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Air France-Tochter "Joon" - neuer Start eines Hybrid-Carriers?

Anflug auf Paris: "Joon" soll von Anfang an vor allem im Zubringerverkehr für Air France attraktiv werden. - Symbolfoto: Austrian Wings Media Crew

Billiger fliegen, aber keine Low-Cost-Airline sein: mit diesem Ziel will "Joon", die jüngste Air France-Tochter, demnächst abheben. Kann das funktionieren? Denn das Konzept eines "Hybrid-Carriers" ist bereits bei Air Berlin gehörig schief gegangen.

Per 1. 12. 2017 soll "Joon" starten. Zunächst werden ab Paris-CDG die Verbindungen nach Berlin, Lissabon, Barcelona und Porto bedient - zu Tarifen ab 39 Euro one-way, wenn nur mit Handgepäck geflogen wird. Es sind Destinationen, bei denen die Konkurrenz an Low-Costern bereits sehr stark ist. Mit "Joon" möchte Air France Marktanteile zurückgewinnen.

Dazu spricht man vor allem die "Generation Y", also die 19- bis 35-Jährigen, an. Air France-Boss Franck Terner bewirbt "Joon" als "neuartiges Modell", das zwischen traditioneller Airline und Low-Cost-Anbieter angesiedelt sein soll. - Kann das zum Erfolg führen? Denn genau der Versuch einer solchen Strategie ist bei der nunmehr insolventen Air Berlin über Jahre hinweg nicht aufgegangen. Doch zumindest möchte die neue Air France-Tochter von Anfang an und mit klarem Konzept diese Schiene bedienen.

"Joon" will es mit einem gewissen Lifestyle-Image versuchen. So sollen die Flugbegleiter etwa Sneakers tragen. Das erinnert an den Start der seinerzeitigen "Lauda Air", bei der die Cabin Crew in Jeans gekleidet wurde. Bei der Bordverpflegung werden, anders als beim klassischen Billigflieger, Kaffee, Tee, Orangensaft und Wasser kostenfrei inkludiert sein - alles natürlich mit dem "Fair Trade"-Siegel. Weitere Snacks gibt es für Business Class-Reisende ebenfalls gratis, Economy-Passagiere müssen dafür zahlen.

Auf Langstreckenflügen, die per Sommerflugplan 2018 starten sollen, werden warme Mahlzeiten inkludiert sein. Long-Haul geht es mit "Joon" zunächst nach Fortaleza (Brasilien) und Mahe (Seychellen).

Das Inflight-Entertainment-Programm kann über die Endgeräte der Passagiere, etwa Smartphones oder Tablets, abgerufen werden. Zielgruppenspezifisch stehen hier etwa Programme wie "Red Bull TV" zur Verfügung. WLAN an Bord soll es jedoch erst ab 2019 geben, wenn der erste Airbus A350 ausgeliefert wird. Bis dahin wird die Langstrecke mit A340 bedient, auf der Kurz- und Mittelstrecke fliegt "Joon" mit A321.

Wer für "Joon" im Cockpit sitzt, kommt direkt von Air France. Es wird allerdings betont, dass die Piloten diese Wahl freiwillig treffen können, und auch zu gleichen Konditionen beschäftigt sind. Lediglich das Kabinenpersonal wird exklusiv bei "Joon" angestellt sein. Hier sollen die Kosteneinsparungen, verglichen mit dem Mutterkonzern, satte 45 Prozent betragen. Das soll Air France immerhin 15-18 Prozent Einsparungen bei den Betriebskosten ermöglichen.

Unterm Strich wird der neue "Lifestyle-Carrier" sicherlich auch für diverse Testläufe herhalten, die unter Umständen zum Teil auch beim Mutterkonzern implementiert werden können. Unmittelbar bemerkbar machen soll sich die "Joon"-Strategie jedenfalls im Zubringerverkehr nach Paris-CDG, von wo aus Passagiere dann mit Air France-Langstreckenverbindungen weiter reisen. Bis 2020 möchte "Joon" an die 1.000 Mitarbeiter beschäftigen und 28 Flugzeuge ihr eigen heißen: 18 Maschinen aus der A320-Familie sowie zehn A340/A350.

(red Aig)