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Mehr als 100.000 "Geisterflugzeuge" in den USA

Ausgemusterte Flugzeuge auf einem der zahlreichen "Flugzeugfriedhöfe" in einer US-Wüste - Foto: Konstantin von Wedelstädt

Für 119.000 in den USA registrierte Flugzeuge - von der einmotorigen Cessna bis zur turbinengetriebenen Boeing - liegen der US-Luftaufsichtsbehörde FAA keine oder nur unzureichende Informationen zu den aktuellen Eigentümern vor.

Das berichtet ORF.at unter Berufung auf die FAA selbst. Demnach sei rund ein Drittel aller 357.000 in den USA registrierten Luftfahrtzeuge nicht einwandfrei ihren Besitzern zuordenbar.

Häufig wisse die FAA nicht einmal, ob ein Flugzeug noch in Betrieb sei oder nicht, weshalb man nun beginne, alle Luftfahrzeuge neu zu registrieren. Musste bislang ein Luftfahrzeug nur beim Kauf registriert werden, so löscht die FAA künftig alle drei Jahre die Registrierung, sofern sie nicht aktiv vom Zulassungsinhaber erneuert wird. Ein Verfahren, dass seitens der Fluglinien und Charterunternehmen bereits jetzt heftige Kritik hervorruft.

Gefahr, dass Flugzeuge in die Hände von Kriminellen geraten

Der Hintergrund ist so banal wie erschreckend: Kriminelle wie Drogenschmuggler oder Schlepperbanden könnten Flugzeuge erwerben und betreiben, ohne, dass die Behörden davon erfahren würden. Doch auch Terroristen könnten sich durch diesen Umstand begünstigt Flugzeuge auch größeren Typs beschaffen, ohne, dass die Behörden (rechtzeitig) davon erfahren. Eine vierstrahlige DC 8 etwa sei bereits für rund 200.000 Dollar zu haben. Mit einem solchen Flugzeug könnten Drogenschmuggler problemlos mehrere Tonnen Fracht selbst über den Atlantik transportieren.

Den Unterlagen zufolge wurde bislang etwa 16.000 Flugzeuge verkauft, von denen die Identität der neuen Eigentümer überhaupt nicht bekannt sei. Bei 14.000 wurde die Registrierung abgemeldet, was jedoch nicht bedeutet, dass sie rein technisch nicht doch noch betrieben werden könnten.

Wieder andere Flugzeuge scheinen noch in der Datenbank auf, obwohl sie bereits "abgestürzt sind, irgendwo vor sich hinrosten oder deren Eigentümer verstorben sind", so ORF.at weiter.

Erste Fälle von "Identitätsdiebstahl" bei Flugzeugen gab es bereits - im Jahr 2008 wurde eine zweimotorige Piper mit US-Registrierung und 700 Kilogramm Kokain an Bord im südamerikanischen Dschungel konfisziert.

Als die Ermittlungsbehörden den vermeintlichen Besitzer, Steven Lathrop, damit konfrontierten, war dieser entsprechend überrascht und trat den Beweis an, dass seine Piper im Hangar stehe. Die Drogenschmuggler hatten einfach sein Kennzeichen auf ein anderes Flugzeug aufgeklebt.

"Jeder mit einer Rolle Klebeband kann irgendeine Nummer auf ein Flugzeug kleben“, sagte Lathrop gegenüber der Nachrichtenagentur AP.

Und am 02. November 2009 wurde in der Wüste in Mali das Wrack einer ausgebrannten Boeing 727, eines dreistrahligen Kurz- und Mittelstreckenflugzeuges aus den 1960er Jahren, entdeckt.

Spätere Ermittlungen ergaben, dass die Maschine von Drogenschmugglern von Venezuela in Südamerika nach Nordafrika geflogen und nach dem Löschen der Drogenladung in Brand gesteckt worden war.

(red)