des Planes hatten einige der Terroristen zuvor Flugunterricht in den USA genommen.

American Airlines Flug 11
Flug AA 11 war das erste Opfer der Terroristen. Um 07:59 Uhr hob die Boeing 767-223ER mit insgesamt 92 Menschen an Bord von Startbahn 4R in Boston ab und sollte nach Los Angeles fliegen. Doch unter den 92 Insassen befanden sich auch fünf Terroristen, darunter der Akademiker Mohammed Atta, der sich laut Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden während seines Studiums in Deutschland dem radikalen und gewalttätigen Islam zugewandt hatte. Kurz nach dem Start drangen die mit Teppichmessern bewaffneten Entführer ins Cockpit ein, töteten die Piloten und übernahmen die Kontrolle über das Flugzeug. Die Passagiere wurden von den Terroristen angewiesen, sich ruhig zu verhalten, dann würde ihnen nichts geschehen. Diese Details sind bekannt, weil es der Flugbegleiterin Betty Ong und einigen ihrer Kolleginnen gelang, mittels Satellitentelefon aus der entführten Boeing mit der American Airlines-Zentrale Kontakt aufzunehmen. Aus diesem Telefonat war auch zu entnehmen, dass die Terroristen zu diesem Zeitpunkt bereits mindestens zwei Flugbegleiterinnen und einen Passagier brutal erstochen hatten. Doch die Entführer hatten von Anfang an die Absicht zu sterben und steuerten die Boeing 767 um 08:46 Uhr Ortszeit in den Nordturm des World Trade Centers. Keiner der Menschen an Bord hatte eine Überlebenschance.

United Flug 175
Flug UA 175, ebenfalls eine Boeing 767-200, startete um 8:14 Uhr Lokalzeit von Boston und hatte - so wie AA 11 - das Ziel Los Angeles. Unter den 65 Insassen befanden sich fünf Entführer, die nach dem gleichen Modus Operandi wie ihre Glaubensbrüder an Bord von AA 11 vorgingen. Mehreren Passagieren und einem Crewmitglied gelang es, Anrufe aus der entführten Maschine zu tätigen. Bei ihrem Anflug auf das World Trade Center wäre die Boeing 767 beinahe mit einem anderen Verkehrsflugzeug in der Luft kollidiert. Um 09:02 Uhr Ortszeit schlug der Jet in den Südturm des World Trade Centers ein.

American Airlines Flug 77
Beinahe zeitgleich mit den beiden erstgenannten Flügen wurde auch der Flug AA 77 von  Washington Dulles International Airport nach Los Angeles von fünf radikalisierten Muslimen entführt und um 09:37 Uhr Lokalzeit ins Pentagon gesteuert, wobei alle 64 Menschen an Bord ums Leben kamen.

Die Helden von Flug UA 93
Von  Newark nach San Francisco sollte Flug UA 93 führen. An Bord der Boeing 757-200 befanden sich 44 Menschen sowie eine ungeborenes Baby. Unter den Insassen waren aber auch vier Terroristen. Um 9:24 Uhr wurden die Piloten von einem Fluglotsen gewarnt: "Beware any cockpit intrusion – two aircraft hit World Trade Center.“ Zwei Minuten später baten die Piloten die Flugverkehrskontrolle um eine Bestätigung und wiederum zwei Minuten später hörten die Fluglotsen am Boden Hilfeschreie der Crew - offenbar waren die islamischen Terroristen ins Cockpit eingedrungen und töteten die Piloten. Kurz darauf machte einer der Entführer mit arabischem Akzent eine Ansage an die Passagiere: "Ladies and gentlemen: Here the captain, please sit down keep remaining seating. We have a bomb on board. So sit." Kurz darauf ging die Maschine in den Tiefflug über und nahm Kurs auf Washington. Zeitgleich telefonierten mehrere Passagiere mit Freunden und Familienmitgliedern am Boden und erfuhren so von den drei anderen Entführungen und Abstürzen. Mehrere Passagiere beschlossen daraufhin, die Entführer zu attackieren. Obwohl es dieses Helden nicht gelang ins Cockpit zu gelangen, hatten sie doch einen gewissen "Erfolg". In dem Wissen, dass sie ihr Ziel aufgrund der Gegenwehr der Passagiere ohnedies nicht mehr erreichen würden, ließen die Islamisten das Flugzeug auf einem Feld  in Somerset County, Pennsylvania, abstürzen. Auch hier gab es keine Überlebenden.

