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IATA prognostiziert: Airline-Gewinne werden sich 2011 halbieren

IATA

Die International Air Transport Association (IATA) hat ihre Gewinn-Prognose für 2011 nach unten korrigiert. Danach erwartet der Luftfahrtverband für das laufende Jahr einen Netto-Gewinn von nur noch 8,6 Milliarden US-Dollar für Fluggesellschaften weltweit. In der letzten IATA-Prognose vom Dezember 2010 waren noch 9,1 Milliarden US-Dollar Gewinn erwartet worden. Gegenüber den 16 Milliarden US-Dollar Gewinn im Jahr 2010 ist dies ein Rückgang um 46 Prozent. Bei prognostizierten Umsätzen der Airline-Industrie von 594 Milliarden US-Dollar entsprechen die erwarteten 8,6 Milliarden Netto-Gewinn einer Netto-Gewinn-Marge von 1,4 Prozent.

Giovanni Bisignani, Director General und CEO der IATA: „Die politische Unruhen im Nahen und Mittleren Osten haben den Ölpreis auf über 100 US-Dollar pro Barrel ansteigen lassen. Dies ist signifikant höher als die 84 US-Dollar pro Barrel, die unserem letzten Ausblick im Dezember 2010 zugrunde lagen. Gleichzeitig wird erwartet, dass die Weltwirtschaft in diesem Jahr um 3,1 Prozent wächst – 0,5 Prozentpunkte mehr als noch vor drei Monaten vorhergesagt. Höhere Umsätze werden die gestiegenen Kosten jedoch nur teilweise auffangen können. Im Vergleich zum letzten Jahr werden sich die Gewinne der Fluggesellschaften halbieren, die Gewinnmarge wird bei erbärmlichen 1,4 Prozent liegen.“

Im Einzelnen beinhaltet die Prognose:

Treibstoff: Die IATA erhöht ihre Prognose für den durchschnittlichen Ölpreis im Jahr 2011 auf 96 US-Dollar pro Barrel (Brent). Im Dezember 2010 ging die IATA noch von einem durchschnittlichen Ölpreis von 84 US-Dollar aus. Durch den gestiegenen Ölpreis werden die Treibstoffkosten der Industrie um 10 Milliarden US-Dollar auf insgesamt 166 Milliarden US-Dollar ansteigen. Im Vergleich zu 2010 wird für das aktuelle Jahr ein um 20 Prozent verteuerter Ölpreis erwartet. Die Treibstoffkosten werden somit voraussichtlich 29 Prozent der gesamten Betriebskosten ausmachen (26 Prozent in 2010). Die Treibstoff-Prognose beinhaltet bereits die Auswirkungen durch abgesicherte Treibstoffpreise (Fuel-Hedging), was ungefähr die Hälfte des verbrauchten Treibstoffs in der Luftfahrtindustrie betrifft.

Nachfrage: Ein um weltweit 3,1 Prozent wachsendes Bruttosozialprodukt lässt eine steigende Nachfrage im Luftverkehr erwarten. Die IATA prognostiziert demgemäß eine höhere Passagiernachfrage und rechnet für 2011 mit einer Zunahme von 5,6 Prozent (5,2 Prozent vorhergesagt im Dezember 2010). Der Frachtverkehr wird in diesem Jahr um weltweit 6,1 Prozent zulegen (5,5 Prozent vorhergesagt im Dezember 2010).

Kapazität: Die veröffentlichten Flugpläne der Airlines lassen einen Kapazitätsanstieg von etwas über 6 Prozent erwarten. Dies ist etwas geringer als die im Dezember 2010 vorhergesagten 6,1 Prozent. 5 Prozentpunkte davon werden durch die 1.400 neuen Flugzeuge bereitgestellt, die über das Jahr 2011 in die weltweiten Flotten integriert werden. Ein Prozent kommen von bisher ungenutzten Kapazitäten bei Großraumflugzeugen.

Erträge: Eine anziehende Passagier-Nachfrage lässt höhere Erträge erwarten. Bei den Passagier-Erträgen rechnet die IATA mit einem Anstieg von 1,5 Prozent (0,5 Prozent im Dezember 2010) und 1,9 Prozent im Frachtverkehr (identisch zu Dez. 2010).

