Österreich

Abschlussbericht zum Unfall der Red Bull Cobra veröffentlicht

Die Cobra im Flug - Foto: Huber / Austrian Wings Media Crew

Am 27. Mai des Vorjahres verunfallte die AH-1 Cobra der Flying Bulls auf dem Flugplatz Reutte-Höfen. Der jetzt veröffentlichte Abschlussbericht spricht von einer Fehleinschätzung des Piloten als Ursache.

In dem Bericht heißt es:

"Der Pilot, der alleine an Bord war, flog den Helikopter nach Beendigung einer Flugvorführung anlässlich des Sommeropenings der „Highline179“ zum Flugplatz Reutte-Höfen, um vor dem Rückflug zum Heimatflughafen Treibstoff zu tanken. Die gegenständliche Landung war die erste Landung des Piloten am Flugplatz Reutte-Höfen an diesem Tag. Der Pilot flog den Flugplatz Reutte-Höfen vor einigen Jahren zum letzten Mal an. Der Anflug erfolgte am Unfalltag über Piste 04, der Pilot steuerte den Helikopter im Schwebeflug über den Rollweg zur Tankstelle. Vor der Tankstelle drehte der Pilot den schwebenden Helikopter 90° nach Nordosten parallel zum Tankstellengebäude und schwebte vor dem Absetzen noch etwas seitwärts nach links, näher zur Tankstelle. Er wusste, dass der Treibstoffschlauch der Tankstelle relativ kurz war, weshalb er so nahe wie möglich an der Tankstelle landen wollte. Der Pilot sagte aus, dass der Helikopter bei der Bodenberührung der Kufen einige Zentimeter in Richtung Gebäude rutschte. Er führte das auf böigen Wind von vorne rechts zurück. Er räumte allerdings auch eine mögliche Fehleinschätzung bezüglich des Abstandes zwischen Helikopter und Tankstellengebäude seinerseits ein. Nach dem kompletten Aufsetzen reduzierte der Pilot die Triebwerksleistung durch Drehen des Gasdrehgriffes auf Leerlauf. Im selben Moment wären für einige Sekunden starke Vibrationen zu spüren gewesen. Gleichzeitig sah er, dass sich Teile vom Helikopter lösten. Die Rotorblätter touchierten das Vordach der Tankstelle. Auf der gegenüberliegenden Seite des Flugplatzes schlugen Teile der Rotorblätter in ca. 160 Meter Entfernung ein. Das Vordach und das Mauerwerk der Tankstelle wurden erheblich beschädigt. Ein angrenzender Hangar hielt die herumfliegenden Teile zum größten Teil ab. Sofort nach dem Vorfall stellte der Pilot das Triebwerk ab und schloss den Brandhahn, danach schaltete er den Batteriehauptschalter aus. Der Pilot konnte den Helikopter selbstständig und unverletzt verlassen. Etwa 20 Personen standen hinter einer Abzäunung in unmittelbarer Nähe des Vorfallortes, keine dieser Personen wurde durch den Unfall verletzt."

Der Tankschlauch am Flugplatz ist 13 Meter lang, der Durchmesser des Hauptrotors der Cobra beträgt 13,6 Meter.

Der 59-jährige Pilot Siegfried "Blacky" Schwarz zählt zu den erfahrensten Helikopterpiloten Österreichs. Er verfügte zum Unfallzeitpunkt über eine Flugerfahrung von rund 11.500 Stunden und besaß die Musterberechtigungen für die Typen AS350/EC130, EC135/635 ,BO105, R22 ,R44 sowie Bell47T, außerdem die Lehrberechtigung für die genannten Muster. Allein auf der Cobra war Schwarz bis dato 570 Stunden geflogen.

Der Unfallbericht konstatiert dann auch: "Der Pilot hatte eine Gesamtflugerfahrung von 11500 Stunden, davon 570 Stunden auf der Unfalltype.Diese Typenerfahrung auf diesem speziellen Helikopter kann als mehr als ausreichend angesehen werden.Der  Pilot  verfügte  über  die  entsprechenden  am  Unfalltag  gültigen  Zivilluftfahrerscheine  und  medizinischenTauglichkeitszeugnisse. Seine Ruhezeit vor dem Unfall war ausreichend und betrug 16 Stunden.Eine psychische oder physische Beeinträchtigung des Piloten kann ausgeschlossen werden."

Als "wahrscheinlicher Faktor", der den Unfall herbeigeführt hat, führen die Ermittler abschließend an: "Fehleinschätzung der Distanz zwischen Helikopter und Gebäude".

Über die Cobra
Die Maschine der Flying Bulls mit der Kennung N11FX wurde in den 1980er Jahren gebaut und nach Ende ihrer aktiven Dienstzeit verschrottet. Das sogar in der Mitte durchgeschnittene Überbleibsel wurde später vom bekannten amerikanischen Hubschrauberpiloten und -Sammler Chuck Aaron entdeckt und bis zum Jahr 2002 vollständig wiederaufgebaut.

In der Folge beeindruckte das Exemplar nicht nur auf zahlreichen Airshows, sondern spielte auch in TV-Serien wie „JAG –im Auftrag der Ehre“ oder „Walker, Texas Ranger“ mit. Natürlich immer mit Chuck Aaron am Steuer. 2004 entdeckten und erwarben die Flying Bulls das Juwel und konnten es nach langwierigen Export-Formalitäten – das Pentagon hält seine Hand schützend auch auf ehemaliges Militärgerät – endlich nach Salzburg überführen, wo es im Dezember 2005 in allen Ehren empfangen wurde.

Die Maschine der Flying Bulls besteht nach Angaben des Betreibers zum Großteil aus fabriksneuen Originalteilen. Die von Red Bull betriebene F-Version war das letzte Modell der Cobra mit nur einer Turbine. Die N11FX war laut den Flying Bulls das letzte flugfähige dieser Version und überhaupt das einzige in Europa.

(red)