Reportagen

Ein UFO landet am Flughafen Wien

Alle Fotos: Gerhard Gruber

Alois Zankl war schon zu Lebzeiten eine Fliegerlegende. Sein langjähriger Freund Gerhard Gruber schildert auf humorvolle Art und Weise, wie Zankl mit einem Motorsegler auf dem Flughafen Wien landete. Austrian Wings dankt Gerhard Gruber für die Erlaubnis zur Veröffentlichung des Textes.

Wenn mich wer vor dem 8.2.2005 gefragt hätte, ob es möglich ist, mitten in der Verkehrsspitze unbemerkt am Flughafen Wien zu landen, ich hätte laut gelacht.

Dieser Tag aber zeigte, dass es möglich ist.

Für meine internationalen Leser, und für die Übersetzung durch Facebook, der Ablauf ohne Dialekt:

Die Polizei meldete der Flugplatzbetriebsleitung ein Flugzeug, welches neben der Landepiste im Gras gestanden ist. Bei der Zufahrt zum Flugzeug bemerkte ich, dass es sich um meinen Freund Alois Zankl handelte. Er montierte die Motorhaube auf das Flugzeug und meinte, dass er einen Motorausfall hatte, aber eh gerade einen Standlauf gemacht hatte. Sein Flugzeug ist wieder flugbereit und er startet gleich wieder. Wir ließen ihn nicht starten und informierten die Behörden über den Vorfall.

Der SF-25B "Motorfalke" wird professionell abgeschleppt.

Alois ist motorlos und unbemerkt neben vielen Linienmaschinen zum Flughafen reingesegelt. In 30 Minuten sind rund 20 Maschinen neben ihm gelandet, ohne dass sie eine Meldung machten. Zum Glück ist nichts passiert.

Für die deutschsprechenden Leser der Ablauf im Originalton:

Anruf der Polizei bei meinen Kollegen in der Flugplatzbetriebsleitung (FBL):

Wissts ihr wos von an Fliga der im Westen neben der Pistn im Gros steht?

Der FBL:

Na, oba woat, i check mit‘n Tauer.

Anruf des FBL auf der Direktleitung zum Tower:

De Polizei mödt, dass a Fliga im Westen im Gros steht. Föd eich ana?

Der Towercontroller:

Bledsinn, uns föd nautirlich kana, oba woat, i schau amoi mitn Feanglasl.

Aufschrei: DO STEHT JO WIRKLICH ANA!!!!

Der FBL:

OK, de Pistn Öf-neinazwanzg is g‘speat, mia forn glei hi.

Ich schwang mich in den Einsatzwagen und fuhr Richtung Westen.

Südlich der Schwelle der Landebahn 11 stand ein Motorsegler im Gras.

Ein Mann montierte gerade die Motorhaube auf das Flugzeug.

Als ich näher kam, erkannt ich meinen langjährigen Freund, Alois Zankl. Ich kannte ihn seit 1976. Er war Jahrgang 1927 und ein Pilot und Luftfahrzeugwart aus Leidenschaft. Im 2. Weltkrieg flog er die Me109.

Ich zu Alois:

Seavas Alois, wia kummst den du do her?

Alois:

Stöda vua, ich hob mein Fliga in Hofkirchn in da Werft kobt.

Aum Weg noch Neistod is ma in da Gegend von Stahof da Motor stehblim.

Alois Zankl (rechts) mit dem Autor

Do hob i ma denk, des beste is, is segl noch Schwechat eine.

Ich:

Warum hostn ned beim Tauer einegruafn?

Alois:

Kaun i jo ned, I hob jo nua a poa Frequenzen, do is Schwechat ned dabei.

Oba I hob eh scho an Staundlauf gmocht, da Motor rennt wida, i bin glei wida fuat.

Ich im strengen Ton:

Alois, du wirst mit dem lediadn Fliga sicha ned starten!

Mia schleppen eam jetzt eine und ich moch a Mödung auns Aumt.

De wean erfohrungsgemäß in dreißg Minutn do sein und mit denan kaunst da daun ausmochn, waunst wida damit fliagn kaunst.

Binnen kurzer Zeit trafen 2 Personen der Sicherheitsuntersuchungsstelle des Bundes (SUB) ein. Alois schilderte enthusiastisch, wie er den Notfall bewältigte.

In der Zwischenzeit rief ich beim Tower an und informierte die Senior-Kontrollerin über den Stand der Dinge. Das Ganze war wirklich sehr kritisch. Alois schwebte funklos und unbemerkt neben den anfliegenden Linienmaschinen der Mittagsspitze herein.

Während er neben der Piste stand, sind über 20 Linienmaschinen neben ihm gelandet. Keine einzige Person kam auf die Idee, diese höchst unübliche Situation dem Tower zu melden. Dementsprechend aufgebracht war die Senior-Kontrollerin und meinte u.a.:

Sog eam, des woa a Waunsinn wos dea do aufgfiat hot.

Nachdem mein lieber Alois gerade im Glücksgefühl seiner erfolgreichen Notlandung war und die SUB und ich mit ihm eh schon alles besprochen hatten, sagte ich zu ihr:

Kum aum bestn owa und sog eam des söwa.

Sie:

Ok, i bin glei bei eich.

Wutschnaubend betrat sie unser Besprechungszimmer und ging forschen Schrittes auf Alois zu. Bevor sie aber noch etwas sagen konnte nahm er ihr, mit seinen – besonders Frauen gegenüber - immer charmanten Worten, den Wind aus den Segeln.

Alois:

Küss die Hand Gnädigste, des Gaunze woa a so.

Er erzählte mit überschwänglichen Worten den Ablauf. Immer freundlich lächelnd und sehr charmant. Es war ihr nicht möglich Alois zu unterbrechen. Als er seine ausführliche Rede beendete, war auch der Groll der Senior-Kontrollerin verschwunden.

Letztlich waren alle froh, dass das Ganze so glimpflich ausgegangen ist.

Der Motorsegler stand noch ein paar Tage bei uns, bevor Alois damit nach Wiener Neustadt Ost fliegen durfte.

Text & Fotos: Gerhard Gruber