Punktlandung

Ersatz für die alten Schweden-Bomber

Warum es Zeit wird, die Saab 105OE des Bundesheers auszumustern

In den Medien und den Köpfen der Bevölkerung gehen derzeit die Wellen wieder hoch. Gerade erst hat man verkraftet das Österreich nun 15 Eurofighter erhält - die letzten drei fliegen Anfang 2009 ein - da tritt Generalstabschef Entacher in Tschechien vor die Presse und verkündet, das man sich beim ÖBH grundsätzlich für die L-159A "Advanced Light Combat Aircraft"des Nachbarstaats interessieren würde. Schon wieder eine Beschaffung böser Kampfbomber?

Reichen die sündteuren Eurofighter nicht zur Luftraumüberwachung? So klingt es in diversen Diskussionsforen. Mitnichten, ist die Antwort.

Für das Training zum Umstieg in den Eurofighter-Doppelsitzer beim deutschen JG74 in Laage, wo österreichische Piloten ausgebildet werden, war die Saab 105 nie geeignet. Zu groß ist der Unterschied zwischen alter analoger Avionik und modernstem High-Tech Glascockpit, zu groß auch der Unterschied in den Flugleistungen. Jene Eurofighter-Piloten die bisher ausgebildet wurden, kamen großteils von den gemieteten Schweizer F-5 Maschinen.

Einige österreichische Piloten waren auch beim "Nato Flying Training in Canada" (NFTC) zu Gast, wo Havard II Turbo-Prob und Hawk-115 Jettrainer zur Verfügung stehen. Diese Grundlagen sind seit dem Wegfall der F-5 Tiger nicht mehr gegeben. Natürlich könnte man weiterhin den Trainingsbetrieb bis zu schnellem Unterschall in befreundeten Ländern durchführen, eben z.B. in Kanada oder in Italien auf Aeromacchi MB339 - real werden ja nur wenige Piloten pro Jahr ausgebildet.

Das gemeinsame Euro-Training, an dem Österreich sich beteiligen wollte, ist jedenfalls leider wie so oft vorerst an nationalen Befindlichkeiten der Teilnehmerländer gescheitert, unter anderem an der Frage welches nationale Jettrainer-Produkt (Britische Hawks, italienische Aeromacchi oder doch was ganz anderes...) dort als Muster dienen sollten.

Hier wird aber - so schön und billig Training im Ausland auch klingen mag - eine Entscheidung des Ministers schlagend, die er bereits bei seinem Eurofighter-Vergleich einzementiert hat. Mit 15 Überschall-Jägern und dafür (aus Kostengründen) von 1800 auf 1500 Jahresflugstunden reduziertem Betriebsbudget kann man den eigentlichen Auftrag der Luftraumüberwachung in Österreich, gerade auch bei größeren Veranstaltungen, nicht mehr ausreichend wahrnehmen, da sowohl Klarstand der Flotte als auch verfügbares Betriebsbudget und damit "current" gehaltene Pilotenzahlen (die Rede ist von 16 insgesamt) nicht für mehrtätige oder sogar wochenlange verdichtete LRÜ ausreichen.

Es bedarf also eines zweiten Musters im mittleren Geschwindigkeitsbereich, und die früher dafür verwendeten Saab 105 bröckeln buchstäblich auseinander. Viele Ersatzteile für die recht spezielle Ö-Version sind auch beim Herstellerland in Schweden nicht mehr verfügbar, teilweise behilft man sich mit Reifen und Bremsen von anderen Flugzeugtypen, teilweise werden händisch mühsam Teile angefertigt - zu Apothekerpreisen.

Sogar alte Draken in der Luftfahrtaustellung Zeltweg wurden bereits Opfer von "Kannibalismus" um diese Saab-Trainer mit internen Teilen am Leben zu erhalten. Pro Flugstunde werden so mittlerweile bis zu 50 Stunden Wartungsaufwand benötigt.

Ein vormals angedachtes "Mid-Life Upgrade" der 105OE mit neuem Glas-Cockpit und erneuerten dynamischen Teilen macht da wenig Sinn, da diese Zellen nach vierzig Jahren endgültig am Ende sind. Bei den geplanten Kosten, ca. 20 der best erhaltenen Maschinen um bis zu 3 Mio. EUR pro Stück zu erneuern, erkennt man schnell das um dieses Geld bereits ein paar Stück neuwertige Trainer bzw. wenig beflogenes Gebrauchtmaterial am Markt erhältlich sind - für die Tschechen wird ein Stückpreis rund um 7. Mio EUR kolportiert.

Nachteil derer ist natürlich das es sich primär um einen einsitzigen leichten Jäger handelt, der für den Trainingsbetrieb mit zusätzlichen Kosten wieder in einen Zweisitzer verwandelt werden muss - so wie der Vorgänger, die L-39 "Albatros". Aero Vodochy hat dies bereits demonstriert, und wird dafür wohl einen vernünftigen Preis fordern, da sie schon jahrelang (eben wegen des fehlenden Tandem-Cockpits) auf der viel zu hohen Stückzahl von 72 Maschinen festsitzen, für die dort national kein Bedarf besteht.
Zusammenfassend lässt sich festhalten das mit einer größeren Anzahl Eurofighter bzw. einem vernünftigen Flugstundenbudget jährlich ein Training um Ausland durchaus Sinn machen würde, und die Luftraumüberwachung dann wie z.B. in der Schweiz mit einem Mix aus Überschall-Jets und langsameren Turbo-Probs (PC-7) erfolgen könnte.

Aber solange man beim Heer mit dem niedrigsten Budget seit Jahren konfrontiert ist, muss es ein Subsditut für "teure" Eurofighter-Flugstunden geben, und das soll nun eben der mysteriöse Saab 105 Nachfolger werden.

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Bundesheer

Text: Helmut Skrdla
Titelbild: Saab 105 in der Werft, Symbolbild - Foto: PA / Austrian Wings Media Crew

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