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Fotoreportage: Die B-25 der Flying Bulls - zu Besuch bei den "Bullen" in Salzburg

Die B-25, ein zweimotoriger Bomber aus dem Zweiten Weltkrieg ist eine Legende. Benannt nach dem berühmten US-Fliegergeneral Billy Mitchell, kam sie auf nahezu allen Schauplätzen dieses Krieges zum Einsatz, flog von einem Flugzeugträger (!) aus den ersten US-Vergeltungsangriff auf Tokio, nachdem die Japaner Pearl Harbour attackiert hatten, und erfreut sich noch heute in der Warbird-Szene großer Beliebtheit. Insgesamt wurden rund 10.000 B-25 produziert, von denen weltweit nur noch eine handvoll flugfähige Exemplare existieren. Seit 1997 ist ein solches auch in Österreich zu bewundern. Und, wie könnte es anders sein, die B-25 gehört zur Sammlung der Flying Bulls. Austrian Wings hat sich für seine Leser im Hangar 7 und 8 in Salzburg umgesehen und die Geschichte dieses silbernen Riesenvogels recherchiert.

Cockpit der B-25 während eines Fluges über Salzburg
Cockpit der B-25 während eines Fluges über Salzburg

Die Maschine der Flying Bulls mit der Registrierung N6123C verließ die Werkshallen in Kansas City am 5. August 1945 (einen Tag vor dem Atombombenabwurf auf Hiroshima) mit der Produktionsnummer 44-86893A und kam nicht mehr zum Kriegseinsatz. Stattdessen diente sie als elektronische Testplattform und landete schließlich auf einem Flugzeugfriedhof. Anders als die meisten ihrer Artgenossen, konnte sie diesen jedoch in den 1970er Jahren wieder verlassen, als sie von einer privaten Firma mit der Absicht, die Maschine zum Löschflugzeug umzubauen, um 1.900 Dollar gekauft wurde.

Für ihre Größe ist die B-25 erstaunlich wendig, etwas, das ihr bei den Luftkämpfen im Zweiten Weltkrieg zugute kam
Für ihre Größe ist die B-25 erstaunlich wendig; etwas, das ihr bei den Luftkämpfen im Zweiten Weltkrieg zugute kam.

Doch aus dieser B-25 wurde auch kein Wasserbomber - stattdessen ging sie in den 1980er Jahren an einen Fliegerclub in Kansas City (ihrer Geburtsstadt), der sie auf den Namen "Fairfax Ghost" taufte.

Der Unfall

Am 22. Mai 1988 verunglückte die Maschine auf einer glatten Landebahn und schlitterte in einen neben der Piste geparkten Toyota, wobei nicht nur der Pkw, sondern auch die B-25 schwer beschädigt wurde. Aufgrund des hohen Reparaturaufwands wurde die Mitchell stillgelegt und versankt die kommenden 6 Jahre in einem Dornröschenschlaf.

Die Wiedergeburt

Im Jahr 1994 entdeckte Sigfried "Sigi" Angerer, späterer Chefpilot der Flying Bulls, der schon die Corsair nach Österreich geholt hatte und später auch die P-38 Lightning in die Alpenrepublik holen sollte, das Flugzeug. Wenig später war klar, die Mitchell würde in Österreich ihre neue Heimat finden und in die Sammlung historischer Flugzeuge von Dietrich "Didi" Mateschitz integriert werden.

B-25 zur Wartung im Hangar 8 während der Winterpause.
B-25 zur Wartung im Hangar 8 während der Winterpause.

Bevor es soweit war, musste das Flugzeug jedoch in den USA generalüberholt werden und erhielt eine komfortable Inneneinrichtung. Diese Arbeiten dauerten drei Jahre und kosteten 25.000 Arbeitsstunden.

Im vorderen und hinteren (Bild) Rumpfbereich befinden sich einige Passagiersitze; dazwischen ist die Einstiegsluke zu erkennen
Im vorderen und hinteren (Bild) Rumpfbereich befinden sich einige Passagiersitze; dazwischen ist die Einstiegsluke zu erkennen.

Der Überstellungsflug

Dann, im September 1997, war es endlich soweit - Sigi Angerer überstellte die Mitchell, gemeinsam mit Karl Koidl und den beiden US-Piloten Neil Anderson und Nelson Ezell, nach Österreich. Begleitet wurde der Flug von einem Fotograf des "fliegerMagazins", der seine fantastischen Fotoaufnahmen später in einem Artikel publizierte.

In seinen Aufzeichnungen notierte Angerer über diesen Flug:

"Voll getankt und voll beladen mit Ersatzteilen starteten wir gegen Nordosten. Fuel-Stops in Kanada und Labrador verliefen planmäßig - in Frobisher Bay gab es Benzin nur in Fässern und Selbstbedienung nur mit Handpumpe. Ein Tief über der Nordsee machte mir einiges Kopfzerbrechen: Es regnete stark, auch im Cockpit, da die vielen kleinen Scheiben nicht dicht waren. Wenn kurzfristig die Wolken aufrissen, konnte ich unter mir haushohe Wellen mit waagerecht sprühender Gischt sehen und war deshalb froh, bald wieder in die Nebelsuppe einzutauchen.

