Österreich

"Skylink war von Anfang an falsch konzipiert"

Das Thema Skylink könnte auch bei den Wahlen in Wien nächstes Jahr eine wichtige Rolle spielen - Foto: P. Radosta / Austrian Wings

Skandalträchtiges Bauprojekt zu sehr auf Star Alliance zugeschnitten

(pte) - Nicht erst der Baustopp des neuen Terminals Skylink hat den Stein am Wiener Flughafen ins Rollen gebracht, sondern der Baubeginn. Die Probleme haben sich bereits seit Jahren abgezeichnet, hätten in der Planungsphase jedoch gar nicht erst entstehen dürfen. "Skylink war von Anfang an falsch konzipiert. Selbst wenn der Bau nun weitergeführt worden wäre: Das Projekt war von Beginn an zu sehr auf die Star Alliance zugeschnitten", kritisiert ein Luftfahrtexperte im Gespräch mit pressetext. Die Luftfahrtallianz, der neben der strauchelnden österreichischen Fluglinie Austrian Airlines (AUA) auch deren Übernahme-Interessentin Lufthansa angehört, hätte in der ersten Ausbaustufe ausschließlich von Skylink profitiert. Die sich verschärfenden Probleme von Hauptumsatzbringer AUA hätten den Flughafen Wien daher bereits vor dem Baustopp zu kostspieligen Änderungen an dem Projekt veranlasst.

"Um Skylink auch für andere Airlines nutzbar zu machen, wurden bereits Umbauten vorgenommen. Andernfalls wäre der Terminal zu groß geplant und unausgelastet gewesen, selbst wenn die AUA künftig ihre derzeitige Größe beibehalten hätte können. Dann wäre eine riesige Fläche des 150.000 Quadratmeter großen Areals ungenutzt geblieben", erklärt der Branchenkenner. Schon 2007 haben die Gesamtkosten für Änderungen an dem Neubau rund 33 Mio. Euro betragen. Über einen Baustopp wurde 2008 bereits laut nachgedacht. Der Stillstand führt dem Nachrichtenmagazin profil zufolge über die bereits prognostizierte Kostenexplosion auf bis zu 850 Mio. Euro hinaus nunmehr jedoch zu weiteren Zusatzkosten - egal ob der Ausstieg des Wiener Flughafens aus den Verträgen mit 60 Konsulenten und 47 Unternehmen rechtskonform verlaufen ist oder nicht. Eine schrumpfende AUA dürfte den Airport zusätzlich unter wirtschaftlichen Druck setzen. Gleichzeitig ist wiederum der Skylink-Baustopp von Nachteil für die Fluglinie - verzwickter könnte die Lage kaum sein.

"Die AUA bringt der Lufthansa ohne einen vernünftigen Transfer-Terminal bedeutend weniger Vorteile, weshalb die Deutschen mit Sicherheit großes Interesse daran haben, dass Skylink rasch fertiggestellt wird", meint der Insider. "Die Drehscheibe funktioniert auch in ihrer heutigen Form", entgegnet AUA-Sprecher Michael Braun auf Nachfrage von pressetext. Allerdings sei Skylink "ein bedeutender Meilenstein" in deren Ausbau. "Der Bau dieses Terminals ist für den Transferverkehr von Austrian sehr wichtig", so Braun. An der Finanzierung des Projekts sei man dennoch nicht beteiligt gewesen, mögliche Verträge würden nicht kommuniziert. Platzt jedoch der Lufthansa-Deal, würden die Kapazitäten der AUA um etwa 30 Prozent gesenkt werden. Dabei sorgt die Airline derzeit beinahe für die Hälfte der am Flughafen Wien transportierten Passagiere. Eine kleinere AUA würde dem Vienna International Airport mit fünf Mio. Passagieren bis zu ein Viertel seines Aufkommens kosten.

"Ich bin sogar überzeugt davon, dass es Verträge mit der AUA gegeben hat", meint der Experte. Ein Paradebeispiel für eine erfolgreiche Kooperation zwischen Flughafen und Airline liefert etwa der Terminal 2 in München. Dieser werde beinahe ausschließlich von der Star Alliance genutzt und sei voll ausgelastet. In Wien ist man hingegen um Schadensbegrenzung bemüht, um "die Kosten möglichst reduzieren zu können", wie der Flughafen gegenüber pressetext wissen lässt. Skylink dürfte in jedem möglichen Fall - ob nach einer Neuverhandlung oder einer Neuausschreibung der Verträge - früher oder später fertig gebaut werden. Das volle Kosten- und Schadensausmaß steht bislang jedoch noch nicht fest und könnte - im Gegenteil - eher noch anschwellen.

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