Punktlandung

Air Kärnten - ein verfrühter Aprilscherz?

In regelmäßigen Abständen tauchen in Österreich Personen aus der Reise- und/oder Flugbranche auf, die offenbar meinen, es sei ein Leichtes, eine eigene Airline auf die Beine zu stellen. Dass dem mitnichten so ist, beweisen zahlreiche Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit: Styrian Spirit (stellte 2006 den Betrieb ein), Robin Hood (musste 2011 aufgeben) oder MAPjet, die vor fünf Jahren als Austriair durchstarten wollte und gar nicht erst vom Boden wegkam. Ebenso wie Air Kärnten, die im November 2014 als Air Kärnten GmbH ins Firmenbuch eingetragen wurde, im Mai 2015 von Klagenfurt nach London abheben wollte - und dabei eine veritable Bauchlandung hinlegte.

Als Geschäftsführer der Airline, die ab dem Frühjahr 2015 von Klagenfurt aus Linienflüge nach London sowie Charterflüge für Gruber Reisen anbieten wollte, fungiert Ingo Hitzenhammer, seines Zeichens auch Geschäftsführer des Reiseveranstalters Gruber Reisen.

Brancheninsider waren von Anfang an skeptisch ob des Projektes, zumal Air Kärnten mit einem CRJ200 von Cimber an den Start gehen sollte. Die meisten großen Airlines, darunter auch Austrian und Lufthansa, haben diesen Typ wegen der hohen Sitzplatzkosten und der daraus resultierenden Unwirtschaftlichkeit bereits vor Jahren stillgelegt. Man musste kein Hellseher sein, um das, was kommen sollte, weitgehend vorauszuahnen.

Keine zwei Wochen nach Ankündigung der geplanten Air Kärnten Flüge zeigten sich die großen Reisebüros wie TUI oder Ruefa/Verkehrsbüro und Springer Medienberichten zufolge skeptisch, was Air Kärnten anbelangt und weigerten sich, diese Flüge zu buchen.

Ende März bzw. Anfang April musste Air Kärnten dann auch relativ kleinlaut zugeben, dass aus der Linienflugverbindung zwischen Klagenfurt und London doch nichts würde - man habe gerade einmal neun Buchungen gehabt. Der Preis von fast 400 Euro für Hin- und Rückflug sei einfach einfach zu hoch gewesen, erklärte Air Kärnten/Gruber Reisen-Geschäftsführer Ingo Hitzenhammer gegenüber dem ORF. Welch weise Erkenntnis.

Für sämtliche von Austrian Wings konsultierten Brancheninsider kam diese Erkenntnis jedenfalls wenig überraschend. Überrascht waren sie, und auch der Autor dieser Zeilen, allenfalls darüber, dass Air Kärnten in für die Airline-Branche wirtschaftlich turbulenten Zeiten ausgerechnet mit einem einzelnen CRJ200 als Unternehmen erfolgreich sein wollte. Vielleicht hätten Hitzenhammer und seine Mitstreiter vorher bei Experten, die mehr vom Geschäft verstehen als sie, nachfragen sollen, was davon zu halten ist. Man hätte ihnen sicherlich geraten, die Finger von so einem Experiment zu lassen. Und falls die ganze Sache nur ein Marketinggag gewesen sein sollte, so war es ein ausgesprochen schlechter. Denn er ist kräftig nach hinten los gegangen.

Text: HP
Titelbild: Flughafen Klagenfurt, Symbolbild - Foto: Franz Zussner

Hinweis: „Punktlandungen” sind Kommentare einzelner Autoren, die nicht zwingend die Meinung der Austrian Wings-Redaktion wiedergeben.