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USA: Entnervter Flugbegleiter flüchtet per Notrutsche aus Flugzeug

Erstmals veröffentlicht: 10. August 2010, 19:55 Uhr
Letzte Aktualisierung: 11. August 2010, 07:02 Uhr

Normalerweise werden Notrutschen nur im Notfall benutzt (Symbolbild) - Foto: Wikipedia

Im Internet als "Held" gefeiert
Mehrere Jahre Haft drohen

 

Ein völlig entnervter Flugbegleiter hat in den USA das Flugzeug noch vor Erreichen der Parkposition wieder verlassen - über die Notrutsche.

Wie die Flughafenaufsicht von New York gestern mitteilte, habe der 38jährige Flugbegleiter Steven Slater an Bord der ausrollenden Maschine der Billigfluglinie Jet Blue gerade eine Ansage gemacht, in der er die Passagiere gebeten habe, so lange angeschnallt sitzen zu bleiben, bis die Maschine ihre Parkposition erreicht habe.

Dennoch stand ein weiblicher Passagier noch während des Rollens auf und griff zu seinem im Gepäckfach oberhalb der Sitzreihen verstauten Koffer. Als der Flugbegleiter die Reisende zurechtweisen wollte, wurde er vom Koffer am Kopf getroffen und von der Reisenden wüst, unter anderem mit "Fuck off" beschimpft, so der Onlinedienst "NBCNewYork.com".

Wurde vom Gepäckstück eines undisziplinierten Reisenden am Kopf getroffen und anschließend wüst beschimpft; daraufhin verlor Steven Slater die Nerven - Foto: Facebook/Youtube

Daraufhin dürfte der Mann die Nerven verloren haben: wie die New York Times berichtet, begab er sich ins Heck der Maschine und beschimpfte über die Bordsprechanlage die Passagiere. Anschließend öffnete er eine Türe, verließ das Flugzeug über die Notrutsche - mit einer Dose Bier (manche Quellen sprechen auch von zwei Dosen) in der Hand - , rannte zum Personalparkplatz und sprang in sein Auto, so die Zeitung weiter.

Später wurde Slater  in seiner Wohnung von der Polizei verhaftet - angeblich mit einem Lächeln auf den Lippen. Über mögliche rechtliche Konsquenzen für die undisziplinierte Passagierin ist nichts bekannt.

Nachrichtenbeitrag aus den USA über den Fall - Quelle: Youtube

Steven Slater dagegen kostete die Aktion nicht nur seinen Arbeitsplatz sondern womöglich mehrere Jahre Gefängnis.

Indes wird er im Social Network Facebook geradezu als "Held" gefeiert, wie zahlreiche Kommentare auf seiner Seite zeigen.

Immer wieder Probleme mit Passagieren

Undisziplinierte Passagiere werden immer wieder zum Sicherheitsproblem, wie  Flugbegleiter und Bodenpersonal gegenüber Austrian Wings bestätigen:

"Es kommt fast auf jedem Flug vor, dass Reisende die Anweisungen der Besatzung ignorieren und dadurch sich selbst und andere Passagiere gefährden", so Heidi B., langjährige Flugbegleiterin bei einer großen Airline.

"Stellen Sie sich vor, das Flugzeug rollt noch, Sie stehen bereits, hantieren mit ihrem Gepäck und plötzlich muss der Pilot bremsen. Sie stürzen, verletzen sich und ihr Koffer trifft einen Mitreisenden am Kopf", zeigt sich auch Heinz R., ebenfalls Flugbegleiter ,verärgert.

Auch die Mitarbeiter des Bodenpersonals brauchen ein starktes Nervenkostüm: "Einmal wurde ich als Nutte beschimpft und ein Passagier warf seinen Koffer nach mir, als ich ihm erklärte, dass dieser zu schwer sei um als Handgepäck mit ins Flugzeug genommen zu werden", scheibt etwa Sanya M. in einem Mail an die Redaktion.

Dennoch sei es natürlich nicht tolerabel, Passagiere zu beschimpfen, sind sich die Airlinemitarbeiter einig, wenngleich einige von ihnen über die Aktion ihres US-Kollegen Steve Slater durchaus schmunzeln müssen.

Ein bisschen mehr Disziplin wünschen sich aber alle von ihren Gästen. Schließlich dienten die Vorschriften und Anweisungen von Bord- und Bodenpersonal der Sicherheit der Gäste.

Jährlich gibt es weltweit dutzende Verletzte  an Bord von Flugzeugen. Ursachen sind etwa das Missachten des Anschallzeichens und zu schwere (Hand-) Gepäcksstücke, die bei Turbulenzen aus dem Gepäckfach geschleudert werden und Passagiere zum Teil schwer verletzen können.

Links:

Facebook Seite von Steven Slater

(red)