Österreich

Luftfahrt-Symposium 2012

Bereits zum elften Mal veranstaltete der Österreichische Luftfahrtverband (Austrian Aviation Association) das mittlerweile in Luftfahrtkreisen bestens bekannte Event im großen Saal der RZB in Wien. Das diesjährige Motto lautete:  "GREEN AVIATION MOBILITY - Fliegen mit Verantwortung". Für Austrian Wings war Franz Zussner beim Luftfahrt Symposium 2012 mit dabei.

Der Präsident des Österreichischen Luftfahrtverbandes, Mario Rehulka, hatte dazu honorige Vortragende aus vielen Bereichen der Luftfahrt (Hersteller, Airlines, Flughäfen, Zulieferer, Flugsicherung, Politik) eingeladen, über diese, für die Luftfahrt so wichtige Thematik, zu referieren.

So hielten Vertreter von Airbus, Boeing, IATA, MTU Aero Engines, Siemens und EU (Aviation Strategy & Concepts) interessante Vorträge zum Thema: "Bio-Treibstoff, Lärmreduzierung und Kosten" und die CEO`s der heimischen Luftfahrtbranche (VIE, AUA, Austro-Control) sowie der Sektionsleiter im BMfVIT, wurden in einer abschließenden Diskussionsrunde ebenfalls zu dieser Thematik befragt.

Täglich transportieren die Airlines weltweit über 7,6 Millionen Fluggäste sicher an ihr Ziel, wobei jährlich bis zu 200 Milliarden US-Dollar nur an Treibstoffkosten (Kerosin) anfallen. Der Anteil, den die Airlines dafür aufwenden müssen, ist stetig steigend und macht mindestens ein Drittel aller Kosten aus. Das bedingt auch eine hohe CO2 Emission in großer Höhe, die auch zur Klimaveränderung nicht unwesentlich beiträgt.

Doch mit nur rund 2 Prozent des weltweiten CO2 Ausstoßes, ist die Luftfahrt nicht der Hauptverursacher der schädlichen CO2 Emission weltweit (siehe Grafik eingangs) und durch die stete Weiterentwicklung der Triebwerke, Stichwort: "Drei Liter Flugzeug", befindet sich die kommerzielle Luftfahrt auf dem richtigen Wege.

Brauchte die DH "Comet" 1960 noch rund 12 Liter Kerosin pro 100 Passagierkilometer, so sind es beim Airbus A380 kaum mehr 3 Liter und dieser Wert soll bei der B787 beziehungsweise der 737 MAX sogar auf 2,6 Liter pro 100 Passagierkilometer gesenkt werden.

Pro Passagier verbrauchen moderne Verkehrsflugzeuge bereits heute weniger Treibstoff auf 100 Kilometern als viele PKW
Pro Passagier verbrauchen moderne Verkehrsflugzeuge bereits heute weniger Treibstoff auf 100 Kilometern als viele PKW

Der Fortschritt in der Triebwerkstechnologie macht sich aber nicht nur im Bereich Kraftstoffverbrauch bemerkbar, sondern auch in der massiven Reduktion von Lärm. So verursachen die heutigen modernen Triebwerke um 50 Prozent weniger Lärm, als noch ihre Vorgänger in den 1960er bis hin zu den 1980er Jahren, so Anton Binder, Vize-Präsident von MTU Aero-Engines, München.

Und es geht noch weiter. Durch den Einbau eines zusätzlichen "Getriebes" zwischen Niederdruck- und Hochdruck-Verdichter im Triebwerk kann nochmals eine Lärmreduzierung um einige Prozentpunkte erreicht werden, sodass man einen Jet im Landeanflug, was das Triebwerk betrifft, kaum mehr wahrnimmt.

Mit dem neuen, von MTU entwickelten GTF Triebwerk (Geared Turbo Fan) für den Airbus A320neo und die neue Bombardier CS-Series, will man nochmals bis zu 15 Prozent an Kerosin einsparen.

In dieselbe Kerbe schlugen auch die beiden hochrangigen Vertreter von Airbus (Alan Pardoe) und Boeing (Drew C. Magill). Durch die Weiterentwicklung der Turbinen, neue Flugzeug-Designs, (Kompositverbundstoffe), besseres Management in der Flugsicherung (Sektoren) sowie die Beimischung und Verwendung von Bio-Sprit (Biofuel) sollen die CO2 Emissionen noch weiter gesenkt werden. (Carbon-Neutral).

