Österreich

Entlassener Mitarbeiter wirft Flughafen Wien Willkür vor

Die Entlassung von Christoph Edlinger, Leiter der Technik am Flughafen Wien, erfolgte unter fragwürdigen Umständen. Die Vorwürfe werfen zusehends mehr Fragen auf, Antworten sind rar, schreibt die Anwaltskanzlei von Edlinger heute in einer über die APA-OTS verbreiteten Aussendung.

Im November 2014 wurde Christoph Edlinger entlassen. Edlinger begann nach der Fachschule für Flugtechnik 1985 am Flughafen Wien als Flugzeugmechaniker, bildete sich abends weiter und erarbeitete sich so in den vergangenen 30 Jahren eine Managementposition: Seit 2012 leitete Edlinger den Service-Bereich "Technische Dienstleistungen", in dieser Position waren ihm 235 Mitarbeiter unterstellt.

Angebliche "Lügenkonstrukte" sollen zu Hausdurchsuchung geführt haben

2013 musste sich Edlinger von einem Mitarbeiter, Herrn W., aufgrund von unüberbrückbaren Differenzen trennen. Dieser Mitarbeiter zeigte in weiterer Folge Edlinger im November 2014 an. Umgehend stellte der Flughafen Wien ohne umfassende Überprüfung der Vorwürfe Herrn Edlinger dienstfrei. Es folgten eine Anzeige durch die Flughafen Wien AG bei der Staatsanwaltschaft und diverse Hausdurchsuchungen im Umfeld von Edlinger. Es stellte sich angeblich rasch heraus, dass die Anzeige "völlig aus der Luft gegriffen war", so die Anwaltskanzlei.

Mittlerweile sei klar geworden, dass die Anzeige ein Racheakt gewesen sein soll, orten die Juristen. Selbst vor einer "Manipulation von Beweismitteln" schreckte der Anzeiger, Herr W., angeblich nicht zurück. Für Edlingers Anwältin, Katharina Körber-Risak, sind die Vorwürfe dennoch nicht erledigt: "Am 14. November wurde mein Mandant aufgrund der Vorwürfe dienstfrei gestellt, Ende November dann aufgrund völlig anderer Vorwürfe entlassen. Aus meiner Sicht eine Groteske, wenn man sich auch nur ein bisschen mit dem Fall beschäftigt."

Gesteigert wurde der Fall noch durch das Verhalten des Flughafen-Vorstands in der "Causa Pornobilder", so eine weitere Kritik der Aussendung. Als Entlassungsgrund wird Edlinger vorgeworfen, er habe Pornobilder, die von einem Mitarbeiter des Flughafens per E-Mail an einen breiteren Personenkreis geschickt wurden, in einem Ordner abgespeichert. Zuvor habe Edlinger den Absender ohne Erfolg darauf aufmerksam gemacht, dass er derartige Bilder nicht empfangen möchte, rechtfertigt sich der Beschuldigte.

Jedenfalls wurde Edlinger entlassen, der Absender der Bilder ist hingegen nach wie vor am Flughafen Wien-Schwechat beschäftigt. Auch der Anwalt des Flughafens, Julian Feichtinger, bestätigte laut der Tageszeitung "Die Presse" eine Aussage des Vorstands Jäger: "Am Flughafen wäre es sehr einsam, wenn jeder entlassen würde, der schon einmal einen Porno geschaut habe."

Die Vorgangsweise des Flughafen-Vorstands Jäger verblüfft auch Anwältin Katharina Körber-Risak: "Einen derartigen Widerspruch habe ich als Anwältin noch nie erlebt: Am Flughafen wird akzeptiert, dass Pornobilder gemailt werden. Empfangen darf man sie aber nicht. Absurder geht es nicht mehr."

Maulkorb für Edlinger?

Bleibt schließlich der Vorwurf des "Vertrauensverlustes". Darin geht es um Mails von Edlinger an Entscheidungsträger im und um den Flughafen Wien betreffend scheinbar willkürlicher Postenvergaben. Auch diese Vorwürfe seien - so Anwältin Körber-Risak - an den Haaren herbeigezogen. "Wenn ein Mitarbeiter Entscheidungswillkür erfährt, dann soll er nicht darüber kommunizieren dürfen? Das ist wie ein Maulkorberlass für alle Mitarbeiter des Unternehmens", poltert Körber-Risak abschließend.

Flughafen Wien hält sich bedeckt

Ein Sprecher des Flughafens Wien ging auf Anfrage nicht im Detail auf die Behauptungen von Edlingers Anwalt ein, sondern erklärte lediglich: "Aufgrund von groben Dienstverfehlungen war arbeitsrechtlich kein anderer Schritt als eine Entlassung möglich. Wir sehen dem entsprechenden Gerichtsverfahren mit Gelassenheit entgegen."

(red / APA-OTS / Titelbild: Symbolbild Flughafen - Foto: Austrian Wings Media Crew)