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Lufthansa Group erholt sich im zweiten Quartal etwas

Symbolbild Lufthansa Gruppe - Foto: Huber / Austrian Wings Media Crew

Weiterhin hohe Nachfrage nach touristischen Zielen und schrittweise Erholung des Geschäftsreiseverkehrs in zweiter Jahreshälfte erwartet. Mediziner kritisieren die gestiegene Reisetätigkeit indes massiv, denn Flugreisen haben sich als enormer Treiber der Corona-Pandemie erwiesen. Israel etwa verbietet Touristen die Einreise wieder, sogar ein neuer Lockdown steht im Raum.

Die Lufthansa Group konnte im zweiten Quartal von einer deutlichen Markterholung mit steigenden Passagier- und Buchungszahlen profitieren. Lockerungen von Reisebeschränkungen im internationalen Luftverkehr sowie ein großer Nachholbedarf bei Flugreisenden trieben sowohl die Ticketnachfrage als auch die Reisetätigkeit an. Allein im Juni war die Zahl der Buchungen mehr als doppelt so hoch wie noch zu Beginn des Quartals. Die angebotene Kapazität lag Ende Juni plangemäß bei 40 Prozent des Vorkrisenniveaus.

Carsten Spohr: „Alle Lufthanseatinnen und Lufthanseaten weltweit haben mit großen Anstrengungen dazu beigetragen, die Kosten in allen Bereichen deutlich zu senken. Dadurch konnten wir in der jetzigen Phase der Wiederbelebung unseres Geschäfts den Mittelabfluss stoppen und erstmalig seit Beginn der Pandemie wieder einen positiven Cashflow erwirtschaften. Dass uns dabei bislang über 30.000 Kolleginnen und Kollegen verlassen haben, schmerzt uns alle, ist aber für die nachhaltige Rettung der über 100.000 verbliebenen Arbeitsplätze unausweichlich. Diese einzigartige Krise ist auch eine einzigartige Chance für uns, die Transformation der Lufthansa zu beschleunigen, um unsere globale Führungsrolle zu festigen.“

Quartalsverlust begrenzt – Rückkehr zu positivem Free Cashflow
Dank der positiven Entwicklung bei den Airlines, Rekordergebnissen bei Lufthansa Cargo und der fortgesetzten Erholung von Lufthansa Technik und der LSG Group gingen die operativen Verluste im 2. Quartal 2021 im Vergleich zum ersten Quartal 2021 deutlich um 43 Prozent auf -952 Millionen Euro zurück.

Der Adjusted Free Cashflow lag im 2. Quartal, vor allem aufgrund des starken Buchungseingangs, bei plus 340 Millionen Euro. Der operative Cashflow betrug dank positiver Effekte im Umlaufvermögen aufgrund der starken Buchungseingänge im 2. Quartal plus 784 Millionen Euro. Ohne Berücksichtigung dieser Effekte lag der Mittelabfluss bei durchschnittlich 200 Millionen Euro pro Monat.

Kostensenkungen und Freiwilligenprogramme wirken
Der Konzern kommt auf dem Weg zu seinem Ziel, bis 2024 mehr als 3,5 Milliarden Euro Kosten einzusparen, schneller als bislang geplant voran. Für mehr als die Hälfte der Kostensenkungen sind die Maßnahmen bereits umgesetzt. Ursprünglich sollte dieser Einsparumfang erst zum Jahresende 2021 erreicht sein. Zur nachhaltigen Kostenreduktion tragen unter anderem die in Deutschland angebotenen Freiwilligenprogramme und der bei der SWISS geplante Stellenabbau bei. Der Konzern erwartet, dass allein in Deutschland rund 1.500 Bodenmitarbeitende und knapp 400 Cockpitbeschäftigte von den aktuellen Angeboten Gebrauch machen werden, das Unternehmen zu verlassen. In der Schweiz werden bis Jahresende 2.000 Positionen abgebaut, unter anderem durch rund 500 betriebsbedingte Kündigungen.

Zum Ende des 1. Halbjahres betrug die Zahl der Beschäftigten 108.000. Damit haben seit Beginn der Krise über 30.000 Mitarbeitende den Konzern verlassen. Unter Einbezug der genannten Programme wurden damit bereits über 1,1 Milliarden Euro der angestrebten Personaleinsparungen von 1,8 Milliarden Euro realisiert oder vertraglich vereinbart.

