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"Vorfeld TÜV" am FRA

Sicherheit hat in der Luftfahrt oberste Priorität. Für Flugzeuge sind verschiedenste intensive Checks vorgeschrieben, die es regelmäßig erforderlich machen, eine Maschine mehr oder weniger in ihre Einzelteile zu zerlegen und sie anschließend wieder zusammen zu setzen. Doch nicht nur die Jets selbst müssen zur technischen Überprüfung. Auch am Boden rücken regelmäßig Experten an, die die Infrastruktur auf dem Vorfeld des Flughafens genau unter die Lupe nehmen. Alle vier Monate gehört dann eine Abstellposition für einen Tag nicht den Flugzeugen, sondern den Technikern von Fraport.

Gerade hat die letzte Maschine die Abstellposition D1 am Terminal 2 verlassen, da rücken sie an: Zehn Männer in blau, die jetzt acht Stunden Zeit haben, den „Flugzeug-Parkplatz“ – und genau darum handelt es sich letztendlich, wenn Luftfahrtexperten von einer „Position“ sprechen – auf Herz und Nieren zu überprüfen: Fluggastbrücken und Fahrtreppen, Bodenstromversorgung und elektronische Einparkhilfe für die Piloten, Aufzugsanlagen und Bodenmarkierungen – jede Abstellposition verfügt über eine vielfältige und komplexe technische Infrastruktur, die die Fachleute nun genau inspizieren.

Seitenlange Checklisten

„Als Flughafenbetreiber müssen wir sicherstellen, dass die gesamte technische Infrastruktur auf dem Vorfeld einwandfrei funktioniert“, sagt Reiner Lippe, während seine Kollegen rote Bodenlaternen rund um die Position aufstellen und damit allen Piloten ganz klar signalisieren: Stopp. Reiner Lippe ist bei Fraport für die Koordination und Planung der so genannten positionsorientierten Wartungen zuständig. „Um diese Arbeiten möglichst effizient zu gestalten, legen wir sie bei jeder unserer 68 Gebäudepositionen auf einen Termin. Dann können alle Kollegen parallel an den verschiedenen Anlagen arbeiten und wir müssen eine Position nicht öfter sperren als unbedingt nötig.“ Nicht bei allen Anlagen gebe es konkrete Herstellerempfehlungen oder gar gesetzlich vorgeschriebene Wartungsintervalle, „aber als Betreiber sind wir schließlich für die Sicherheit der Passagiere und aller Airport-Beschäftigten am Boden verantwortlich.“

Schlosser und Konstruktionsmechaniker, Elektriker und Mechatroniker haben jetzt acht Stunden Zeit, um ihre mehrere Seiten lange Checkliste abzuarbeiten: So genannte 400-Hertz-Anlagen, die die Flugzeuge am Boden mit Strom versorgen, nehmen sie ebenso unter die Lupe wie die Aufzüge und Rolltreppen, mit denen die Passagiere und Beschäftigten vom Gate in die Maschine oder auf Vorfeldniveau gelangen. Sind die Bodenmarkierungen, die genau definieren, welcher Flugzeugtyp wie positioniert werden muss, noch alle gut zu erkennen? Und funktionieren die so genannten AGNIS-Anlagen, die die Piloten beim zentimetergenauen „Einparken“ am Terminal unterstützen, korrekt?

Fluggastbrücken am wartungsintensivsten

Am meisten Zeit und Ressourcen müssen allerdings für die Wartung der Fluggastbrücken aufgewandt werden. Über drei dieser Bauwerke verfügen die größten Positionen des Frankfurter Airports, die für die Checks alle auf ihre volle Länge ausgefahren werden und von oben nun ein bisschen aussehen wie eine große Krake. Sie sind schon für sich genommen ein komplexes technisches Gebilde, das allein fünf Fraport-Mitarbeiter sowohl in mechanischer als auch in elektrischer Hinsicht auf Trab hält: Fahrwerke, Rollen, Lager und Fußböden gehören ebenso zum Check dazu wie die elektrische Sicherheit der Schalter und Steuerungseinheiten. Und auch alle Schrauben ziehen die Brücken-Experten schon rein routinemäßig nach.

Fast jeden Tag muss so – bei 68 Gebäudepositionen und einem Wartungsintervall von vier Monaten – mindestens einer der Frankfurter „Flugzeugparkplätze“ einer technischen Überprüfung unterzogen werden. Ausnahmen bilden lediglich verkehrsreiche Ferientage, Ereignisse wie Streiks oder extreme Wetterlagen. Dann kann das Luftverkehrsdrehkreuz auf keine seiner Abstellpositionen verzichten.

(red / Fraport / Titelbild: Fraport)