Im Jahr 1995 begann die Erfolgsgeschichte des ACstyria. Aus den damaligen drei Leitunternehmen AVL List, Steyr Daimler Puch Fahrzeugtechnik sowie dem Chrysler Eurostar Werk entwickelte sich der ACstyria Mobilitätscluster mit derzeit über 300 Partnern aus dem Bereichen Automotive, Rail Systems und Aerospace. Diese Unternehmen repräsentieren rund 70.000 Mitarbeiter und erzielen einen Umsatz von über 17 Mrd. Euro. Geschäftsführerin des ACstyria ist aktuell Frau DI Christa Zengerer.
Aviation und Aerospace
Für Austrianwings ist natürlich der Aviation-Sektor (Aerospace) von vorrangiger Bedeutung. Mehr als 80 steirische Unternehmen erwirtschaften in der Luft- und Raumfahrt Umsätze von über 650 Millionen € pro Jahr und beschäftigen rund 3.000 Mitarbeiter. Die inhaltlichen Schwerpunkte liegen in den Bereichen Cabin Interiors, Strukturbauteile, Antriebsstrang, Materialien und Leichtbau. Experten betonen, dass die Luftfahrtindustrie vor einem tiefgreifenden Wandel steht. Neue Technologien, nachhaltige Konzepte und regulatorische Rahmenbedingungen werden die Zukunft der Luftfahrt prägen. Innovative Lösungen sind hier daher stark gefordert. Welche Rolle steirische Unternehmen bei der Transformation spielen können, um eine nachhaltige, wettbewerbsfähige und technologisch führende Luftfahrtindustrie zu bewerkstelligen ist Teil des Kongresses.

Neue Antriebsysteme
Bis 2050 soll die kommerzielle Luftfahrt nach eigener Vorgabe CO2 neutral fliegen, gut für das Klima, aber vielleicht doch etwas zu optimistisch angesetzt meinte Energieexperte Univ. Prof. DI Karl Rose in seiner Ansprache. Rose ergänzt, dass emissionsfreies kommerzielles Fliegen noch deutlich länger auf sich warten lässt, als angenommen. So hat Airbus die Entwicklung eines kommerziellen, mit Wasserstoff betriebenen Flugzeuges, das ab 2035 auf dem Markt kommen sollte, vorerst eingestellt bzw. weit nach hinten verschoben. Als Gründe für die Verschiebung nannte Airbus die enormen Herausforderungen und hohe Kosten bei der Entwicklung eines Wasserstoff-Ökosystems einschließlich Infrastruktur und regulatorischer Rahmenbedingungen (Quelle: AFP) Trotzdem betonte Prof. Karl Rose, dass das Fliegen mit alternativen Treibstoffen bis hin zum emissionsfreien Fliegen, die Zukunft der kommerziellen Luftfahrt prägen wird. E-Fuels, die aus grünen Strom erzeugt werden, gelten als Schlüsseltechnologie für die nachhaltigen Flugzeugtreibstoffe (SAF), die aber noch sehr teuer sind und vorerst den herkömmlichen Kerosin beigemischt werden. Sie sollen fossile Kraftstoffe in Bereichen des Verkehrs ersetzen, die schwer zu elektrifizieren sind. Dies trifft im Flugverkehr ganz besonders den Mittel- und Langstreckenverkehr, so Rose. Ing. Harald Cremer, Netzwerkmanager Aerospace NRW gab zu bedenken, dass bis 2042 rund 41.000 neue Jets benötigt werden, davon etwa 17.000 als Austauschmodelle für alte Flugzeuge. Dass dabei zwingend neue, klimafreundliche Antriebsmodelle verwendet werden müssen, ist „part oft he game“, so Cremer. Ferner hob er auch die Sicherheit im kommerziellen Flugverkehr hervor (siehe Grafik). Dieser ist nach wie vor das sicherste Verkehrsmittel weltweit. Pro einer Milliarde Passagiermeile verunglücken im Flugzeug „nur“ 0,06 Passagiere tödlich, im Autoverkehr 5,75 und mit dem Zug 0,47. (siehe Grafik) Generell stellte er abschließend fest, dass elektrisches Fliegen auf der Kurzstrecke, hybrides Fliegen (SAF) auf der Mittelstrecke und Fliegen mit Wasserstoffantrieb auf der Langstrecke die Zukunft sein wird.


Neuer vierter Zweig – Security & Defense
Der ACstyria ist drauf und dran einen Kooperationsvertrag mit der „Austrian Industrial Cooperation & Aviation Technology“ (Aicat) abzuschließen, um in Zusammenarbeit mit der WKO Steiermark Potentiale in der steirischen Zulieferindustrie zu fördern. Wir sind in der Mobilität bereits sehr gut aufgestellt und wollen dies auch in den kommenden 20 bis 30 Jahren weiter ausbauen und unser Netzwerk erweitern, so Zengerer. Was wir am Mobilitätssektor (Auto, Bahn, Luftfahrt) bereits erfolgreich können und umgesetzt haben, das können wir sicher auch in der Security und Defense Sparte erreichen, meinte Christa Zengerer. Auf Grund der aktuellen Lage boomen bei den Rüstungskonzernen die Aufträge und diese, Beispiel Rheinmetall, docken bereits in der Autoindustrie an, um dort auch Militärfahrzeuge herstellen zu lassen. Der ACstyria bleibt am Ball.
Text & Fotos: Franz Zussner