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Lufthansa-Piloten kündigten für morgen Streik an

Die Vereinigung Cockpit (VC) wird ihre Mitglieder bei Lufthansa und Lufthansa Cargo am Dienstag, den 08.09.2015 in der Zeit von 08:00 Uhr bis 23:59 Uhr zu einem Arbeitskampf aufrufen. Betroffen sind bei der Lufthansa alle Abflüge aus Deutschland mit den Flugzeugmustern A380, A330/340 und B747 – das heißt alle Langstreckenverbindungen aus Deutschland heraus, die in diese Zeit fallen. Zusätzlich werden alle Abflüge der Lufthansa Cargo aus Deutschland bestreikt, teilte die Gewerkschaft heute in einer Aussendung mit.

Nachdem das Lufthansa Management schon im Juli nicht bereit war im Rahmen einer Gesamtschlichtung eine Lösung mit der VC zu finden, ging die VC Ende Juli erneut durch Vorlage eines Angebots deutlich auf das Management zu, wird seitens der Personalvertreter betont.

Im Zuge des vom Unternehmen im Frühjahr selbst geforderten „Bündnis für Wachstum und Beschäftigung“ bot die VC ein Gesamtpaket mit weitreichenden Zugeständnissen im Wert von über 500 Mio. Euro an. Durch dieses Paket wäre einerseits sichergestellt worden, dass der vom Management mit Hochdruck vorangetriebene, massive Stellenabbau für die Konzern-Piloten gestoppt worden wäre, andererseits verpflichtete sich die Vereinigung Cockpit zu der geforderten Wettbewerbsfähigkeit bei den Cockpit-Personalkosten. Dazu sollte ein gemeinsamer Vergleich der Bedingungen mit dem maßgeblichen Wettbewerber Easyjet durchgeführt werden, um eine sachliche Basis für eine Standortbestimmung der Kostenposition zu haben, erläutert die Vereinigung Cockpit und resümiert: "All dies entsprach den zuvor geäußerten Wünschen der Konzernführung."

Voraussetzung für die Verhandlungen dieses Paketes war, zumindest für den Verhandlungszeitraum, das Aussetzen der Ausflaggung von Flugzeugen und den damit einhergehenden Verlagerungen von deutschen Pilotenarbeitsplätzen im Inland und ins Ausland. Anstatt Zeit für konstruktive Verhandlungen zu schaffen, setzt das Lufthansa Management jedoch die Tarifflucht aggressiv fort und verweigert sich einer Gesamtlösung zu Lasten des Unternehmens, aller Mitarbeiter und der Kunden.

Zuletzt hatte die Lufthansa der VC am vergangenen Wochenende zwei Gesprächsangebote unterbreitet. Diese klangen nur auf den ersten Blick vielversprechend. Eine genauere Analyse zeigte jedoch, dass die Inhalte erneut substanzlos waren, kritisiert die VC in der Aussendung.

Die Verweigerungshaltung der Geschäftsleitung ist umso unverständlicher, als die weitreichenden Zugeständnisse des Cockpitpersonals in die Zeit eines prognostizierten Rekordergebnisses von mehr als 1,75 Milliarden Euro im laufenden Geschäftsjahr und des wirtschaftlich besten Sommers in der Unternehmensgeschichte fallen, rechnet die VC vor.

„Mit Vorlage des konstruktiven Angebotes der VC wird erneut klar, dass die Piloten sich nicht gegen die geforderten Anpassungen stellen. Für ein solches Bündnis muss es aber auch ein Bekenntnis zum eigenen Personal und dessen Recht auf tariflicher Mitbestimmung geben. Ausflaggung und Tarifflucht sind das Gegenteil davon“, sagt Markus Wahl, Sprecher der Vereinigung Cockpit. „Dass das Management trotz der immensen Einsparungen nicht bereit ist für die Zeit der Verhandlungen Tarifflucht und Ausflaggung auszusetzen, zeigt deutlich, dass es primär nicht darum geht marktgerechte Bedingungen zu erzielen, sondern um das Aufbrechen tarifvertraglicher Strukturen durch Zerstörung von Schutzmechanismen, welches zur Schwächung der Gewerkschaft führen soll“, so Wahl weiter.

„Lufthansa beherrscht als Fast-Monopolist den Arbeitsmarkt für Piloten in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Um nicht einem Tarifdiktat unterworfen zu sein, sind entsprechend starke Gewerkschaften nötig. Nachdem die Vereinigung Cockpit weder im Rahmen einer Gesamtschlichtung, noch durch ein Wachstumsbündnis in der Lage war eine gesamthafte Befriedung der offenen Konfliktpunkte zu erreichen, lässt das Lufthansa Management den Tarifkonflikt zur Übergangsversorgung auf den Stand von Anfang 2014 zurückfallen. Daher müssen die offenen Tarifverträge wieder einzeln verhandelt werden. Nach dem Scheitern der Verhandlungen zur Übergangsversorgung bleibt als ultima ratio nur noch ein Streik zum Abschluss eines neuen Tarifvertrages Übergangsversorgung“, resümiert Wahl.

Die Verhandlungen zur Übergangsversorgung waren zuletzt gescheitert und im März dieses Jahres fanden zuletzt Streiks statt, an die nun wieder angeknüpft wird.

Die Vereinigung Cockpit bedauert die Auswirkungen auf die betroffenen Passagiere und Mitarbeiter. Sie steht der Lufthansa jederzeit zu Gesprächen zur Verfügung, wenn das Management ernsthaften Willen zeigt und den Verhandlungen durch Aussetzen der Tarifflucht den nötigen Raum verschafft.

(red / VC / Titelbild: Lufthansa-Flugzeuge in Frankfurt, Symbolbild - Foto: Austrian Wings Media Crew)