Industrie und Technik geben ihr Bestes, um den CO2 Ausstoß immer weiter zu reduzieren. Somit muss aber auch auf dem Treibstoffsektor einiges passieren. Die Beimischung von Biofuel ist erwünscht (Palmöl, Rapsöl usw.) aber in der Masse noch viel zu teuer, so Walter Reimann, Vizepräsident für "Lutfahrtpolitische Angelegenheiten" der AUA. So wird es wohl noch bis zu zwanzig Jahre dauern, bis es hier, trotz guter Erfahrung mit Biofuel im Probebetrieb - ein LH Airbus flog ein halbes Jahr lang FRA-HAM-FRA mit Biofuel - zu einem dauerhaften Einsatz kommen wird. Derzeit ist Biofuel zwei bis dreimal so teuer, wie herkömmlicher Jetfuel A1.

Die nach wie vor um bis zu 5 Prozent jährlich wachsende Luftfahrtbranche, benötigt bis 2035 rund 28.000 neue Flugzeuge, wobei die Hälfte davon der Austausch bzw. der Ersatz bestehender Flotten ausmachen wird.

Wichtig dabei ist aber auch, das Mithalten der Infrastruktur (Flughäfen) die, vor allem in Europa, nicht unendlich neu gebaut beziehungsweise in die grüne Wiese gesetzt werden können. Aber auch der Luftraum und damit die Anforderungen für die Flugsicherung (sichere Flugführung) kommen an ihre Grenzen.

Hier verspricht man seitens der Austro-Control und der EU, dass ab Dezember 2012, sukzessive der in Europa so wichtige "Single European Sky - SES", zum Tragen kommen wird. Die derzeitige Fragmentierung des europäischen Luftraumes einschließlich militärischer Sperrzonen, machen ein "direktes" Fliegen zwischen zwei Flughäfen nahezu unmöglich und dadurch teurer. Durch die Einführung des SES, die Unterteilung des europäischen Luftraumes in neun anstatt 27 Zonen, wird zukünftig ein direktes und sparsameres Fliegen möglich machen. Fernes Ziel (2050 und darüber hinaus): "Ein Luftraum über Europa" - ähnlich wie in den USA.

Gastreferentin und ehemalige Grünpolitikerin Monika Langthaler hält den Luftverkehr über längere Distanzen für absolut notwendig, ist aber kritisch, was die Reduktion des CO2 Ausstoßes betrifft und fordert einen eher sparsamen und kritischen Umgang mit dem Verkehrsmittel Flugzeug.

Vernetzte Verkehrssysteme

Immer mehr Menschen wohnen in Städten. So entstehen immer mehr Ballungsräume, die einer geordneten "City-Mobility" zugeführt werden müssen, so Arnulf Wolfram von Siemens Österreich, zuständig für den Sektor "Infrastruktur & Cities. In solchen Ballungsräumen müssen zukünftig alle Verkehrssysteme (Auto, Bahn, Schiff, Flugzeug) soweit wie möglich auf engem Raum vernetzt werden, um weite Wege für Passagiere und Fracht einzudämmen. Eine Herausforderung für Verkehrsplaner und Architekten in der Zukunft.

vernetzung

Steuern und Gebühren nur global einführen

Eine interessante Diskussionsrunde mit den CEO`s der AUA, Austro-Control, Flughafen Wien und der Sektionsleiterin im Verkehrsministerium, brachten kurz vor Ende der Veranstaltung, interessante Details zu Tage.

So soll auf Wunsch der Luftverkehrswirtschaft (Airlines, Flughäfen, Kammern) die vor kurzem eingeführte Luftverkehrsabgabe (Steuer) zur Gänze wieder abgeschafft werden, denn diese verursacht nur Wettbewerbsnachteile, die außereuropäische Airlines nicht zu tragen hätten. Ebenso seien die Umwelt-Zertifikate, gegen die die Airlines ebenfalls Sturm laufen, nicht einzuführen. Wohl sei man für eine umweltschonende Durchführung des Luftverkehrs, deshalb sollen und dürfen luftfahrtbezogene Umweltsteuern und Gebühren, nur weltweit eingeführt werden.

Text und Fotos: Franz Zussner