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Doppeltes Bienenjubiläum am Hamburg Airport

Foto: Huber / Austrian Wings Media Crew

Die kleinsten „Flieger" am Hamburg Airport haben Jubiläum: Seit genau 20 Jahren sind Bienenvölker auf dem Flughafengelände und in den Gärten ringsum unterwegs und liefern frischen Honig. Zugleich schwärmen sie als „Bio-Detektive" aus, denn Honig, Wachs und Pollen geben neben den offiziellen Messungen Aufschluss über die Luftqualität. Doch nicht nur die mehr als 200.000 Honigbienen starten und landen am Airport. Mittlerweile schon ins fünfte Jahr geht das Wildbienenprojekt, das der Flughafen gemeinsam mit der Deutschen Wildtier Stiftung ins Leben gerufen hat. Es soll dazu beitragen, den Lebensraum der immer mehr vom Aussterben bedrohten Insekten zu erweitern. Vor einem Jahr wurde die Initiative als offizielles Projekt im Rahmen der UN-Dekade „Biologische Vielfalt" ausgezeichnet.

„Ob Honigbienen oder Wildbienen – das Flughafengelände mit seinen Grünflächen, einer artenreichen Flora und sogar einem Teich ist für die schützenswerten und nützlichen Tiere ein idealer Lebensraum mitten in der Großstadt", sagt Flughafenimker und Umweltingenieur Ingo Fehr. „Hamburg Airport bietet eine der größten zusammenliegenden Grünflächen in der Hansestadt." Die Honigbienen, so hat Ingo Fehr ausgerechnet, haben in den vergangenen zwei Jahrzehnten Nektar und Pollen gesammelt, die für rund 12.000 Gläser Honig ausreichten. Dabei ist das Arbeitspensum jeder einzelnen Biene gewaltig: Jede macht täglich rund 40 Ausflüge und besucht etwas 4.000 Blüten. Für ein Kilo Honig sind etwa drei Kilo Nektar notwendig. Im Laufe ihres Lebens sammelt eine Biene etwa ein bis zwei Teelöffel Honig.

Regelmäßige Untersuchungen nicht nur des Honigs, sondern auch des Wachses und der Pollen durch unabhängige Laboratorien haben dabei stets ergeben, dass die chemisch-physikalischen Werte des Honigs einwandfrei sind. Sie entsprechen den Bestimmungen der deutschen Honigverordnung für Speisehonig und den Qualitätsrichtlinien des Deutschen Imkerbundes. „Unser Honig verfügt über einen honigtypischen, blumig aromatischen Geschmack und Geruch", so der Imker. Wegen der verhältnismäßig geringen Menge wird er jedoch nicht verkauft, sondern dient als kleines Präsent für besondere Anlässe. Mit seinem Honigbienenprojekt gehörte Hamburg Airport seinerzeit zu den Vorreitern. Inzwischen sind zahlreiche andere Flughäfen dem Beispiel gefolgt.

„Doch nicht nur die Honigbienen verdienen unseren Schutz und unsere Aufmerksamkeit", betont Fehr, der in der Umweltabteilung des Flughafens arbeitet. „Auch Wildbienen tragen entscheidend zur Bestäubung von Blütenpflanzen bei. Deshalb haben wir 2015 das Projekt ‚Mehr Platz für wilde Bienen' gestartet und sind stolz auf die Auszeichnung, die wir dafür erhalten haben." Rund die Hälfte der mehr als 580 unterschiedlichen Wildbienenarten ist nach Einschätzung von Experten bedroht. „Ihnen fehlt es an Nahrungsquellen und Nistmöglichkeiten", sagt die Biologin Anna Binczik von der Deutschen Wildtier Stiftung. „Umso mehr freuen wir uns, dass wir zusammen mit engagierten Partnern wie dem Flughafen einen kleinen Beitrag zur Verbesserung der Situation leisten können."

An mehreren Stellen hat Hamburg Airport in den vergangenen Jahren ausgewählte Flächen noch „wildbienenfreundlicher" gestaltet. Unter anderem wurden wildbienengerechte Blumenmischungen gesät, kleinräumige Rohbodenbereiche angelegt und standortgerechte Gehölze gepflanzt. Auch wurde an verschiedenen Stellen abgestorbenes Holz vor Ort belassen. Dadurch konnte sowohl das Nahrungsangebot verbessert als auch wertvoller, natürlicher Brutplatz für die Insekten geschaffen werden. Ferner wurden Grünbereiche rund um Straßen und Parkflächen „insektengerecht" ergänzt. Das Ergebnis: Bunte Blumenmischungen bieten einen schönen Anblick und machen zugleich den Lebensraum der Insekten attraktiver. Darüber hinaus wurden „Insektenhotels" gebaut – künstlich geschaffene Nist- und Überwinterungshilfen. Zu den bisher vorhandenen zwei hölzernen Konstruktionen wurde am heutigen Mittwoch ein weiteres Insektenhotel aufgestellt. „Passagiere, Besucher und Mitarbeiter müssen sich aber keine Sorgen machen – die meisten Wildbienen stechen nicht", versichern Anna Binczik und Ingo Fehr.

(red / HAM)