„Bis zu 4.000 Flugbewegungen durch An- und Abflüge sowie Überflüge pro Tag bringen die 350 Fluglotsen der Austro Control trotz Überstundenleistungen längst an ihre Kapazitätsgrenzen. Es fehlen bis zu 25 Prozent an Personal“, fordert Daniel Liebhart, Vorsitzende des Fachbereichs Luftfahrt in der Gewerkschaft vida österreichweit zumindest 80 Lotsen mehr.
Laut Angaben der Austro Control gebe es in Österreich zehn Prozent mehr Flugverkehr und derzeit seien 80 Trainees in Ausbildung – diese dauert rund drei Jahre. Pro Jahrgang beenden aber nur rund 20 Personen die Ausbildung. „Das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein, wenn man bedenkt, dass es auch vorzeitige Abbrüche, natürliche Abgänge durch Pensionierungswellen oder Abwerbungen etwa durch die besser zahlende Flugsicherung in Deutschland gibt. Die Austro Control soll der Öffentlichkeit daher keine Luftschlösser vormachen – der Personalmangel ist Realität. Den Worten müssen jetzt endlich Taten folgen“, bekräftigt Liebhart. Es wäre daher wichtig, als Maßnahme gerade in Zeiten eines herausfordernden Verkehrswachstums etwa die Arbeitsbedingungen durch mehr planbare Freizeit zu verbessern, fügt der vida-Gewerkschafter auch im Hinblick auf die in der kommenden Woche startenden Kollektivvertragsverhandlungen für die Fluglotsen hinzu.
Die Performance der österreichischen Fluglotsen sei mit dem aktuellen Personalstand außerordentlich gut, allerdings ist in Zukunft von weiter zunehmenden Kapazitätsengpässen im Luftverkehr auszugehen, warnt Liebhart. „Seit einem Jahrzehnt weisen wir seitens der Gewerkschaft auf einen ausgeprägten Personalmangel hin, der die Fluglotsen an ihre Kapazitätsgrenzen bringt. Es braucht daher eine Entlastung und eine Ausbildungsoffensive. Auch in Krisenzeiten darf nicht an der Ausbildung gespart werden. Die Flugsicherung kostet die Allgemeinheit zudem keinen Cent, da ihre Kosten bereits mit einer Gebühr von lediglich 3 bis 5 Euro in den Flugtickets eingepreist sind“, so Liebhart.
Der Personalmangel in der Flugsicherung sei ein europaweites Problem. Die politischen Entscheidungsträger Europas müssten daher ein Regelwerk erlassen, welches es den Flugsicherungsunternehmen ermöglicht, nachhaltig Personal aufzubauen und Investitionen zu tätigen. Derzeit gebe es nur einen Rahmen von fünf Jahren. „Man bräuchte bei der Personalplanung aber einen Horizont von 10 bis fünfzehn Jahren. Österreich könnte hierzu auf europäischer Ebene vernünftige und praktikable Lösungen vorschlagen“, betont Liebhart abschließend.
(red / vida via APA-OTS)