International

Ehemalige JAT-Stewardess Vesna Vulovic ist tot

Am 26. Januar 1972 stürzte Flug JU 367, eine DC-9-32, Reg.: YU-AHT (c/n 47482/592), der jugoslawischen Fluglinie JAT - Yugoslav Airlines auf dem Weg von Stockholm über Kopenhagen nach Agram/Zagreb und weiter nach Beograd/Belgrad nahe dem tschechoslowakischen Dorf Srbská Kamenice/Windisch Kamnitz (heute in Tschechien gelegen) ab. Alle 22 Passagiere und 5 der 6 Besatzungsmitglieder starben, einzig die Flugbegleiterin Vesna Vulovic, damals 22 Jahre alt, überlebte den Absturz aus angeblich 10.050 Metern Höhe. Bis heute steht sie dafür im Guiness Buch der Rekorde. In jüngster Zeit wurden allerdings Zweifel an der offiziellen Version des Unglücks laut. Nun wurde die Serbin im Alter von 66 Jahren einen Tag vor Weihnachten tot in ihrer Wohnung aufgefunden.

Als Explosionsursache wurde seitens der Behörden eine Bombe vermutet - der oder die Täter wurden jedoch nie gefasst.

Am 8. Januar 2009 veröffentlichte das Portal tagesschau.de einen Bericht des ARD-Hörfunks in Prag, in dem ARD-Korrespondent Peter Hornung-Andersen und der internationale Luftfahrtexperte Tim van Beveren Zweifel an der Version vom Bombenanschlag äußerten.

Ihren Recherchen zufolge gebe es zahlreiche Indizien dafür, dass die Maschine "in nur wenigen hundert Metern Höhe zerbrach, abgeschossen durch die tschechoslowakische Luftwaffe".

Hornung-Andersen gegenüber Austrian Wings: "Wir haben nie behauptet, dass wir wissen, was wirklich passiert ist. Insofern war dieser Teil der Geschichte - dass die Maschine möglicherweise irrtümlich beschossen worden war - zwar Spekulation, aber eine begründete."

"Das ist ein richtiger Krimi. Entscheidende Dokumente wurden vernichtet. Die Wundergeschichte wurde verbreitet, um den Abschuss zu vertuschen. Die Geschichte war so gut und so schön, dass keiner mehr Fragen gestellt hat", zitierte die angesehene "TAZ" die beiden Journalisten.

Peter Hornung-Andersen weiter (zitiert aus der "TAZ"): "Die Maschine war in einer Notlage. Sie kam vom Kurs ab, ging in den Sinkflug und flog über militärisch sensibles Gebiet". Ein Atomwaffenlager lag angeblich nur zwei Minuten von der Position der DC-9 entfernt. Womöglich hätten die Verantwortlichen aber auch Erich Honecker und möglicherweise Leonid Breschnew in Gefahr gesehen, die sich ebenfalls in der Luft und Nähe befanden, mutmaßt die "TAZ". "Es gibt einen Zeugen, der zwei Flugzeuge gehört hat. Eins Richtung Deutschland und die Passagiermaschine Richtung tschechoslowakisches Inland", so Hornung-Andersen.

"Offizielle Darstellung kann nicht stimmen"
Gegenüber Austrian Wings sagte Hornung-Andersen: "Meine Kollegen und ich hatten damals in den amtlichen Unterlagen nicht nur Indizien für einen anderen Hergang des Absturzes gefunden, sondern Beweise. Die drei wichtigsten waren: die Karte mit den Trümmerfunden - die drei Hauptteile lagen in einem Dreieck von jeweils 900 Seitenlänge - die Untersuchungsberichte und Fotos der Opfer - die in einem Zustand waren, wie er nur möglich ist, wenn sie aus geringer Höhe abgestürzt sind - und die Aussagen von Zeugen damals und heute - mehrere Personen haben noch die Maschine in den letzten Sekunden vor dem Aufschlag im Flug gesehen, die geschlossene Wolkenuntergrenze lag damals bei 600-900 Metern. Die DC-9 kann also nicht so havariert sein, wie es im offiziellen Bericht behauptet wurde."

Überlebende wurde von Geheimdiensten überwacht
Laut Hornung-Andersen sei auch Vesna Vulovic, die einzige Überlebende des Absturzes, später von den Geheimdiensten überwacht worden, obwohl sie keinerlei Erinnerung an das Unglück hatte: "Sie berichtet, wie eine Gefangene behandelt worden zu sein. Man hatte Angst, dass sie etwas Falsches sagt."

In der Führungsebene der tschechischen Luftfahrtbehörde sitze heute ein ehemaliger Mitarbeiter der Abteilung der Staatssicherheit, die sich 1972 "die ganze Geschichte ausgedacht" habe. "Ein Schelm, der Böses dabei denkt", sagt Hornung-Andersen, in Hinblick darauf, dass er und van Beveren die Dokumente zum Unfall nur sehr zögerlich von den tschechischen Behörden erhalten hätten.

Aber auch in Serbien bliebe "mancher Zeuge stumm", da die Angelegenheit hochpolitisch sei: "Der Gegensatz zwischen Serben und Kroaten ist noch aktuell. Eine Geschichte wie diese, wo böse Kroaten gute Serben getötet haben, ist noch heute brisant."

Am 27. Januar 1997, 25 Jahre nach dem Unglück, besuchte Vesna Vulovic die Absturzstelle und traf mit ihren Rettern aus dem Jahr 1972 zusammen.

(red)