Punktlandung

Hercules-Aufgabe

Abschiebungen abgelehnter Asylwerber sollen künftig - wie von Austrian Wings berichtet - auch mit den drei C-130 Hercules des Bundesheeres erfolgen. Ein Gastkommentar des internationalen Militärluftfahrtjournalisten Georg Mader zum Thema.

Menschen, die kein Asyl in Österreich erhalten haben und sich sich letztlich unrechtmäßig im Land aufhalten, wurden bislang in ihr Herkunftsland abgeschoben und werden es - analog zu den stark angestiegenen Zahlen - in Hinkunft wohl vermehrt auch künftig.

Die "Hercules"ist seit über 40 Jahren international im Einsatz - Grafik: Archiv Georg Mader / Olsen
Die "Hercules" ist seit über 40 Jahren international im Einsatz - Grafik: Archiv Georg Mader / Olsen

Dieses geschieht bislang mit zivilen Flugzeugen - verbunden mit den relevanten Einschränkungen, Restriktionen beziehungsweise Problemen. Denn auch bei einem Vollcharter hat der zivile Kapitän die letzte 'Authority', wen er mitnimmt und wen nicht; beziehungsweise, was er an Bord erlaubt. Das ist gut und recht und wird auch in Hinkunft so sein.

Der Flugzeugtyp oder die Kategorie hat auch gar nichts damit zu tun, ob und wann es gelingt mit Drittstaaten Rücknahmevereinbarungen auszuhandeln. Ja nicht einmal das Bundesheer hat darauf Einfluss.

Warum sollte aber nicht auch zusätzlich mit dessen C-130 'Hercules' geflogen werden? Keinesfalls ist ja geplant, eine genannte Größenordnung von bis zu 50.000 außer Landes zu schaffenden Menschen nur mit den drei C-130K abzuwickeln! Die haben zwar vor Jahren ~120 Flüge von Hörsching nach Abeche/Tschad und retour ohne ernste technische Ereignisse absolviert, aber für diese Hochrechnung wäre wohl mehr als nur eine zusätzliche alte Ersatzteil-'Hercules' aus England - wie neulich organisiert - nötig. Wie überhaupt man philosophieren kann, dass unser sich stets Humanität hervorkehrendes Land sich leicht fünf neue AIRBUS A400M auf die Platte stellen könnte, wenn der politische Wille da wäre. Im Börsel merken würden wir das ebensowenig wie die Eurofighter ...

Egal - die Hercules steht JETZT zur Verfügung. Ihre Flugstundenkosten von ~€ 13.000,-- bewegen sich dank Turboproptriebwerken - allerdings auch bei etwas weniger 'Passagieren'/Flug - nahe an den Kosten für einen zivilen Airliner im Vollcharter, ohne Zuschläge. Das ist die einzig zulässige Gegenrechnung, nicht etwa jene gegen Flugtickets.

Blick in den Rumpf einer Hercules, Symbolbild - Foto: Martin Oswald
Blick in den Rumpf einer Hercules, Symbolbild - Foto: Martin Oswald

Was eine nötige Adaptierung binnen Tagen betrifft, geht es da wohl nicht kaum um Befürchtungen wegen Käfigen a la 'Con Air', sondern in erster Linie um einen gesicherten Cockpitzugang bzw. die Verkleidung kritischer Leitungen oder Kabel. Sonst kann man in den robusten Transportern - 2.500 Stück weltweit sprechen für sich - im Gegensatz zu gemieteten Airlinern denen Solches in einem Aufschlag abgegolten werden muss, wenig ruinieren. Es soll ja schon vorgekommen sein, dass das im - im Einzelfall vielleicht sogar verständlichen - Aufruhr passierte. Oft genug stiegen dann diese Personen samt Beamten wieder aus dem Flugzeug, die Abschiebung erfolgte letztlich nicht. Genau dafür soll sogar ein 'Lehrfilm' gefördert worden sein ...

Kaum jemand wird aber verstehen, dass das österreichische Bundesheer zwar diese Flugzeuge - die übrigens keineswegs wie behauptet auseinander fallen o. Ä. - professionell betreibt, sie aber dann nicht einsetzt. Vielleicht wird man im Zuge dessen ja auch die Treibstoffkontingentierung und die Reduktion der Crews laut 'Paket 2018' wieder los - denn fliegen müssen beziehungsweise sollen sie sowieso und Golan gibt's keinen mehr zu versorgen. Ja die Hörschinger müssen selbst dann weiterhin flugsicherheits- und ausbildungsbedingt ihre Stunden/Jahr fliegen, wenn man parallel NUR zivile Maschinen für diese Assistenzleistung mietet.

Cockpit einer Hercules, Symbolbild
Cockpit einer Hercules, Symbolbild

Zudem hat der Betreiber 'Republik' in den Maschinen respektive in der Flugplangestaltung absolute Verfügbarkeit beziehungsweise 'Authority', man kann ohne extra Gebühren oder Papierkrieg die Handwaffen der Beamten oder der Besatzung mitnehmen, man kann wenn ein Land bei der Rücknahme keine Publicity wünscht auf nicht für Zivilflieger instrumentierten oder zugelassenen Luftbasen landen und Ähnliches.

2011 evakuierten Hercules des Bundesheers EU-Bürger aus Ägypten.
2011 evakuierten Hercules des Bundesheers EU-Bürger aus Ägypten.

Wesentlich ist also: Das Bundesheer und damit die Republik Österreich verfügt über jene drei C-130K 'Hercules', es gibt keinen echten Grund, diese nicht - auch - einzusetzen. Und: Das hat auch nichts mit der Forderung - und 'tiefen' Formulierung - der FPÖ aus dem letzten Sommer zu tun. Wieso der fallweise Einsatz der Hercules aber ein Stigma der Demütigung oder Diskriminierung jener Rückzuführenden bedeuten soll, erschließt sich einem nicht so recht. Denn unsere Soldaten - und immer wieder Medienvertreter - fliegen ja auch darin.

Journalisten im Rahmen eines Medientermines in einer Hercules, Symbolbild
Journalisten im Rahmen eines Medientermines in einer Hercules, Symbolbild
Hercules auf der Airpower - Foto: Peter Hollos
Hercules auf der Airpower - Foto: Peter Hollos

Das Vorhaben wird jedenfalls eine mediale Gratwanderung - eine echte 'Hercules-Aufgabe' eben.

Symbolbild Sujetbild C-130 Hercules Foto Huber Austrian Wings Media Crew

Text: Georg Mader
Titelbild: C-130 im Flug
Fotos, sofern nicht anders angegeben: Austrian Wings Media Crew

Über den Autor: Georg Mader ist Österreichkorrespondent des Formates "Janes Defence Weekly", Mitbegründer des Militärluftfahrtmagazins "Airpower.at" und international tätiger Fachjournalist für Wehrtechnik und militärische Luftfahrt.

Hinweis: „Punktlandungen” sind Kommentare einzelner Autoren, die nicht zwingend die Meinung der Austrian Wings-Redaktion wiedergeben.