Österreich

"Hungerlohn" am Flughafen Wien: VIAS-Mitarbeiter kündigen Betriebsversammlung an

SYMBOLBILD: VIAS-Mitarbeiter am Flughafen Wien - Foto: Austrian Wings Media Crew

Am kommenden Dienstag müssen sich Reisende auf erhebliche Verspätungen am Flughafen Wien einstellen. Der Grund: Die Mitarbeiter der Flughafen Wien Tochter VIAS halten eine Betriebsversammlung ab. Das Personal kämpft für bessere Bezahlung.

Der Hintergrund: Um Kosten zu sparen, lagerte die Flughafen Wien AG die Sicherheitskontrolle schon vor Jahren an eine eigenes gegründete Tochter mit dem Namen VIAS aus. VIAS steht für Vienna International Airport Security Services. Auf dem Portal "Kunuu" wird die VIAS als Arbeitgeber seit Jahren eher mittelmäßig bewertet, am schlechtesten schneiden die Bewertungen ab, wenn es um das Gehalt geht.

So schrieb ein VIAS-Mitarbeiter im Mai dieses Jahres auf "Kunuu" zu seiner Situation: "Ausbeutung, kein Rückhalt, schlechte Ausbildung im mittleren Management", ein anderer äußerte sich mit den Worten: "Mehr Gehalt zahlen, sogar die Putzkräfte haben einen besseren Kollektivvertrag".

"Hungerlohn"
Und genau das Gehalt ist jetzt auch der Knackpunkt, wegen dem der Betriebsrat und die Gewerkschaft laut einem Bericht des "Kurier" zu einer Betriebsversammlung aufgerufen haben. Betriebsratschef Walter Burianek geht davon aus, dass 600 bis 800 der rund 950 Beschäftigten an der Versammlung teilnehmen werden. Sie beginnt am Dienstag um 9 Uhr.

Gewerkschaft und Personalvertreter sprechen von einem "Hungerlohn" von dem man schon vor der Teuerung durch den Ukraine-Krieg mehr schlecht als recht leben konnte. Das Einstiegsgehalt liegt bei unter 10 Euro brutto pro Stunde, womit sich bei einer 40-Stundenwoche gerade einmal rund 1.700 Euro brutto ergeben. Das ist vergleichbar mit der Bezahlung eines Anfängers bei McDonalds. Selbst bis zum 16. Dienstjahr (wobei kaum jemand so lange beim Unternehmen bleibt) steigt der Stundenlohn bei der VIAS nur auf 11,40 Euro brutto.

Höchst verantwortungsvoller Job
Mag die Tätigkeit auch auf den ersten Blick einfach anmuten, so darf nicht vergessen werden, dass die Mitarbeiter an der Sicherheitskontrolle einen enorm verantwortungsvollen Job haben. Wenn sie nicht ordentlich arbeiten oder wegen des Dumpinglohns nur unmotiviertes/unqualifiziertes Personal den Job machen will, könnte es Terroristen relativ einfach gelingen, Waffen durch die Sicherheitskontrolle zu schmuggeln.

Betriebsrat und Gewerkschaft fordern deshalb eine deutliche Lohnerhöhung.

"Wir fordern eine Angleichung des Lohnniveaus an jenes auf deutschen Flughäfen. Im Nachbarland werden die Löhne für Flughafen-Kontrollorgane bis April 2023 auf einen Stundenlohn von 20,60 Euro brutto harmonisiert. Das entspricht einer Verdoppelung des österreichischen Stundenlohns."
Vida-Gewerkschafter Daniel Liebhart

Am vergangenen Montag habe es diesbezüglich ein Gespräch mit den Verantwortlichen der Wirtschaftskammer gegeben. Diese habe die Aufnahme von entsprechenden Kollektivvertragsverhandlungen jedoch abgelehnt.

Laut "Kurier" zeigte sich der Flughafen Wien "überrascht" über den Vorstoß der Personalvertreter. Das Blatt zitierte Flughafensprecher Peter Kleemann mit den Worten: "Das hier von der Gewerkschaft zelebrierte Säbelrasseln auf dem Rücken der Passagiere ist aus Sicht des Flughafens völlig unnötig."

Kleemann verwies darauf, dass das aktuelle Gehaltsschema "gemeinsam mit Gewerkschaft und Betriebsrat beschlossen" worden sei. Für Mai 2023 sei eine weitere Lohnerhöhung vorgesehen, Verhandlungen gebe es aber noch keine.

(red )