International

Klimaranking der 150 größten Fluggesellschaften der Welt

Deutsche TuiFly und Condor unter den Top 10
Airlines aus Fernost führend bei den Netzwerkcarriern
Kaum Unterschiede zwischen Entwicklungs- und Industrieländern
Relevante Entwicklungen in der ICAO Klimaschutzpolitik ausgeblendet
AirBerlin und Air France beste europäische Netzwerkcarrier
Lufthansa trotz verbesserter Flotte leicht abgefallen

Atmosfair stellt heute den aktuellen Airline Index (AAI) international vor. Der Index vergleicht jährlich die 150 größten Fluggesellschaften der Welt aus Klimaschutzsicht.

Im Vergleich zum Airline Index 2012 gibt es folgende Entwicklungen: Durchschnittlich haben die Airlines ihre CO2-Emissionen pro Passagier und Kilometer um ca. 1 % gesenkt. Da der Passagierweltluftverkehr zeitgleich um ca. 6% zugenommen hat, sind insgesamt die CO2 Emissionen um ca. 5% gestiegen. Die Luftfahrtindustrie lag damit noch über den weltweiten CO2 Wachstumsraten von jährlich knapp 3% und wie andere Industrien nicht auf einem Pfad, der mit dem 2°C Klimaziel verträglich ist. Durch Effizienzsteigerungen landen nun 14 Airlines in der zweitbesten Effizienzklasse B, gegenüber 12 im Vorjahr. Weiterhin erreicht keine Airline die höchste Effizienzklasse A.

Die Senkung der CO2-Emissionen pro Kilometer sind zum Großteil auf den Ersatz älterer Flugzeugmodelle wie der Boeing 747 durch Boeing 777 oder durch Airbus 330, die Nachrüstung von aerodynamischen Flügelspitzen (Winglets) und die insgesamt verbesserte Auslastung der Flugzeuge zurückzuführen.

Gesamtsieger Tunisair Express, Deutsche Ferienflieger in Spitzengruppe

Die kleine tunesische Regionalfluglinie Tunisair Express machte ihre Aufgaben am besten und schaffte mit hervorragend bestuhlten und ausgelasteten modernen Turbopropmaschinen den Sprung auf Platz eins der Weltrangliste (83,8 Effizienzpunkte). Ihre große Schwester, der NetCarrier Tunisair, wird mit 62 Punkten wie im Vorjahr effizienteste Airline Afrikas. Die deutsche TuiFly schafft mit 83,7 von 100 möglichen Punkten die weltweit höchste Effizienz aller Airlines mit mehr als einer Millionen Passagieren und liegt auch im Gesamtranking aller Charterfluggesellschaften global auf Platz eins. Die deutsche Condor konnte ihre Effizienz mit 78 Punkten halten und landet damit in der Gesamtwertung auf Platz 6.

Geringe Unterschiede zwischen Kontinenten

Zum ersten Mal vergleicht der AAI 2013 auch die Airlines in Gruppenwertungen der verschiedenen Kontinente. Dabei zeigen sich nur geringe Unterschiede zwischen den meistbeflogenen Kontinenten: Asien mit 62 Effizienzpunkten, (EP), Europa und Südamerika mit 63 EP, Mittlerer Osten und Nordamerika beide mit 59 EP. Nur Afrika (45 EP) und die Least Developed Countries (28 EP) fallen hier ab. Dabei übersteigen die Unterschiede von Airline zu Airline innerhalb eines Kontinents bei weitem diejenigen zwischen den Kontinenten, wie die Beispiele Tunisair (Tunesien, 62 EP) oder Virgin Atlantic (England, 38EP) zeigen.

Problematische ICAO Entscheidung zum Emissionshandel

Der AAI zeigt damit, dass es kaum ins Gewicht fällt, ob Airlines aus Industrie- oder Entwicklungsländern kommen. Dennoch haben erst Anfang Oktober 2013 bei den entscheidenden Klimaverhandlungen innerhalb der Weltluftverkehrsorganisation ICAO in Montreal die Entwicklungsländer gerade mit dem Verweis auf Entwicklungsunterschiede weitreichende Ausnahmen von zukünftigen Klimavorgaben der ICAO für Fluggesellschaften aus diesen Ländern durchgesetzt. Dies erscheint mit Ausnahme von einigen afrikanischen und Least Developed Countries im Lichte der neuen AAI Ergebnisse fragwürdig. Anfang Oktober 2013 hatte die ICAO in Montreal beschlossen, mit Entscheidung in 2016 den Anstieg der CO2-Emissionen der Weltluftfahrt ab 2020 stoppen zu wollen.

