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Urlaub auf einem Flugzeugträger?

Wenn Sie die einleitende Frage zu diesem Artikel mit den Worten - "Sofort! Wo kann ich buchen?" beantwortet haben, sollten Sie sich schon mal langsam auf einen längeren Trip nach Asien einstellen.
Denn wer glaubt, dass diese Möglichkeit nun auf einem der stillgelegten und großteils zu Museen umfunktionierten amerikanischen Flugzeugträgern angeboten wird, der irrt gewaltig.

Nein, diese Reise wird den hoffnungsfrohen Flugzeugträgerurlauber nach China führen, genauer gesagt nach Tianjin, im Norden der Volksrepublik. Im dortigen Militärthemenpark findet sich nämlich der einstmalige Stolz der sowjetischen Nordmeerflotte, die "Kiew".

In Dienst gestellt Ende 1975, handelt es sich bei der 273 Meter langen, 53 Meter breiten und 40.000 Tonnen schweren "Kiew" streng genommen nicht einmal um einen richtigen Flugzeugträger, sondern vielmehr um einen großen, flugzeugtragenden Kreuzer, der hauptsächlich zur U-Boot-Jagd und zur Abwehr von Luftangriffen konzipiert war.

Zu letzterem Zweck trug die Kiew auch Exemplare des einzigen russischen Senkrechtstarters, der je im Einsatz stand, der Yak-38, Codename "Forger", die allerdings ihrem westlichen Gegenstück, dem Harrier klar unterlegen war.

Als nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion die wirtschaftliche Lage eine weitere Instandsetzung der "Kiew" nicht mehr zuließ, zumal sich die dafür ausgerüstete Werft im nunmehr neu entstanden Staat Ukraine befand, wurde das Schiff 1993 stillgelegt.

Nachdem alles nützliche Gerät aus ihr ausgebaut worden war, inklusive ihrer Antriebsanlage, wurde die "Kiew" 1996 an ein chinesisches Unternehmen verkauft und gelangte 2004 endlich an ihren letzten Liegeplatz, den Strand von Bagua bei Tianjin.

Eigentlich sollte sie dort als eines der Prunkstücke im Militärthemenpark ihr Pensionistinnen-Dasein fristen, jedoch scheint in China nun mit der Aktivierung der ebenfalls ehemals russischen "Warjag" und deren erster Testfahrt vor einer Woche das Interesse an Flugzeugträger gewaltig gestiegen zu sein.

Wohl deshalb entschlossen sich die Eigentümer der "Kiew" diese nun zu einem Luxushotel umzufunktionieren. Was ehemals auf engstem Raum Platz für Verpflegung, Waffen, Munition und Besatzung bot, wurde nun zu insgesamt fünf aufwendig gestalteten Suiten umgebaut, komplett mit Kuhfellen am Boden, silbernen und goldenen Vorhängen und runden Betten.

Der Eingang zum Hotel findet sich unter einer Raketenabschussanlage - womit der Konnex zur militärischen Vergangenheit der "Kiew" wieder hergestellt wird.

Sollte nun der Eine oder Andere Interesse an einem Abenteuerurlaub der anderen Art bekommen haben, bis Oktober muß man sich noch gedulden. Denn dann soll die 6.000 Quadratmeter große Unterkunft am chinesischen Nationalfeiertag eröffnet werden.

(red PW)