Einsturz des WTC
Der Südturm des World Trade Centers stürzte um 09:59 Uhr, nur 57 Minuten nach dem Einschlag von Flug UA 175 ein. Der zuerst (um 08:46 Uhr) getroffene Nordturm stand noch bis 10:28 Uhr, ehe die vom Kerosinfeuer geschwächte Struktur (Verschwörungstheoretiker sprechen bis heute davon, dass die Türme kontrolliert gesprengt wurden, obwohl von den Einschlägen der Flugzeuge sogar Videoaufnahmen existieren) nachgab und der Turm schließlich ebenfalls in sich zusammenstürzte. Neben den beiden mehr als 400 Meter hohen Türmen wurden auch weitere Gebäude des WTC schwer in Mitleidenschaft gezogen. WTC 7 stürzte einige Stunden nach den Anschlägen ein, mehrere weitere Gebäude mussten in der Folge abgerissen werden.

Opfer im Pentagon
Im Pentagon starben beim Einschlag von Flug AA 77 184 Menschen ums Leben.

Gesamtzahl der Opfer
Offiziell wird die Gesamtzahl der Opfer vom 9/11 mit 2.996 aus 92 Ländern angeben. Ein großer Teil der Opfer aus den beiden Türmen des World Trade Centers konnte bis heute nicht identifiziert werden, da oftmals nur kleinste Knochenfragmente übrig blieben. Zum Gedenken an die Terroropfer wurden zahlreiche Erinnerungsstätten geschaffen, darunter das National September 11 Memorial and Museum, das Pentagon-Memorial und das Flight 93 National Memorial.

"Inoffizielle Opfer"
Neben den offiziell als Opfer gezählten Toten gibt es Tausende weitere Menschen, die durch 9/11 ums Leben kamen oder schwer erkrankt sind. Beim Einsturz der Zwillingstürme wurde eine hochgiftige Staubwolke, die unter anderem Asbest enthielt, freigesetzt und überzog weite Teile der Stadt Manhatten. Viele Anrainer aber auch Polizisten, Feuerwehrleute und Sanitäter, erkrankten in den folgenden Jahren schwer oder starben - unter anderem an Krebserkrankungen. Darüber hinaus wurde eine unbekannte Zahl von Menschen psychisch schwerst traumatisiert, zum Teil ohne je angemessene psychologische Hilfe erhalten zu haben.

Auswirkungen auf den Flugverkehr
Als Folge von 9/11 wurden weltweit die Sicherheitsbestimmungen in der Luftfahrt verschärft und unter anderem gepanzerte Cockpittüren sowie neue Anti-Terrorgesetze eingeführt.

Reaktionen
Während die Anschläge in der westlichen Welt einhellig verurteilt wurde, bejubelten radikale Muslime in aller Welt die Attacke auf die USA, die vor allem im Nahen Osten von vielen Menschen als Feind betrachtet werden - auch wegen der israelfreundlichen Politik der USA. Die USA sowie die NATO marschierten in der Folge in Afghanistan ein, da sich der Al-Quaida-Chef Osama bin Laden dort versteckt hielt. Heuer endete der Afghanistan-Krieg nach 20 Jahren mit einer Niederlage des Westens und dem überstürzten Abzug aller NATO-Verbände.