Zwei Stunden später lockerten die Wolken wieder auf, wir hatten einen herrlichen Blick auf die norwegische Küste und landeten mit guter Treibstoffreserve im norwegischen Stavanger ein. Das Flugzeug lief perfekt, 2000 Liter Benzin, sechs Sandwiches - und weiter ging der Flug nach Salzburg. Von weitem konnten wir die Berge Österreichs sehen, bevor wir in der Dunkelheit in Salzburg aufsetzten. Eine Landung in Innsbruck, wie eigentlich vorgesehen, war nach 20.00 Uhr nicht möglich. Das war mir aber sehr recht, denn so konnte Didi gleich als Erster in unsere Neuerwerbung einsteigen. Da wir Steirer immer davon träumten mit der B-25 durch das Mürztal zu fliegen, führte uns unser nächster Flug natürlich über Leoben, Bruck und St. Marein nach Mürzzuschlag. Es war Vanille-Schoko-Eis mit bester Sahne!"

Foto: Austrian Wings Media Crew

Doch wir wären nicht in Österreich, hätte es nicht bürokratische Hürden gegeben - als "Privatflugzeug" durfte die B-25 nach 20:00 Uhr in Innsbruck nicht mehr landen, musste deshalb nach Salzburg ausweichen und am nächsten Tag erneut Innsbruck ansteuern.

Blick in den heutzutage - Gott sei Dank - ungenutzten Bombenschacht; auch hier sieht alles aus, als käme die Maschine direkt aus der Fabrik.
Blick in den heutzutage - Gott sei Dank - ungenutzten Bombenschacht; auch hier sieht alles aus, als käme die Maschine direkt aus der Fabrik.
Blick auf den Hangar 7, im Vordergrund der Steuerbordmotor der Mitchell.
Blick auf den Hangar 7, im Vordergrund der Steuerbordmotor der Mitchell.

Seit 2003 hat sie ihre Heimat im Salzburger "Hangar 7" gefunden und ist seither gefeierter Star auf Airshows im In- und Ausland, vorgeführt von nur insgesamt drei Piloten, die diese Lady der Lüfte fliegen dürfen...

Fotoimpressionen:

Das modernisierte Cockpit der B-25.
Das modernisierte Cockpit der B-25.
Das Triebwerksbedienpanel der Mitchell; die historischen Kolbenmotoren benötigen viel Fingerspitzengefühl: Mit den beiden schwarzen Hebeln links wird die Treibstoffzufuhr (Gas) geregelt, die beiden blauen Hebel in der Mitte regeln den Anstellwinkel der
Das Triebwerksbedienpanel der Mitchell; die historischen Kolbenmotoren benötigen viel Fingerspitzengefühl: Mit den beiden schwarzen Hebeln links wird die Treibstoffzufuhr (Gas) geregelt, die beiden blauen Hebel in der Mitte regeln den Anstellwinkel der Luftschrauben, während die beiden roten Hebel rechts das Benzin-Luftgemisch in den Vergasern beeinflussen.
Blick nach hinten aus dem ehemaligen Heckgefechtsstand, aufgenommen beim Flug über das Salzburger Land
Blick nach hinten aus dem ehemaligen Heckgefechtsstand, aufgenommen beim Flug über das Salzburger Land.
Im Cockpit sind Teamwork und Muskelkraft gefragt.
Im Cockpit sind Teamwork und Muskelkraft gefragt.
Blick auf das rechte Seitenleitwerk, aufgenommen aus dem einstigen Heckgefechtsstand.
Blick auf das rechte Seitenleitwerk, aufgenommen aus dem einstigen Heckgefechtsstand.
Blick auf den gewaltigen Backbord-Sternmotor der "Mitchell".
Blick auf den gewaltigen Backbord-Sternmotor der "Mitchell".
Um in den verglasten Bug der Mitchell zu gelangen, muss man durch einen schmalen Tunnel unter dem Cockpit...
...durchrobben...
"Erste Reihe fußfrei": Im verglasten Bug der Mtchell hat man einen unvergesslichen Ausblick ...
...und wird dafür mit einem traumhaften Ausblick belohnt!
Blick aus dem verglasten Bug in Richtung des Steuerbordmotors
Blick aus dem verglasten Bug in Richtung des Steuerbordmotors
Short final in Salzburg ...
Short final in Salzburg...
Abendstimmung in Salzburg...
Abendstimmung in Salzburg...

Technische Daten:

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Wir bedanken uns sehr herzlich bei den Flying Bulls und allen Beteiligten für die freundliche Unterstützung bei dieser Reportage.

Text: CvD
Fotos: Austrian Wings Media Crew