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Südkoreanische Luftfahrtindustrie will an die Spitze

Auf der von 18.10. bis 23.10. am Incheon Airport von Seoul statt findenden Seoul Airshow haben hochrangige südkoreanische Militärs das langfristige Ziel Südkoreas bekräftigt, sich durch Kampflugzeugentwicklungen im eigenen Land mit an der Spitze der weltweiten Luftfahrtindustrie zu etablieren.

Eines der Kernprogramme dabei ist die Entwicklung des neuen KF-X Stealth Fighters, der von Design- und Produktionserfahrungen profitieren soll, die man mit dem, gemeinsam mit Lockheed Martin entwickelten T-50 Golden Eagle Jet Trainer gemacht hat. Aus dem KF-X soll dann in weiterer Folge ein „stealthy“ UCAV (unmanned combat air vehicle) entstehen.

Vor allem diese zwei letzt genannten Programme sollen Südkorea bis 2020 unter die Top-Sieben Länder der Luftfahrtindustrie katapultieren und mehr als 70.000 Arbeitsplätze in mehr als 300 Zulieferfirmen sichern.

Auch die Ausschreibung für den F-X III Wettbewerb wird bereits von dieser Strategie Südkoreas beeinflusst, da potentielle Anbieter ihre Bereitschaft signalisieren müssen, gewisse Kerntechnologien ihrer Produkte südkoreanischen Firmen zugänglich zu machen. Bei der F-X III Ausschreibung handelt es sich um einen Vertrag über mehr als 60 Mehrzweckkampfflugzeuge, für den Hersteller wie Boeing, Lockheed-Martin oder EADS großes Interesse gezeigt haben und deshalb auch ihre Sales Teams nach Seoul geschickt haben.

Boeing zeigt aber auch Hardware in Form eines Full-Scale Cockpit Mock-Ups der neuen F-15 Silent Eagle. Die Cockpits dieser modernisierten Version der bewährten F-15E Strike Eagle sind mit nur mehr einem MFD (Multi Function Display) mit Touchscreen für Pilot und Waffensystemoffizier ausgerüstet - Technologien, die auch dem südkoreanischen Stealth-Fighter zu Gute kommen würden. Aber auch die Stealth-Eigenschaften der Silent Eagle könnten für die Entwicklung des KF-X von Nutzen sein.

Gerade was Stealth-Technologie anlangt, lassen sich Hersteller nur ungern in die Karten blicken. So verwundert es auch nicht, dass die Eigenschaften von modernen radarabsorbierenden Materialen weitestgehend als geheim eingestuft werden und deshalb nur ungern im Rahmen von Technolgietransfers mit Verbündeten oder Vertragspartnern geteilt werden.

Für besonderes Interesse sorgte auch die Ankündigung, eine Art Plasmaschutzschild für die gegenwärtige 4. Generation von Kampfjets entwickeln zu wollen. Dieser Schutzschild könnte Jets wie die KF-16 für Radarsysteme fast gänzlich unsichtbar machen. Ob es koreanischen Technikern gelingen wird, diese Technologie zu entwickeln und serienreif zu machen, bleibt aber fraglich. Auch Koreas Boeing F-15K könnte von dieser Technologie profitieren, ein Exemplar der ROKAF ist einer der Stars im Flugprogramm der Show.

Der Konkurrent von Boeing, Lockheed Martin ist mit einem Full-Size Modell des F-35 JSF in koreanischen Farben und mit einem realistischen Cockpit versehen in Seoul vertreten. Der Joint Strike Fighter ist nach wie vor umstritten, auch wenn ein Prototyp erst kürzlich erfolgreich die ersten Tests von einem Flugzeugträger aus absolviert hat.

Vor allem das Helmvisier geriet ins Gerede, nachdem bekannt geworden war, dass die Nachtsichtfunktion nur verschwommene Bilder liefert. Dies ist umso gravierender, da die F-35 mit keinem konventionellen HeadUp Display ausgerüstet ist und ein fehlerhaftes HMD (Helmet mounted Display) zu einem teuren Redesign des Cockpits führen könnte, um ein HUD nachträglich unterzubringen.

Allerdings wird auf der Seoul Airshow ein ebenfalls neues Helmvisier in Form des von Elbit Systems und Rockwell Collins entwickelten JHMCS II (Joint Helmet Mounted Cueing Sight) erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Dieses ist weniger klobig als sein Vorgänger und liefert auch im Nachtsichtmodus eine vollfarbige Anzeige.

Zum Einsatz kommen wird er vor allem in amerikanischen Jets wie der F-15E, der F/A-18E/F/G, der F-16 oder auch im JSF. Natürlich können aber auch Jets wie die koreanischen F-15K und F-16 damit nachgerüstet werden. Somit könnte auch dieser Helm, die Basis für Eigenentwicklungen werden, die dann vielleicht beim KF-X zum Einsatz kommen werden.

Europa ist unterdessen kaum in Seoul vertreten. Lediglich EADS entsandte sein Verkaufsteam, um den Eurofighter Typhoon zu präsentieren.
Suchoj glänzt durch Abwesenheit, sowohl der SU-30/35 als auch der PAK-FA werden aber keinerlei Chancen eingeräumt, den lukrativen südkoreanischen F-X III Vertrag zu ergattern.

Die koreanische Luftfahrtindustrie ist also trotz Wirtschaftskrise in Aufbruchsstimmung und Veranstaltungen wie die Seoul Airshow kommen gerade recht, um die Bemühungen und Fortschritte einem breiten Publikum zu präsentieren.

(red PW)