Juneyao, TAM und AirBerlin beste Netzwerkcarrier weltweit

Bei den Netwerkcarrieren führen weltweit mit moderner Flotte und hohen Auslastungen knapp Juneyao Airlines aus China (77,5 EP) vor TAM Linas Aereas aus Brasilien (77 EP) und AirBerlin (74 EP), die damit auch jeweils beste Vertreter dieser Klasse in Asien, Südamerika und Europa sind. Es folgen weitere asiatische Airlines, mit EVA Airways aus Taiwan (72 EP), Cathay Pacific aus Hongkong (71 EP) sowie JetAirways (Indien, 70 EP).

Lufthansa fällt leicht ab, verbessert und effizienter auf der Langstrecke

Die Lufthansa konnte sich in der Flotte verbessern und setzte auf der Langstrecke vermehrt den A380 statt der der B747 ein, sowie auf der Kurz- und Mittelstrecke Flugzeuge der A320-Familie statt der bisherigen Boeing 737-300/500 Typen. Parallel dazu fielen aber die Auslastungsgrade bei Passagieren und Beiladefracht gegenüber dem Vorjahr um ca. 2%-Punkte, was sich vor allem auf der Langstrecke nachteilig auswirkte. Insgesamt verlor so die Lufthansa trotz verbessertem fliegenden Materials über vier Effizienzpunkte (von 63,7 auf 59 EP) und landet damit in der Gesamtwertung auf Platz 67.

Billigflieger in allen Effizienzklassen

Billigflieger werden im Airline Index in einer eigenen Klasse gewertet, da sie häufig von Subventionen profitieren und diese über künstlich niedrige Ticketpreise in Flugkilometer und damit CO2-Emissionen umsetzen, die sonst nicht entstanden wären. Die besten Billigflieger sind auch in der Effizienzklasse B mit dabei, während der größte Teil in Effizienzklasse C liegt.

Zielsetzung und Aufbau des Index

Der Geschäftsführer von atmosfair Dietrich Brockhagen erklärt: „Autofahrer können sich schon seit vielen Jahren vor dem Kauf eines Autos detailliert über den CO2-Ausstoß informieren. Vor einem Flug dagegen steht ein Passagier bei der Wahl der Fluggesellschaft im Dunkeln.“ Das ändert der atmosfair Airline Index. Darin erhält jede Fluggesellschaft zwischen 0 und 100 Effizienzpunkten, getrennt nach Kurz-, Mittel- und Langstrecke. So kann jeder Fluggast vor einem Flug die Fluggesellschaften vergleichen, die Flüge zu seinem Ziel anbieten und sich für diejenige entscheiden, die am wenigsten CO2 produziert. Dies ist vor allem für Unternehmen mit vielen Geschäftsreisen interessant, die hier im besten Fall durch den Wechsel der Fluggesellschaft nicht nur CO2 sondern auch Ticketkosten sparen können.

„Die Unterschiede zwischen den Fluggesellschaften können erheblich sein“, sagt Dietrich Brockhagen, „der Treibstoffverbrauch pro Passagier und Kilometer kann auf derselben Strecke bei einer Fluggesellschaft mehr als doppelt so hoch sein wie derjenige einer anderen Fluggesellschaft.“ Die besten Werte erreichen Fluggesellschaften, die modernes Fluggerät einsetzen, das gut auf die Streckenlänge passt, viele Sitze darin unterbringen und dann sowohl Sitze als auch den Frachtraum gut auslasten.

Hintergrund Methode

Der Index basiert auf dem CO2-Ausstoß einer Fluggesellschaft pro Kilometer und Passagier auf einer geflogenen Strecke. Den CO2-Ausstoß berechnet der Index für alle beflogenen Strecken über den Flugzeugtyp, die Triebwerke, die Verwendung von Winglets (aerodynamische Flügelspitzen), die Sitz- und Frachtkapazität sowie deren Auslastung. Datenquellen dafür sind ausschließlich eine Reihe spezialisierter internationaler Organisationen und Datendienste der Luftfahrtbranche, nicht die Fluggesellschaften direkt. Insgesamt erfassen die von atmosfair verwendeten Datenquellen ca. 92% des gesamten Weltluftverkehrs. Das Ursprungsjahr der Daten für den Index 2013 ist 2011.

(red / Atmosfair / Titelbild: Symbolbild, Roman Maierhofer)