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Äthiopischer Bericht zu 737 MAX Absturz für NTSB mangelhaft

Die Unglücksmaschine - Foto: LLBG Spotter / CC BY SA 2.0

Mehr als dreieinhalb Jahre nach dem Absturz einer Boeing 737 MAX der Ethiopian Airlines mit 157 Todesopfern hat Äthiopien den Abschlussbericht veröffentlicht. Für das US-amerikanische NTSB ist dieser Bericht jedoch mangelhaft. Deshalb hat das NTSB- ausgesprochen ungewöhnlich - selbst ein neunseitiges Dokument veröffentlicht, in dem auf Umstände hingewiesen wird, auf die der Bericht der äthiopischen Behörden gar nicht erst eingeht.

Wenige Minuten nach dem Start in Addis Abeba stürzte am 10. März 2019 eine Boeing 737 MAX der Ethiopian Airlines ab. Alle 157 Menschen starben. Rasch war klar, dass das den Piloten unbekannte Flugsteuerungssystem MCAS eine Mitschuld an dem Absturz hatte. Dieser Umstand führte zu einem weltweiten Grounding der 737 MAX. Erst nach umfangreichen Modifikationen durften die Jets wieder abheben.

Und so führen die äthiopischen Ermittler den Absturz in ihrem nun veröffentlichten Abschlussbericht den Absturz auch ausschließlich auf die Fehlfunktion des MCAS zurück.

Kritik vom US-amerikanischen NTSB, das ebenfalls an den Ermittlungen beteiligt war. Dort wirft man den äthiopischen Behörden teilweise "Falschaussagen" vor. Zudem werde die Möglichkeit eines Vogelschlages, durch den der das MCAS mit Daten versorgende Sensor beschädigt worden sein könnte, ausgeschlossen, obwohl der Flughafen Addis Abeba für Vogelschlag-Problematik bekannt sei.

NTSB widerspricht äthiopischen Ermittlern: "Flugzeug wäre weiter steuerbar gewesen"
Zudem behaupten die äthiopischen Ermittler, dass das Flugzeug durch die Fehlfunktion des MCAS "unkontrollierbar" gewesen sei. Laut NTSB ist diese Behauptung der äthiopischen Ermittler schlichtweg falsch. Schon relativ kurz nach dem Absturz bestätigten erfahrene Boeing-Piloten gegenüber "Austrian Wings", dass der Grund für einen "Stabilizer Runaway" (wie ihn das MCAS verursacht hat) grundsätzlich zweitrangig sei. Auch laut Meinung der von uns konsultierten Boeing-Piloten war der Absturz, anders als die äthiopischen Unfallermittler es nun darstellen, nicht unvermeidbar.

In seinem nun selbst veröffentlichten Zusatzprotokoll zum Absturz schreibt das NTSB wörtlich "The EAIB draft report incorrectly states (in several locations) that the MCAS made control of the airplane “impossible” but neglects to state that, if the crew had manually reduced thrust and appropriately used the manual electric trim, the airplane would have remained controllable despite uncommanded MCAS input." Das NTSB sieht eine Mitverantwortung für den Piloten.

"The flight crew’s failure to reduce thrust manually and the excessive airspeed that resulted played a significant role in the accident sequence of events."
Das NTSB

Schon allein der Umstand, dass das NTSB ein solches Dokument veröffentlicht ist ungewöhnlich. Man habe sich jedoch dazu entschlossen, da sich die die Unfallermittlung führende äthiopische Stelle geweigert habe, diese Anmerkungen in den offiziellen Bericht aufzunehmen.

Äthiopien verbreitete nach Absturz im Jahr 2010 Fakenews
Ethiopian Airlines beziehungsweise die äthiopische Flugunfalluntersuchungsbehörde sind schon in der Vergangenheit durch fragwürdiges Handeln aufgefallen. Nach dem Absturz von Ethiopian Airlines Flug 409 vor der Küste von Beirut im Jahr 2010, kamen die libanesischen Unfallermittler in Zusammenarbeit mit den Experten von BEA (Frankreich), Boeing und dem NTSB (beide USA) zu dem Schluss, dass der Absturz aufgrund von Pilotenfehlern, Übermüdung der Crew und schlechtem Crew Ressource Management geschehen sei.

Trotz der vorliegenden Fakten der internationalen Experten, wies Ethiopian Airlines den offiziellen Abschlussbericht "auf das Schärfste" zurück und verbreitete via Presseaussendung die Fakenews, dass es "eindeutige Hinweise darauf gibt, dass das Flugzeug in der Luft durch eine Explosion zerstört wurde, die durch einen Abschuss, Sabotage oder einen Blitzschlag verursacht worden sein könnte". Die Airline berief sich dabei auf Zeugenaussagen.

Doch weder am Wrack noch an den Leichen wurden Spuren von Schäden durch Feuer beziehungsweise Brandverletzungen entdeckt. Ganz allgemein ist bekannt, dass Zeugenaussagen grundsätzlich problematisch sein können. So wollen Zeugen beim Absturz von TWA 800 etwa eine Rakete gesehen haben, die auf die Maschine zugerast sei. Tatsächlich sahen diese Zeugen, die von ihrer Aussage überzeugt waren, lediglich das brennende Hauptteil des Rumpfes, das in den Himmel stieg.

Während Cpt. David Mclaine und sein Erster Offizier, die zum Zeitpunkt der Explosion in einer 737 der Eastwind Airlines ganz in der Nähe von TWA 800 flogen, aussagten, dass die Explosion von innerhalb des Flugzeugs ausgegangen sei, gaben über 200 Zeugen zu Protokoll, sie hätten vor der Explosion „einen Feuerschweif auf TWA 800 zufliegen“ gesehen. Die Aussagen von nicht fachkundigen Augenzeugen sind in Zusammenhang mit Flugunfällen daher zum größten Teil als völlig wertlos zu betrachten.

(red)