Auftakt zu weiterem Terror
9/11 war aber auch der Auftakt zu einem wahren Reigen weiterer islamistischer Terroranschläge in der Freien Welt, bei denen unzählige unschuldige Opfer starben. Besonders zu nennen sind hier unter anderem die Terrorattacken von Madrid 2004, der Terror von London 2005, der Terror gegen die Satirezeitschrift Charlie Hebdo 2015, der Terroranschlag auf den Flughafen Brüssel im Jahr 2016,  der Terroranschlag von Nizza im gleichen Jahr sowie der ebenfalls 2016 erfolgte Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt in Berlin, Und diese Liste ist bei weitem nicht vollzählig.

Mehrere Anschläge in Österreich
Auch Österreich blieb bisher vom islamistischen Terror nicht verschont. Neben dem teilweise gefilmten und live via Internet übertragenen Anschlag durch einen amtsbekannten Gefährder vom 2. November 2020 in Wien, wertet Dr. Nicolas Stockhammer, seines Zeichens Staatswissenschafter und Terrorismusforscher der Universität Wien, die von der Politik verharmlosend als "Amokfahrt" bezeichnete Tat eines Bosniers in Graz im Jahr 2015 ebenfalls als Terroranschlag. Damals fuhr  Alen R. (26) mit einem SUV in der Grazer Fußgängerzone gezielt Menschen an und tötete drei Passanten, darunter ein vierjähriges Kind. Außerdem stieg er laut Zeugenaussagen aus dem Wagen aus und attackierte anschließend Überlebende mit einem Messer, das er mitgeführt hatte. Und im Oktober 2019 hatte ein afghanischer Migrant, der in Österreich um Asyl angesucht hatte, im oberösterreichischen Wullowitz zwei Menschen erstochen. Für Stockhammer auch das ein islamistischer Terrorakt, wie er im Vorjahr der "Wiener Zeitung" erklärte.

"Seit 9/11 sind wir hilflos und versuchen mit irgendwelchen Parolen die Lage zu beruhigen. Aber der Islamismus ist weltweit auf dem Vormarsch. Wir hatten in Deutschland vor wenigen Jahren 300 Gefährder oder gewaltbereite Islamisten, heute sind es 6.000 und 40.000 Unterstützer. Das zeigt, dass solche Parolen nicht helfen, man muss die Probleme ehrlich benennen und darf das Gewaltpotenzial des Islam nicht unter den Teppich kehren."
Terrorexperte & Politologe Hamed Abdel-Samad 2016 im Interview mit der liberalen Tageszeitung "Standard"

Für den deutsch-ägyptische Politologen Hamed Abdel-Samad ist es kein Zufall, dass all diese Terroranschläge im Namen des Islam begangen wurden. Der Autor mehrere Sachbücher zur Thematik steht unter ständigem Polizeischutz, da radikale Muslime seinen Tod fordern, denn er habe den Propheten Mohammed beleidigt, so ihr Vorwurf. Im Interview mit der links-liberalen österreichischen Tageszeitung "Der Standard" sprach der Experte bereits im Jahr 2016 davon, dass es "eine Gewaltseuche im Herzen des Islam" gebe und der Westen gegenüber radikalen Tendenzen im Islam zu nachsichtig sei: "Die Politiker in Europa dürfen nicht naiv sein und im Namen der Toleranz zulassen, dass die Intoleranten ihre Infrastrukturen ausbeuten." Natürlich seien bei weitem nicht alle Muslime Terroristen oder Terrorsympathisanten, aber die vorhandenen Probleme dürften nicht ignoriert werden, so der Tenor des Fachmanns. Und er fordert seither eine schonungslose offene Debatte dieser Probleme:

"Wer einen ehrlichen Blick auf die Welt wirft, stellt fest, dass alle islamischen Länder von dieser Seuche befallen sind – auch alle europäischen Staaten, wo Muslime leben. Wir haben ein ernsthaftes Problem. Wir haben eine richtige Gewaltseuche im Herzen des Islam. Die Lösung kann nie sein, dass wir unsere humanistische, vernünftige Islamkritik verstummen lassen, damit die Islamisten nicht sauer werden oder das rechtsradikale Lager nicht wächst."
Terrorexperte & Politologe Hamed Abdel-Samad 2016 im Interview mit der liberalen Tageszeitung "Standard"

(red HP)