Österreich

AUA: Betriebsrat wehrt sich mit offenem Brief gegen Vorwürfe des Managements

Foto: Austrian Wings Media Crew

Eine halbe Million Euro fordert - wie berichtet - das AUA-Management von den beiden langjährigen Betriebsräten Alfred J. und Harald R. zurück. Die Betroffenen wehren sich jetzt in einem offenen Brief an die Belegschaft. Wir veröffentlichen das Schreiben im Originalwortlaut. Etliche Mitarbeiter vermuten eine gezielte Kampagne zur Schwächung der Belegschaftsvertretung.

"Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Das Unternehmen hat Euch heute darüber informiert, dass Medien, insbesondere der Trend und der KURIER, über eine gerichtliche Auseinandersetzung zwischen der AUA und Alfred J. (Name von der Redaktion abgekürzt) und Harald R. (Name von der Redaktion abgekürzt) berichtet haben. Das Unternehmen spricht in diesem Zusammenhang von einem „Compliance Fall“ aus dem Jahr 2009. Insgesamt wird in der Unternehmensaussendung und auch in den Medienberichten suggeriert, es lägen Unredlichkeiten auf Seiten des Betriebsrates vor.

Nichts davon stimmt. Weder gibt es einen „Compliance Fall“ aus dem Jahr 2009, noch wurden von uns Betriebsräten Gehaltserhöhungen für einen Verrat an der Belegschaft geboten. Niemand von uns hat das verlangt – auch seitens der Firmenleitung gab es nie Angebote dahingehend.

Richtig ist, dass die freigestellten Betriebsratsmitglieder im Hinblick darauf, dass ihre Gehälter jeweils mit der Freistellung gewissermaßen „eingefroren“ worden sind und diese bereits langjährig freigestellten Betriebsratsmitglieder demgemäß keinerlei Karriereentwicklung im Unternehmen mehr durchlaufen konnten, zwischen dem Unternehmen und dem Betriebsrat die Vereinbarung getroffen wurde, dass die realistische entgangene Karriere bei der Gehaltsfindung der freigestellten Betriebsräte zu berücksichtigen ist. Richtig ist, dass dies – 2009 – noch zu Zeiten AUA zu einer Erhöhung der Gehälter der freigestellten Betriebsratsmitglieder geführt hat, ein Umstand, der von der LUFTHANSA im Übrigen bereits 2012 kritisch durchleuchtet wurde, wobei allerdings nach Darlegung der Situation die Regelung aus 2009 ausdrücklich bestätigt und erneuert wurde.

Jetzt – unmittelbar vor den anlaufenden PE 20 Maßnahmen und den bevorstehenden KV–Verhandlungen hat das Unternehmen dieses längst bekannte Faktum wieder aufgegriffen, obwohl alle Beteiligten und maßgebliche Kräfte sowohl der AUA als auch der LUFTHANSA um die Umstände der Angelegenheit seit 2009, spätestens aber seit 2012 Bescheid gewusst haben. Der AUA-Vorstand – und zwar 2012 schon zu Zeiten, als die dieser von der LUFTHANSA bestimmt wurde – hat ja die Vereinbarungen  mit den Betriebsräten getroffen. Die Ergebnisse haben wir damals auch offen im Unternehmen mit Euch kommuniziert – viele können sich noch daran erinnern!

Uns erscheint es nicht zufällig, dass dieser Versuch, uns zu desavouieren, genau in jene Zeit fällt. Ganz offenkundig weiß das Unternehmen genau, dass die freigestellten Betriebsräte und ihr geschlossenes Team seit jeher hinter der Belegschaft des Hauses stehen und daher bei allfälligen Restrukturierungsprogrammen, wie dies in Form der Aktion „PE20“ wohl der Fall sein wird, mit scharfer Gegenwehr durch den Betriebsrat für die Belegschaft zu rechnen ist, was die Einhaltung der getroffenen Vereinbarungen (Sozialplan, Standortgarantie etc.) betrifft.

Unrichtig ist jedenfalls, dass wir die Gehaltserhöhung damit begründet hätten, dass andere Betriebsräte in staatsnahen Unternehmen noch mehr verdienen würden, oder dass das höhere Gehalt unserem tatsächlichen Arbeitsaufwand entspräche. Auch weisen wir aufs Schärfste zurück, dass wir dem Personalpaket 2009 zugestimmt hätten, um eine Gehaltserhöhung zu erhalten, wie dies suggeriert wird. Die Zustimmung zum Paket erfolgte bekanntermaßen über eine Urabstimmung in der Belegschaft deren Ergebnis umgesetzt wurde.

Für persönliche Auskünfte stehen wir Euch jederzeit gerne zur Verfügung!

Für Versuche, und auseinanderzudividieren zu lassen allerdings nicht! Wir widmen uns – wie schon seit jeher dem Kampf für Eure Rechte  für EUCH und EURE Rechte, denn die Nichteinhaltung von Vereinbarungen steht mittlerweile an der Tagesordnung, wie wir aus Euren Reaktionen wissen.

Es geht nicht um uns, es geht um EUCH!"

Auch gegenüber Austrian Wings betonten mehrere Mitarbeiter, dass sie im Vorgehen des Managements eine "gezielte Aktion" vermuten, "um die Personalvertretung zu schwächen". Denn, wenn die Gehaltserhöhung ohnedies "seit Jahren bekannt" sei, "weshalb war sie dann bislang nie ein Problem", fragen sich viele in der AUA-Belegschaft.

(red)