Umsatz- und Ergebnisentwicklung
Der Konzernumsatz lag im 2. Quartal bei 3,2 Milliarden Euro, 70 Prozent höher als im 2. Quartal des Vorjahrs (Vorjahr: 1,9 Milliarden Euro). Der operative Verlust auf Basis des Adjusted EBIT verringerte sich auf -952 Millionen Euro (Vorjahr: -1,7 Milliarden Euro). Das Konzernergebnis belief sich im 2. Quartal auf -756 Millionen Euro (Vorjahr: -1,5 Milliarden Euro).

Im 1. Halbjahr des Geschäftsjahres betrug der Konzernumsatz 5,8 Milliarden Euro (Vorjahr: 8,3 Milliarden Euro). Der operative Verlust auf Basis des Adjusted EBIT lag im 1. Halbjahr mit -2,1 Milliarden Euro niedriger als im Vorjahr (Vorjahr: -2,9 Milliarden Euro). Das Konzernergebnis für das 1. Halbjahr lag bei -1,8 Milliarden Euro (Vorjahr: -3,6 Milliarden Euro).

Verkehrsentwicklung 2. Quartal
Im 2. Quartal 2021 lag die angebotene Kapazität, gemessen in Personenkilometern, bei 29 Prozent des Vorkrisen-Niveaus von 2019. Insgesamt haben die Airlines der Lufthansa Group in den vergangenen drei Monaten 7 Millionen Fluggäste befördert. Dies entsprach 18 Prozent des Vorkrisenniveaus, gemessen am 2. Quartal 2019. Der Sitzladefaktor lag bei 51 Prozent und damit 32 Prozentpunkte niedriger als im 2. Quartal 2019. Im Verlauf des Quartals verbesserte sich die Entwicklung kontinuierlich. Im Juni lag die angebotene Kapazität im Vergleich zum gleichen Monat des Jahres 2019 bereits bei 34 Prozent, am Ende des Monats bei rund 40 Prozent. Der Ladefaktor betrug im Juni 58 Prozent, positiv beeinflusst von der anziehenden Nachfrage auf der Kurz- und Mittelstrecke in Europa. Die Anzahl der angeflogenen Destinationen liegt aktuell bei 84 Prozent des Vorkrisenniveaus. Bis September werden nahezu alle Flugziele wieder angeboten.

Konzernairlines profitieren von anziehender Nachfrage
'Die Airlines des Konzerns konnten ihre Verluste dank der anziehenden Nachfrage und erfolgreicher Restrukturierungsbemühungen verringern. Das Adjusted EBIT der Network Airlines betrug im 2. Quartal -1,2 Milliarden Euro (Vorjahr: -1,5 Milliarden Euro). Im 1. Halbjahr verzeichneten die Network Airlines ein Adjusted EBIT von -2,5 Milliarden Euro (Vorjahr: -2,4 Milliarden Euro). Eurowings verringerte den operativen Verlust auf Basis des Adjusted EBIT auf -108 Millionen Euro im 2. Quartal (Vorjahr: -183 Millionen Euro) und auf -252 Millionen Euro im 1. Halbjahr (Vorjahr: -358 Millionen Euro).

Lufthansa Cargo weiter auf Rekordkurs'
Im Frachtgeschäft profitiert Lufthansa Cargo weiterhin von der knappen Laderaum-Kapazität in Passagierflugzeugen und der anhaltend hohen Nachfrage nach Luftfracht. So stieg das Adjusted EBIT im Logistiksegment im 2. Quartal auf 326 Millionen Euro (Vorjahr: 299 Millionen Euro). Für das 1. Halbjahr verzeichnete Lufthansa Cargo ein Adjusted EBIT von 640 Millionen Euro (Vorjahr: 277 Millionen Euro), das bislang höchste Ergebnis in diesem Zeitraum in der Geschichte von Lufthansa Cargo. Anhaltende, strukturelle Kapazitätsengpässe im weltweiten Frachtgeschäft werden die Erlös- und Ergebnisentwicklung von Lufthansa Cargo voraussichtlich auch in den kommenden Jahren unterstützen. 

Lufthansa Technik setzte ihre Ergebniserholung fort und verbesserte das Adjusted EBIT im 2. Quartal auf 86 Millionen Euro (Vorjahr: -126 Millionen Euro). Für das 1. Halbjahr weist Lufthansa Technik ein Adjusted EBIT von 102 Millionen Euro (Vorjahr: -122 Millionen Euro) aus und profitiert vor allem von der steigenden Nachfrage außereuropäischer Airlines, deren Heimatmärkte sich schneller als der europäische Markt erholen.

