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Lufthansa: Serie von Vorfällen mit giftigen Dämpfen in der Kabine

Eine ganze Serie von Vorfällen mit offenbar hochtoxisch kontaminierter Kabinenluft bei Lufthansa hat das Branchenportal "Aviation Herald" jetzt aufgedeckt. Die Zwischenfälle ereigneten sich demnach zwischen Juni 2013 und September 2015 und führten zu mehreren erkrankten Besatzungsmitgliedern.

Fall 1

Am 7. Juni 2013 befand sich der A321 mit der Kennung D-AISB auf dem Weg von Frankfurt nach Berlin Tegel, als zunächst im hinteren Bereich der Kabine ein beißender Gestand auftrat, der sich rasch ausbreitete. Der Kapitän entschied sich, Sink- und Landeanflug zu beschleunigen. Doch noch während des Sinkfluges beklagten drei der Flugbegleiter einen metallischen Geschmack im Mund, Kopfschmerzen, kribbelnde Finger und Konzentrationsschwierigkeiten - für etliche Fachleute klare Anzeichen dafür, dass möglicherweise giftige Öldämpfe in die Kabine eingedrungen sein könnten. Nach der Landung mussten die drei betroffenen Flugbegleiter mittels Rettungsdienst hospitalisiert werden und eine Nacht im Krankenhaus verbringen. Zudem waren die Betroffenen teilweise mehrere Wochen fluguntauglich.

Fall 2

Am 14. August 2013 befand sich der A320 mit der Kennung D-AIQL auf dem Weg von Düsseldorf nach Tel Aviv, als in der Kabine plötzlich ein unidentifizierbarer Geruch wahrgenommen wurde, der auch auf dem Rückflug nach Düsseldorf auftrat. Einige der Besatzungsmitglieder fühlten sich "erschöpft", führten dies jedoch zunächst nicht auf die Geruchsentwicklung während des Fluges zurück. Unter den Betroffenen befand sich jedoch auch ein Besatzungsmitglied, das am 7. Juni in den in Fall 1 geschilderten Fume Event verwickelt war. In den folgenden Tagen meldeten sich jedoch drei Crewmitglieder fluguntauglich. Eines davon war bereits in den Vorfall am 7. Juni (siehe Fall 1 oberhalb>) involviert und musste dieses Mal erneut stationär im Spital aufgenommen werden, wo unter anderem eine auffällig geringe Sauerstoffsättigung diagnostiziert wurde. Außerdem litt es unter Koordinationsschwierigkeiten, Kopfschmerzen, Muskellähmungen und Konzentrationsschwierigkeiten. Erst fast zwei Jahre später war die Flugtauglichkeit des Mitarbeiters wieder hergestellt. Und obwohl "Fume events" eigentlich meldepflichtig sind, hatte die zuständige Bundesstelle für Flugunfalluntersuchungen (BFU) laut "Aviation Herald" mit Stand 6. Juni 2016 (also rund drei Jahre nach dem Zwischenfall!) noch immer keine Kenntnis von diesem Vorfall.

Fall 3

Am 31. August 2015 befand sich der A320 mit der Kennung D-AIUM als Kurs LH 72 auf dem Weg von Frankfurt nach Düsseldorf als kurz nach dem Start in der Kabine Kerosingeruch auftrat. Wenig später beklagte sich einer der Flugbegleiter über ein Brennen im Hals, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen und Empfindungsstörungen in den Extremitäten. Die Maschine kehrte nach Düsseldorf zurück, wo der betroffene Lufthansa-Mitarbeiter - er war bereits in Fall 1 und Fall 2 betroffen - medizinisch versorgt werden und fluguntauglich geschrieben werden musste.

Fall 4

Am 28. September 2015 befand sich der A340-300 D-AIGT auf dem Weg von Chicago nach Düsseldorf. Kurz vor dem Abheben bemerkten die vier Flugbegleiter in der hinteren Kabine eine schlechte Luftqualität und meldeten dies dem Cockpit. Wenig später wurde eines dieser vier Crewmitglieder beinahe ohnmächtig, drei weitere (darunter jenes, das bereits in die Fälle 1 bis 3 verwickelt war) klagten über massive gesundheitliche Beschwerden wie etwa Herzrasen oder Kopfschmerzen.

(red / Titelbild: Symbolbild Lufthansa - Foto: Austrian Wings Media Crew)