Traumjob Flugverkehrsleiter
Täglich starten und landen in Österreich hunderte Verkehrsflugzeuge, überqueren unser Land hunderte Charter- und Linienmaschinen. Damit die Reisenden sicher an ihr Ziel kommen, müssen diese Flugbewegungen professionell koordiniert werden. In Österreich übernehmen die Flugverkehrsleiter der Austro Control diese verantwortungsvolle Aufgabe. Doch was genau ist die Austro Control? Und was tun Fluglotsen eigentlich? Wie wird man "Air Traffic Controller", wie es in der Fachsprache heißt? – Austrian Wings hat für Sie hinter die Kulissen geblickt und stellt Ihnen im zweiten Teil Reportage die einzelnen Bereiche vor.
Das ACC
Im dritten Wiener Gemeindebezirk, genauer gesagt in der Schnirchgasse, befindet sich das so genannte Area Control Centre, das Herzstück der österreichischen Luftverkehrskontrolle.
In diesem Bereich sind rund 110 Flugverkehrsleiter im Schichtdienst tätig, denn das Area Control Centre ist, wie die anderen Bereiche der Flugsicherung auch, selbstverständlich an sieben Tagen in der Woche, 365 Tagen im Jahr, rund um die Uhr besetzt.
Höchste Konzentration ist unabdingbar, schließlich stecken hinter jedem kleinen Punkt am Radarschirm hunderte von Menschenleben und zig Millionen an Sachwerten
Im ACC werden sämtliche Überflüge durch den österreichischen Luftraum auf Reiseflughöhe betreut. Täglich koordinieren die Fluglotsen des ACC bis zu 3.500 Flugbewegungen.
Martin Pötsch von der Austro Control: "Wir sind dafür verantwortlich, dass der Flugverkehr möglichst sicher und ökonomisch abgewickelt wird."
Dabei arbeiten die Flugverkehrsleiter nicht mehr nach den exakten Staatsgrenzen, sondern haben, so Pötsch, "gemeinsam mit den Nachbarkontrollstellen im Ausland gerade Linien definiert, an denen die Übergabe der Verantwortung erfolgt."
Während des Steigfluges übernehmen die Lotsen dieses Bereiches die Koordination der abfliegenden Maschinen von ihren Kollegen vom Approach. Umgekehrt übergeben sie die Verantwortung für Flüge im Sinkflug an den jeweiligen Approach. Für den Flughafen Wien erfolgt diese Übergabe jeweils in einem Radius welcher der Entfernung vom Flughafen zum Raum Mödling entspricht.
Doch bereits vor dem Start des Luftfahrzeuges an seinem Ausgangspunkt erhalten die Flugverkehrsleiter via Computer eine Vorabinformation über den geplanten Flug, und etwa 20 Minuten vor dem Einflug in den österreichischen Luftraum bekommen die Fluglotsen im ACC die exakte gegenwärtige Position des Flugzeuges, welches sie in Kürze übernehmen werden, mitgeteilt.
Der Approach
Diese Abteilung der Austro Control befindet sich im achten Stock des Kontrollturmes am Flughafen Wien und wird von rund 45 Lotsen im "24/7"-Schichtdienst betreut.
Der Approach ist verantwortlich für den an- und abfliegenden Verkehr in der näheren Umgebung des jeweiligen Verkehrsflughafens.
Der Tower
Die Lotsen der Kontrollstelle, die im Fachjargon "Tower" oder kurz "TWR" genannt wird, haben es sprichwörtlich hoch hinaus geschafft. Ihr Arbeitsplatz befindet sich im obersten Stockwerk des Kontrollturmes und bietet einen fantastischen Ausblick. Am Beispiel Wien ist dieser Arbeitsplatz mehr als 100 Meter über dem Boden, in der so genannten "Kanzel".
Von hier aus überblicken die Lotsen das gesamte Flughafenareal, was besonders bei Notfällen enorm wichtig ist; bei der Hapag Lloyd Notlandung im Jahr 2000 konnten die Flugverkehrsleiter vom wesentlich niedrigeren alten Kontrollturm aus nicht direkt bis zur Unfallstelle sehen
Die rund 45 Lotsen, welche hier ihren Dienst versehen, sind verantwortlich für den gesamten Bodenrollverkehr und betreuen die an- und abfliegenden Flugzeuge in unmittelbarer Umgebung des Flughafens. Und "unmittelbar" ist hierbei tatsächlich wörtlich zu nehmen, denn ein startendes Flugzeug etwa wird spätestens wenige Minuten nach dem Start an den Approach weitergeleitet.
Detailansicht des Arbeitsplatzes eines Towerlotsen
Der Flughafen Wien verfügt über ein hochmodernes Bodenradarsystem. Welche tragische Folgen das Fehlen eines solchen oder ein ausgefallenes Bodenradar haben kann, zeigte sich am 13. Oktober 2001 in Mailand, als eine MD 87 der SAS und ein Privatjet im Nebel kollidierten und 119 Menschen den Tod fanden; mit einem funktionierenden Bodenradarsystem hätte der Unfall wahrscheinlich verhindert werden können.
Das Team von Austrian Wings hofft, seinen Lesern mit den beiden Teilen dieser Reportage einen interessanten Einblick in die Ausbildung und den Alltag der Flugverkehrsleiter in Österreich gegeben zu haben.
Falls wir Ihr Interesse an dieser spannenden und abwechslungsreichen Tätigkeit geweckt haben, empfehlen wir Ihnen einen Besuch der Infonight der Austro Control am 2. Oktober 2010 in der Schnirchgasse.
Wir bedanken uns bei Austro Control recht herzlich für die Unterstützung bei der Erstellung dieser Reportage.
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(red / Fotos: Austrian Wings Media Crew)