Reisen in Premium-Klassen: Mit Zunahme des weltweiten Handels wird das Geschäftsreisesegment weiterhin wachsen - wenngleich langsamer als während der Phase der wirtschaftlichen Erholung im Jahr 2010.

Risiken: Steigende Ölpreise sind stets eine Bedrohung für die Profitabilität der Luftfahrtindustrie. Bei gleichzeitigem Wirtschaftswachstum haben Airlines jedoch die Möglichkeit, die steigenden Kosten mit höheren Preisen aufzufangen. Wenn steigende Ölpreise jedoch das weltweite Wirtschaftswachstum abbremsen, besteht das Risiko, dass diese Prognose noch weiter nach unten korrigiert werden muss. Der hohe Ölpreis ist das Resultat von Finanzspekulationen rund um die Unruhen im Nahen und Mittleren Osten - und nicht das Ergebnis einer wachsenden Weltwirtschaft.

Giovanni Bisignani, Director General und CEO der International Air Transport Association: „Dieses Jahr balanciert die Branche auf einem sehr dünnen Seil, konkret einer Marge von 1,4 Prozent. Die Industrie sieht sich hierbei mit einem strukturellen Problem konfrontiert. Die aktuelle Gewinnmarge liegt lediglich 0,1 Prozent über dem Durchschnitt der letzten vier Jahrzehnte. Dies ist ein sehr geringer Puffer um Krisen zu bewältigen. Das Öl ist heutzutage das größte Risiko. Wenn ein weitere Anstieg das Wirtschaftswachstum bremst, werden sich die Aussichten für unsere Industrie weiter verschlechtern.“

Regionale Unterschiede

Für Fluggesellschaften in Europa erwartet die IATA für das laufende Jahr 2011 einen Gewinn von 500 Millionen US-Dollar. Dies sind 100 Millionen mehr als zuletzt prognostiziert, jedoch 1,4 Milliarden US-Dollar niedriger als der Gewinn, den Airlines im Jahr 2010 verzeichnen konnten. Die aktualisierte Gewinnprognose ergibt sich durch Betriebsergebnisse im zweiten Halbjahr 2010, die über den Erwartungen lagen. Nationale Märkte sind durch die andauernden Krisen um Banken und Staatsverschuldungen fragil. Der schwache Euro begünstigt jedoch die Exportindustrie und damit das Fracht- und Langstreckengeschäft. Dies sind die wesentlichen Faktoren für die erwarteten, höheren Gewinne. Dennoch sind Europas Fluggesellschaft im weltweiten Vergleich die unprofitabelsten mit einer EBIT Marge von lediglich 1,1 Prozent.

Mit 3,7 Milliarden US-Dollar und einer Gewinnmarge von 4,6 Prozent erwarten Fluggesellschaften im asiatisch-pazifischen Raum den höchsten Gewinn im Jahr 2011.

Für Airlines in Nordamerika wird ein Gewinn von 3,2 Milliarden US-Dollar in 2011 erwartet. Dies ist identisch zur letzten Prognose aberweit unter den Gewinnen von 4,7 Milliarden US- Dollar im vergangenen Jahr.

Für Fluggesellschaften im Nahen und Mittleren Osten liegen die Gewinnerwartungen bei 700 Millionen US-Dollar in 2011. Dies ist signifikant höher als die zuletzt prognostizierten 400 Millionen US-Dollar, dennoch deutlich unter dem Gewinn von 2010, der sich für Airlines aus der Region auf 1,1 Milliarden US-Dollar summierte. Einbußen werden durch politische Instabilität in Ägypten, Tunesien und Libyen erwartet. Diese drei Länder sind für 20 Prozent der internationalen Passagieraufkommens in der Region verantwortlich.

Airlines in Lateinamerika erwarten für 2011 einen Gewinn von 300 Millionen US-Dollar. Dies ist signifikant weniger als die ursprünglich prognostizierten 700 Millionen US-Dollar Gewinn.

Für Airlines in Afrika wird ein Break-Even im Jahr 2011 vorhergesagt.

Der Luftfahrtverband IATA repräsentiert rund 230 Fluggesellschaften weltweit, die 93 Prozent des internationalen Luftverkehrs ausmachen.

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(red Aig / IATA)