Österreich

Ex-First Officer lässt Flugzeug auf seinen Namen taufen

Foto: E. Bisaga

Ehemaliger First Officer investiert stattliche Summe, um Flugzeug auf seinen Namen taufen zu lassen.

Nicht schlecht staunten wir, als vor einiger Zeit das Foto eines Planespotters bei uns eintrudelte, das auf den ersten Blick wie eines von vielen AUA-Jets aussah. Erst bei näherem Hinsehen fiel auf, dass die Maschine einen Namensschriftzug trug, den wir bis dato auf einem rot-weiß-roten Flugzeug nicht kannten. Nach kurzer Recherche konnten wir schließlich jenen Mann zum Interview bitten, der tatsächlich als "Namenspatron" fungierte: es handelt sich um einen ehemaligen First Officer, der sich auf diese Weise fliegerisch verewigen wollte. Franz Krajcik saß selbst lange Jahr im Flight Deck einer mittlerweile pleite gegangenen Airline, wie er uns gegenüber ausführt.

Der ungewöhnliche Namensschriftzug fiel erst bei näherer Betrachtung ins Auge... (Foto: E. Bisaga)

Austrian Wings (AW): Ein Flugzeug auf seinen eigenen Namen taufen zu lassen ist bei weitem nicht alltäglich. Was brachte Sie auf diese Idee?

Franz Krajcik (FK): Ehrlich gesagt... (lacht)... Wie solche Dinge eben oft ihren Anfang nehmen. Bei einem gepflegten Feierabendbier und einer deftigen Maultaschensuppe.

AW: Mit "Hold my beer" sollen ja tatsächlich schon viele Kuriositäten ihren Beginn gefunden haben. Aber sich auf einem Flugzeug zu verewigen ist beileibe keine alltägliche Idee, und wir könnten uns auch vorstellen, dass das nicht so einfach ist, oder?

FK: Das stimmt. Aber der Job im Cockpit hat mich eben entsprechend geprägt. Selbst, als die Airline immer tiefer in wirtschaftliche Turbulenzen schlitterte, hatten wir allesamt noch grundsätzlich Spaß an der Arbeit als Piloten. Die Bedingungen wurden natürlich zunehmend miserabel, und so musste man an Optionen denken, die sich in meinem Fall glücklicherweise auch angeboten haben und ich das "sinkende Schiff" verlassen konnte, bevor die Pleite völlig unabwendbar war. Ich habe nun einen Job am Boden, aber die Faszination für die Luftfahrt ist ungebrochen. Da kam mir die Idee, dass zumindest mein Name auch weiterhin in der kommerziellen Luftfahrt auftauchen sollte.

AW: Aber einen Flugzeugnamen kauft man wohl kaum im nächstbesten Internet-Shop mit drei Mausklicks? Wie lief das ab?

FK: Das war tatsächlich etwas ungewöhnlich und es wurde vereinbart, über die genauen Modalitäten Stillschweigen zu bewahren. Aber ich darf soviel sagen: wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg. Wer zu seinem "Luftfahrt-Titel" kommen möchte, kann das auch.

Foto: E. Bisaga

AW: Ist das also für Sie eine Form eines quasi akademischen Titelersatzes, der sich noch dazu selbst in die Welt hinaus trägt?

FK: Sozusagen... (lacht herzlich)... Wobei, ich hätte ja eigentlich auch ganz gern studiert, aber daraus wurde dann schlussendlich doch nichts. Aber als studierter Wissenschaftler wäre mir wahrscheinlich sowieso langweilig geworden.

AW: Wäre es nicht umso erstrebenswerter, selbst wieder im Cockpit zu arbeiten? Etwa gleich in jenem Embraer Flight Deck, das Ihr Name ziert?

FK: Wie gesagt – ich bin mit meiner jetzigen Tätigkeit am Boden sehr zufrieden, arbeite auch weiterhin in der Branche, und die Fliegerei darf ja auch ein schönes Hobby sein und dem Spaß dienen.

AW: Apropos Spaß, was hat Sie der Spaß mit der Namenstaufe denn gekostet?

FK: Ich sagte bereits, dass vereinbart wurde, über die Details der Aktion Stillschweigen zu bewahren. Aber wie sagt man in Österreich so schön? Ohne irgend einen Titel ist man ja nichts, oder? (lacht) Und mir selbst einen akademischen Fantasie-Wissenschaftlertitel auf die Visitenkarte zu drucken, das muss ja nicht sein. Aber wer hat schon einen Embraer, der auf den eigenen Namen hört? Ja, darauf bin ich durchaus stolz. Und das war mir das Geld auch wert.

AW: Zahlt man sowas aus der Portokasse oder gehen da viele Jahre Urlaubsgeld an Ersparnissen drauf?

FK: Weder, noch. Um ehrlich zu sein, habe ich mich vor einiger Zeit sozusagen als "Whistleblower" betätigt, als es darum ging, bedenkliche Arbeitsbedingungen bei meinem mittlerweile pleite gegangenen Ex-Arbeitgeber in der Luftfahrt aufzudecken. Ich habe das an einige Medien herangetragen, auch anonymisierte Interviews angeboten. Manche wollten zwar nichts davon wissen, aber andere sind doch auf den Zug aufgesprungen und haben für diese Exklusiv-Infos eine stattliche Summe geboten. Mir ging es ja nie darum, mich persönlich zu bereichern, also habe ich dieses Geld dann ziemlich nahtlos auch wieder in die Branche investiert, wie man sieht.

AW: Sind Sie selbst schon einmal mit "Ihrem" Flugzeug geflogen?

FK: Als Pilot?

AW: Generell.

FK: Als Passagier, ja. Embraer-Typerating besitze ich bedauerlicherweise keines, sonst hätte ich mir den Vogel vielleicht glatt einmal für einen halben Tag gemietet.

(Das Telefoninterview führte Anna L. Jahn.)

Auf den Geschmack gekommen? - Tja, leider ... Flugzeugtaufen dieser Art finden wohl doch nur am 1. April statt!

(red CvD / AS / Mitarbeit: A. Jahn)