Liquiditäts- und Eigenkapitalentwicklung
Die Lufthansa Group verfügte am Ende des 2. Quartals über liquide Mittel von 11,1 Milliarden Euro. Darin enthalten sind noch nicht abgerufene Mittel aus den staatlichen Stabilisierungsmaßnahmen und Krediten von rund 3,9 Milliarden Euro. Der Erlös einer Anleiheemission im Juli in Höhe von 1 Milliarde Euro ist hingegen noch nicht berücksichtigt.

Die Nettokreditverschuldung lag mit 8,9 Milliarden Euro um 1,0 Milliarde Euro niedriger als am Jahresende 2020 (31. Dezember 2020: 9,9 Milliarden Euro). Dies ist vor allem auf die Ziehung eines Teils der Stillen Beteiligung I des Wirtschaftsstabilisierungsfonds in Höhe von 1,5 Milliarden zurückzuführen, die bilanziell als Eigenkapital gewertet wird. Ohne Berücksichtigung der Ziehung lag die Nettokreditverschuldung zum Halbjahr mit 10,4 Milliarden Euro rund 500 Millionen Euro über dem Jahresendwert 2020.

Zusätzlich unterstützt von positiven Bewertungseffekten bei den Pensionsverbindlichkeiten in Höhe von 1,9 Milliarden Euro ist die Eigenkapitalquote im Vergleich zum Jahresende 2020 um 4,2 Prozentpunkte auf 7,7 Prozent gestiegen (31. Dezember 2020: 3,5 Prozent).

Remco Steenbergen, CFO der LH: „In unserem Finanzmanagement legen wir den Fokus unverändert auf die Stärkung unserer Bilanz. Das zweite Quartal war ein weiterer Schritt in die richtige Richtung. Es führt jedoch kein Weg daran vorbei, die Lufthansa Group so schnell wie möglich wieder profitabel zu machen und dafür weitere Kostensenkungen umzusetzen.“

Neben den Restrukturierungsmaßnahmen sind die Rückzahlung der Staatshilfen und der Verkauf weiterer Unternehmensteile wichtige Bestandteile der Strategie zur Stärkung der Bilanz der Lufthansa Group. Nachdem die kürzlich begebenen Anleihen den guten Zugang, den der Konzern zu verschiedenen Finanzierungsformen an den Kapitalmärkten hat, erneut unter Beweis stellen konnte, laufen auch die Vorbereitungen für eine Kapitalerhöhung weiter.

Ausblick
Die Entwicklung der Lufthansa Group für das Gesamtjahr 2021 bleibt weiterhin abhängig von der Pandemiesituation, die sich zu einem wesentlichen Teil unmittelbar auf die Geschäftsentwicklung auswirkt. Hier beeinflussen vor allem Reiserestriktionen die Kundennachfrage maßgeblich.

Der Wunsch nach Reisen ist bei den Menschen ungebrochen. Lufthansa rechnet daher auch für die zweite Jahreshälfte mit einer positiven Nachfrageentwicklung im touristischen Europaverkehr und einer zunehmenden Erholung im Geschäftsreiseverkehr. Für die Langstrecke haben die Lufthansa Group Airlines ihr Angebot zu touristischen Zielen weiter ausgebaut. Das Unternehmen erwartet eine zunehmende Öffnung der Märkte im 2. Halbjahr. Flugreisen nach Nordamerika sollten ab Spätsommer wieder möglich sein und gegen Jahresende schrittweise auch wieder Richtung Asien.

Basierend auf dieser Erwartung geht die Lufthansa Group weiterhin davon aus, dass die Kapazität der Konzernairlines, gemessen in angebotenen Sitzkilometern, im Jahr 2021 bei rund 40 Prozent des Vorkrisenniveaus im Jahr 2019 liegen wird. Dabei wird für das 3. Quartal ein weiterer Kapazitätsausbau auf rund 50 Prozent des Vorkrisenniveaus und ein Anstieg der Passagierzahlen erwartet. Der Konzern geht damit davon aus, den operativen Mittelabfluss im dritten Quartal stoppen und ein positives EBITDA erwirtschaften zu können.

Im Gesamtjahr 2021 erwartet die Lufthansa Group auch weiterhin einen Anstieg des Konzernumsatzes und eine Verringerung des operativen Verlusts, gemessen am Adjusted EBIT.

(red / LH)