Punktlandung

Nach Chaos in Bratislava: AUA-Führung stellt sich hinter Crew und will Krisenmanagement verbessern

Die AUA will nun verschiedene Prozesse optimieren (Symbolbild) - Foto: Austrian Wings Media Crew
Die AUA will nun verschiedene Prozesse optimieren (Symbolbild) - Foto: Austrian Wings Media Crew

Nach dem Chaos auf dem Flughafen Bratislava im Anschluss an die Ausweichlandung eines AUA-Fluges aus Teneriffa am vergangenen Wochenende, hat die AUA nun nach internen Untersuchungen ihrer Flugzeugcrew eine korrekte Vorgehensweise bescheinigt. Gleichzeitig räumte die Airline aber auch deutlich Verbesserungspotential ein. Wie von Austrian Wings ausführlich berichtet, hatten zahlreiche Passagiere die Ansage des Kapitäns, dass sie das Flugzeug "aus Sicherheitsgründen" verlassen müssten und die anschließende Abwesenheit der Besatzung als "im Stich gelassen worden zu sein" interpretiert. Menschlich durchaus verständlich. Tatsächlich dürfte es sich nach den unserer Redaktion nun vorliegenden Informationen jedoch um eine komplexe Verkettung unglücklicher Umstände gehandelt haben. Der Kapitän habe deshalb die volle Rückendeckung der Kollegen, denn er konnte nicht wissen, dass für die Passagiere keine Betreuung am Boden zur Verfügung stand, erfuhr Austrian Wings aus gut unterrichteten Kreisen. Denn das habe ihm niemand mitgeteilt. Ansonsten, so die AUA, hätte er zweifelsohne den Kontakt mit seinen Fluggästen gesucht und diese zusammen mit der restlichen Crew weiter betreut.

Die AUA stellte in einem internen Bericht fest, dass sich für die Flight-Crew von OS 9254 aufgrund des von Österreich nach Bratislava ziehenden Gewitters schon bald nach der Landung in der slowakischen Hauptstadt abgezeichnet habe, dass ein Rück- bzw. Weiterflug nach Wien innerhalb der gesetzlich höchstzulässigen Dienstzeit nicht mehr möglich sein würde.

Es sei auch nicht möglich gewesen, eine Ersatzcrew auf den slowakischen Hauptstadtflughafen zu transferieren. Dieser Umstand dürfte der angespannten Personalsituation der AUA geschuldet sein, haben doch durch den vom Vorstand regelrecht "durchgepeitschen" Betriebsübergang auf Tyrolean mehr als 100 Piloten das Unternehmen verlassen.

Deshalb sei die Entscheidung des Kapitäns, die Passagiere aussteigen zu lassen, bevor das Gewitter auch den Airport Bratislava erreichte, richtig gewesen. Immerhin hatten sie bereits mehr als sechs Stunden Flugzeit hinter sich und waren entsprechend erschöpft. Sie nicht aussteigen zu lassen, hätte bedeutet, dass die Gäste womöglich noch zwei bis drei Stunden im Flieger hätten ausharren müssen, da während des Gewitters keine Bodenabfertigung durchgeführt werden hätte können.

Wegen dieses Gewitters habe sich dann auch noch das angekündigte Ausladen des Gepäcks anschließend verzögert, da zunächst die Bodenabfertigung eingestellt worden sei. Später, nach der Wiederaufnahme der Arbeiten, sei auch noch ein Lader vom Blitz getroffen worden. Airport-Sprecherin Dana Madunicka bestätigte den Vorfall gegenüber Austrian Wings und erklärte, der Mann sei glücklicherweise nur leicht verletzt worden und konnte das Krankenhaus nach 48 Stunden wieder verlassen.

Die Crew des AUA-Airbus habe das Flugzeug während des Gewitters den Vorschriften entsprechend gesichert und sei "guten Gewissens" davon ausgegangen, dass die Passagiere in der Zwischenzeit bereits am Boden betreut würden.

Es sei "keinerlei Information an die Crew, dass das Schicksal der Passagiere noch ungeklärt ist und diese noch immer im Terminal ausharrten", erfolgt, gibt sich die AUA selbstkritisch und zerknirscht.

Deshalb seien Piloten und Flugbegleiter anschließend über einen Crewausgang zum Taxi gebracht und nach Wien überstellt worden, wo ihr Dienst nach annähernd 17 Stunden geendet habe.

AUA-intern zweifelt man "keinen Moment daran", dass, "hätte man die Crew informiert und angefragt, die wartenden Passagiere im Terminal noch eine Weile zu betreuen, die Kolleginnen und Kollegen dies selbstverständlich ohne Diskussion gemacht" hätten.

AUA will Prozesse und Kommunikation im Krisenfall verbessern

Die AUA wolle nun die Kommunikation verbessern, die im konkreten Fall ungenügend gewesen sei und "nicht optimal" funktioniert habe. Des weiteren müssten nun Entscheidungsprozesse optimiert werden.

Im Sinne zufriedener Kunden, von denen die AUA schlussendlich auch wirtschaftlich abhängig ist, sind die angekündigten Schritte der Airline positiv zu bewerten, sofern den Worten jetzt auch Taten folgen.

Zum Teil niveaulose Diskussionen in diversen Internetforen, in denen der Kapitän des betreffenden AUA-Fluges gar mit Kapitän Schettino vom Kreuzfahrtschiff "Costa Concordia" verglichen wurde, sind dagegen entbehrlich und ein Armutszeugnis für die Diskutanten, wenngleich die Passagiere subjektiv durchaus berechtigt das Gefühl hatten, im Stich gelassen worden zu sein. Dennoch, die beiden Situationen sind in keinster Art und Weise miteinander vergleichbar.

Abschließend muss sich die AUA jedoch die kritische Frage gefallen lassen, weshalb man erst jetzt die Prozesse bei so genannten "Diversions" zum Flughafen Bratislava optimieren will. Der Airport ist immerhin nicht erst seit gestern der wichtigste Ausweichflughafen für Wien. Die Vermutung, dass die AUA hier bislang am falschen Fleck - nämlich auf Kosten ihrer Kunden - gespart hat, ist nicht von der Hand zu weisen und wurde auch von Mitarbeitern gegenüber unseren Redakteuren mehrfach geäußert und hinter vorgehaltener Hand bestätigt.

Spätestens beim nächsten Unwetter wird sich zeigen, ob die AUA ihre Hausaufgaben gemacht hat  - höchste Zeit dafür wäre es.

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(red CvD, ON)

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