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Deutsche Bundeswehr: Aus für UH-1D Huey nach mehr als einem halben Jahrhundert

Bell UH-1D (Vordergrund) und der Nachfolger H145 im Flug - Foto: Bundeswehr

Mehr als 50 Jahre lang war die Huey immer da, wenn sie gebraucht wurde. Doch nun ist der Hubschrauber vom Typ Bell UH-1D endgültig durch den Airbus H145 abgelöst worden. Im Beisein von Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer wurde am 12. April in Holzdorf das letzte der drei SARSearch and Rescue-Kommandos auf den neuen hochmodernen Nachfolger umgestellt, wie die Bundeswehr mitteilte.

Seit fast einem halben Jahrhundert war das markante Geräusch des liebevoll „Teppichklopfer“ genannten Rettungshubschraubers Bell UH-1D der Bundeswehr am Himmel zu hören. Ab 1968 beschaffte die Bundeswehr nach und nach 340 UH-D1. Die Maschinen kamen beim Personentransport, bei der Bekämpfung von Waldbränden und Hochwasser sowie im Such- und Rettungsdienst (SARSearch and Rescue, engl.: Search and Rescue) zum Einsatz. Jahrelang durch die Luftwaffe betrieben, wird dieser Auftrag seit 2013 vom Deutschen Heer ausgeführt. Coronabedingt wurde die Ablösung der UH-1D am Montag nur in sehr kleinem Rahmen und unter umfassenden Auflagen vollzogen.

Oberst Andreas Springer als Standortältester und Oberst Peter Göhringer, der Kommandeur des Transporthubschrauberregiments 30, das in Niederstetten in Baden-Württemberg stationiert und mit der Dauereinsatzaufgabe SARSearch and Rescue (Land) beauftragt ist, begrüßten gemeinsam Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer am SARSearch and Rescue-Kommando Holzdorf. Trotz Wehmut angesichts der Ausmusterung der legendären UH-1D bezeichnete sie in ihrer Rede den Waffensystemwechsel als guten Tag für den Such- und Rettungsdienst der Bundeswehr. Ein Symbol der Bundeswehr, das über 50 Jahre zu sehen und zu hören war, würde damit verschwinden. „Das ist eine Legende, die wir heute in den Ruhestand verabschieden“, so die Ministerin. Ein würdiger Nachfolger in Form der H145 stünde jedoch bereit.

Ein Huey der Bundeswehr auf dem Flug nach Zeltweg, wo er an einer Übung des österreichischen Bundesheeres teilnahm - Foto: Huber / Austrian Wings Media Crew

Der stellvertretende Kommandeur der Division Schnelle Kräfte, Brigadegeneral Andreas Pfeifer, betonte die hohe Motivation und Professionalität der beteiligten Stellen, die alle damit und durch ihre perfekte Kooperation das Projekt zum Erfolg geführt hätten. Darauf könnten alle zurecht stolz sein.

Als Nachfolgemodell für die „Huey“ wurde im Dezember 2018 die H145 LUH SARSearch and Rescue der Donauwörther Firma Airbus ausgewählt und die Auslieferung des ersten Hubschraubers erfolgte bereits ein Jahr später. Inzwischen sind alle sieben bestellten Maschinen an das Heer übergeben und die Schulung aller 51 Pilotinnen und Piloten ist bereits vor Weihnachten vergangenen Jahres abgeschlossen worden. Während eines pressewirksamen Events im Beisein des Inspekteurs des Heeres wurde am 6. Juli der erste Waffensystemwechsel von UH-1D auf H145 am SARSearch and Rescue(L) in Niederstetten feierlich vollzogen, dem der Wechsel in Nörvenich am 7. Dezember folgte. Die „Operation am offenen Herzen“, also die Umstellung auf ein neues Waffensystem bei gleichzeitiger Beibehaltung des Bereitschaftsdienstes an allen drei SARSearch and Rescue(L)-Kommandos, ist zwar einen weiterer wichtiger Schritt, aber als abgeschlossen sieht Göhringer den Wechsel noch nicht. Er strebt 2021 im Schwerpunkt eine Professionalisierung der Besatzungen sowie den Ausbau der Fähigkeiten im Bereich Gebirgsflug an.

Die Bell UH-1D wird noch bis Ende Juni 2021 am Himmel über Deutschland zu sehen sein. Anlässlich der Außerdienststellung wurde ein Hubschrauber mit einer Sonderlackierung versehen, der beim Besuch der Ministerin ebenfalls zu sehen war. Bei einer „Goodbye Huey Tour“ wird sich der „Teppichklopfer“ von ausgewählten Flugplätzen in Deutschland verabschieden, sofern die Beschränkungen der Covid19-Pandemie dies zulassen. Danach wird die „Goodbye Huey“ endgültig nur noch im Hubschraubermuseum in Bückeburg zu bewundern sein. Der Name „Huey“ stammt von der ursprünglichen Typenbezeichnung HU Humboldt-Universität-1.

Landung in Wittich - Foto: Jörn Fries / RTH.info

Als Mitglied der internationalen zivilen Luftfahrtorganisation (ICAO; International Civil Aviation Organization) hat sich die Bundesrepublik Deutschland verpflichtet, vermisste oder verunglückte Luftfahrzeuge über ihrem Hoheitsgebiet zu suchen und zu retten, was eigentlich Aufgabe des Bundesverkehrsministeriums wäre. Mangels eigener Luftfahrzeuge wird dies durch die Bundeswehr wahrgenommen, wobei das See- und Küstengebiet durch die Marine überwacht wird. Im Auftrag des Heeres betreibt das Transporthubschrauberregiment 30 drei SARSearch and Rescue-Kommandos in Niederstetten (Baden-Württemberg), Holzdorf (Brandenburg) und Nörvenich. Alarmiert werden alle Rettungshubschrauber der Bundeswehr durch das RCC (Rescue Coordination Center) in Münster, das auch mit zivilen Leitstellen verbunden ist. Zusätzlich zum Such- und Rettungsdienst stehen die SARSearch and Rescue-Hubschrauber auch rund um die Uhr und an 365 Tagen im Jahr bereit, wenn zivile Rettungshubschrauber nicht verfügbar sind beziehungsweise die notwendige technische Ausrüstung (z.B. Rettungswinde) nicht haben.

Medizinisch ausgestattet sind die neuen SARSearch and Rescue-Maschinen wie ein ziviler Rettungshubschrauber. Darüber hinaus verfügen sie über modernste Suchavionik, wie Wärmebildgerät oder Handyortung, verschiedene Kommunikationseinrichtungen, eine Tag- und Nachtsichtkamera, Suchscheinwerfer, eine Rettungswinde und einen Außenlasthaken beispielsweise für den Einsatz von Feuerlöschbehältern. Im Gegensatz zu zivilen Rettungshubschraubern sind die SARSearch and Rescue-Hubschrauber der Bundeswehr auch nachts einsatzbereit, weshalb die Besatzung aus zwei Piloten und einem als Notfallsanitäter ausgebildeten Luftrettungsmeister besteht.

Alarmstart von SAR 41 in Nörvenich - Foto: Jörn Fries / RTH.info

(red / BW)