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Zu wenig Treibstoff: Gleich zwei Ryanair Flüge mussten "Mayday" funken

Letzte Aktualisierung: 14. August 2012 / 14:45 Uhr

Boeing 737-800 von Ryanair - Foto: Austrian Wings Media Crew
Boeing 737-800 von Ryanair (Symbolbild) - Foto: Austrian Wings Media Crew

Beim Anflug auf den spanischen Flughafen Valencia mussten einem irischen Medienbericht zufolge die Piloten von gleich drei Maschinen des irischen Billigfliegers Ryanair Priorität erbitten, weil ihnen das Kerosin auszugehen drohte. Zwei Maschinen hätten sogar innerhalb weniger Minuten eine Luftnotlage ("Mayday") erklärt, heißt es in einem nun veröffentlichten Medienbericht.

Der Vorfall ereignete sich bereits vor rund zwei Wochen, wurde aber erst jetzt durch einen Bericht der irischen Internetseite "Independent.ie" publik.

Demnach seien alle drei Maschinen wegen schwerer Unwetter zunächst von Madrid nach Valencia umgeleitet worden. Nach einigen Warteschleifen sei dann der Treibstoff knapp geworden, was die Piloten zu dem Entschluss, eine Luftnotlage zu erklären, veranlasst habe.

Laut dem Bericht gebe es Ryanair-intern die Anweisung, stets nur eine "Mindestmenge" (im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen) an Kraftstoff pro Flug mitzuführen. Das Memorandum sei von "Deputy Chief Pilot" Shane Mckeon unterzeichnet.

Wörtlich schreibt "Independent.ie":

"A memorandum signed by Shane McKeon, deputy chief pilot and base captain at Stansted, and dated December 19, 2011, reiterates that pilots should only take on board the minimum as per the "plog" (planning log/flight plan)."

Ein österreichischer Boeing 737 Pilot in Diensten eines großen Konzerns erklärte gegenüber unserer Redaktion, dass er diese Vorfälle bedenklich finde: "Ich nehme immer so viel Kerosin mit, dass ich selbst bei einem Ausweichflughafen noch Warteschleifen fliegen kann, ohne deshalb gleich eine Notlage erklären zu müssen. Niemand wird mir als Kapitän vorschreiben wie viel Sprit ich mitzuführen habe. Allein schon das Vorhandensein eines solchen Memos fände ich persönlich fragwürdig und der Sicherheit der Flugbetriebes nicht gerade zuträglich."

Auch AUA-Sprecher Michael Braun bestätigte im Gespräch mit Austrian Wings, dass es für eine sicherheitsbewusste Fluglinie überhaupt kein Thema sein sollte, mit stets ausreichend Spritreserven zu fliegen: "Die gesetzlichen Vorgaben legen fest, dass jedes Flugzeug nicht nur ausreichend Kerosin für den Weg zu einem Ausweichflughafen und dortige Warteschleifen zur Verfügung haben muss. Selbst nach der Landung muss noch immer so viel Treibstoff an Bord sein, dass dieser noch für mindestens 30 Minuten Flug gereicht hätte", erläutert der AUA-Sprecher die geltenden Sicherheitsstandards. Und er betont, dass diese Entscheidung auch maßgeblich durch den Kapitän mitgetragen wird: "Der Pilot hat die Letztentscheidung, und seine Erfahrung ist es auch, die zusätzlich zu Flugstrecke und Wetterverhältnissen Berücksichtigung finden muss."

Ryanair gerät immer wieder negativ in die Schlagzeilen, sei es durch Ideen, etwa eine Gebühr für WC-Besuche an Bord einzuheben oder durch sicherheitsrelevante Vorfälle. Erst kürzlich wurde bekannt, dass ein Ryanair-Pilot nach der Kollision mit einer anderen Maschine ohne vorhergehende technische Überprüfung seines Flugzeuges gestartet sein soll. Eine Anfrage unserer Redaktion zu dem Vorfall ließ der irische Billigflieger bis zum heutigen Tag unbeantwortet.

Austrian Wings zu Gast im Hitradio Ö3

Austrian Wings zu Gast im Hitradio Ö3 - Foto: G. Maier

Anlässlich der jüngsten Ryanair-Vorfälle ist Austrian Wings zu Gast im ORF Hitradio Ö3 - zu hören am Freitag, 17. 8. 2012, im "Ö3 Wecker".

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Links:

Artikel im "Independent.ie" zu dem Vorfall (Englisch)

(red CvD, NE, Aig)