Punktlandung

Warum Sicherheitskontrollen für Crews weitgehend sinnlos sind

Seit einigen Jahren müssen Piloten und Flugbegleiter auf dem Weg zu ihrem Arbeitsplatz, dem Flugzeug, ähnlich lästige und zeitraubende Sicherheitskontrollen wie ihre Passagiere über sich ergehen lassen. Nicht erst seit dem Absturz von Germanwings Flug 9525 bezweifeln viele Crewmitglieder die Sinnhaftigkeit dieser Maßnahme. Eine Punktlandung aus gegebenem Anlass.

Täglich wundern sich unzählige Passagiere über folgenden Anblick auf den Flughäfen dieser Welt: Flugbegleiter und Piloten, die durch Metalldetektoren gehen und mitunter ihre Schuhe und Gürtel ausziehen müssen, um von gewissenhaften Sicherheitsdienstmitarbeitern kontrolliert zu werden. Manchmal (kein Scherz!) müssen Flugbegleiterinnen sogar ihre Haarnadeln ablegen und dann erneut durch den Metalldetektor gehen. Erst, wenn die dort agierenden Kontrolleure grünes Licht gegeben haben, darf die Besatzung den Weg zu ihrem Flugzeug fortsetzen. Und diese Kontrollen sind noch nicht einmal einheitlich, sondern variieren von Land zu Land, und sogar von Flughafen zu Flughafen mitunter sehr stark. Klingt absolut idiotisch - und ist es auch. Darin sind sich alle vom Autor im Vorfeld der Veröffentlichung dieses Beitrages befragten Airliner einig. Die absolute Unsinnigkeit dieser Maßnahme sollte spätestens seit dem Germanwings-Crash auch jedem Politiker mit ein wenig Haus- und Sachverstand (ok, genau hier könnte womöglich das Hauptproblem liegen ... ) klar sein.

"Für mich war die Crew-Sicherheitskontrolle immer schon eine Maßnahme, die nur zur Beruhigung der Passagiere dienen soll. Die Sinnhaftigkeit ist jedenfalls zweifelhaft."

Ein Airbus-Pilot gegenüber Austrian Wings

Piloten und Flugbegleiter haben es nämlich gar nicht nötig, Waffen oder Sprengstoff an Bord von Verkehrsflugzeugen zu schmuggeln um diese zu zerstören, zu entführen und/oder ihren Passagieren Schaden an Leib und Leben zuzufügen. Crewmitglieder haben eine Vielzahl von Möglichkeiten, dies zu bewerkstelligen – nicht zuletzt dank der sprichwörtlichen Paranoia, die Politiker und Aufsichtsbehörden weltweit nach 9/11 erfasst hat und die unter anderem zu den mittlerweile glücklicherweise wieder in der Diskussion stehenden hermetisch verriegelbaren Cockpittüren geführt hat.

Sowohl Flugbegleiter als auch Piloten haben an Bord Zugang zu ein bis zwei Äxten (Crash Axe genannt) mit denen sie sich gegenseitig aber auch Passagiere erschlagen könnten. Gleiches könnten sie auch mit den "working oxygen bottles" oder den Feuerlöschern tun, wenn sie denn wollten. Oder sie sperren sich, so wie zuletzt offenbar Andreas Lubitz, einfach im Cockpit ein und bringen das Flugzeug bequem von ihrem Sitz aus per Knopfdruck zum Absturz.

"Vielleicht haben auch ein paar der Politiker und Bürokraten, die sich die Crew-SiKo ausgedacht haben, vorher Aktien von Sicherheitsfirmen gekauft. Die ganze Sache ist jedenfalls ein boomendes Geschäft geworden."

Der gleiche Pilot

Derzeit arbeiten Airlines und Aufsichtsbehörden mit diversen Task Forces an einer Neubewertung der bestehenden Sicherheitskonzepte. Sie täten gut daran, als ersten Schritt die Sicherheitskontrollen für die Crews abzuschaffen und wieder etwas mehr Hausverstand statt blindwütigen Aktionismus bei ihren Entscheidungen walten zu lassen.

Der Autor dankt den Piloten und Flugbegleitern, welche diese Punktlandung angeregt und durch ihre fachliche Beratung unterstützt haben.

Text: HP
Titelbild: Piloten bei der Arbeit im Cockpit; mit einem Knopfdruck können sie über Leben und Tod hunderter Menschen entscheiden - aber nur, wenn sie zuvor wie jeder Passagier auch die Sicherheitskontrolle passiert haben, damit sichergestellt ist, dass sie keine gefährlichen Gegenstände an Bord bringen können - Foto: Huber / Austrian Wings Media Crew

Hinweis: „Punktlandungen” sind Kommentare einzelner Autoren, die nicht zwingend die Meinung der Austrian Wings-Redaktion wiedergeben.