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VC kritisiert Lufthansa nach Ausbildungsstop scharf

Symbolbild Flugkapitän - Foto: Huber / Austrian Wings Media Crew

Aussendung: "Lufthansa beendet eigene Pilotenausbildung und entzieht sich der sozialen Verantwortung: Erst die Besten ausgesucht - nun wie die Letzten behandelt."

An der Bremer Verkehrspilotenschule soll der Großteil der Lufthansa-Flugschüler nach Willen des Unternehmens die Ausbildung abbrechen - Austrian Wings berichtete bereits am 29. September darüber. Nur bei einem sehr geringen Prozentsatz will die Lufthansa die Zusagen, die sie den jungen Menschen für ihre Zukunft gemacht hat, einhalten, während die verbleibenden Schüler mit "fragwürdigen Angeboten unter Druck gesetzt werden", kritisiert die Vereinigung Cockpit.
 
So müssten die Schüler der Lufthansa-spezifischen MPL-Lehrgänge im Falle der Weiterführung ihrer Ausbildung an externe Flugschulen wechseln und dadurch zahlreiche Nachteile in Kauf nehmen. Ihre Ausbildung würde dadurch so tiefgreifend verändert, dass sie nach der Krise nicht berechtigt wären, für die Lufthansa Airline zu fliegen. Deren Strahlkraft hatte das Management der Lufthansa Aviation Training noch 2018 marketingwirksam genutzt, um 500 Flugschüler pro Jahr für eine Pilotenausbildung bei der LH Group zu rekrutieren.  Heute ist der LAT jedes Mittel recht, sich der Leute zu entledigen, so die Vereinigung Cockpit in ihrer Aussendung.

Das bisher gültige Auswahlverfahren für die Lufthansa-Group-Airlines würde damit seine Gültigkeit verlieren. Ein erneutes Assessment ist ein bisher nie da gewesenes Szenario und wäre, bedingt durch die hohen Durchfallquoten, mit einem erheblichen Risiko für die Flugschüler verbunden. Dieses Risiko trug bisher die Lufthansa, indem Sie sich zu einmal ausgewählten und nach den eigenen hohen Standards geschulten Kandidaten bekannte. Jetzt wird das Risiko allein auf die Flugschüler abgewälzt. Dadurch werden die hohen Ausbildungsstandards zugunsten des Kostendrucks geopfert, wodurch die Vereinigung Cockpit unter Zugzwang gesetzt wird, zukünftig eine niedrigere Qualifikation im Cockpit der Lufthansa zu akzeptieren.

"Der Umgang mit den Flugschülern in Bremen ist beschämend," sagt Marcel Gröls, Vorsitzender Tarifpolitik der Vereinigung Cockpit. "Die Lufthansa hat die Besten gesucht und behandelt sie jetzt wie die Letzten. Erst wurden die jungen Menschen mit Versprechen zu Perspektiven im Konzern gelockt, nun will sie die Lufthansa möglichst geräuschlos und kostengünstig wieder loswerden. Auch wenn das Unternehmen meint, sich hier im Rahmen der legalen Möglichkeiten zu bewegen, so ist die Ausnutzung solcher Schlupflöcher in keinem Fall legitim."
 
Dass die Lufthansa derweil in anderen Konzernsparten, z.B. der Lufthansa Technik, Hunderte neue kaufmännische sowie technische Auszubildende aufnimmt und dies öffentlichkeitswirksam mit den Worten begleitet, auch in Krisenzeiten ein Konzern zu sein, der für soziale Verantwortung stehe und kontinuierlich in die Ausbildung junger Talente investiere, ist für die Bremer Flugschüler ein weiterer Schlag ins Gesicht.

(red / VC)