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Trotz beschädigter Maschine nach Kollision: Ryanair Kapitän startete

Letzte Aktualisierung: 01. August 2012 / 07:05 Uhr

Boeing 737-800 von Ryanair - Foto: Austrian Wings Media Crew
Boeing 737-800 von Ryanair (Symbolbild) - Foto: Austrian Wings Media Crew

Ryanair schweigt zu Vorfall

Wie erst jetzt bekannt wurde, kam es am 14. April des vergangenen Jahres auf dem Flughafen Barcelona zu einer Kollision zwischen einer Boeing 767-300 der American Airlines und einer Boeing 737-800 (EI-EKB) des irischen Billigfliegers Ryanair, die als Flug FR 8136 nach Ibiza fliegen sollte. Obwohl Passagiere an Bord der Ryanair-Maschine den Zwischenfall bemerkten und über die Kabinenbesatzung sofort den Kapitän informierten, entschied sich dieser zum Start.

Wie der "Aviation Herald" berichtet, ereignete sich der Vorfall, als die Ryanair Maschine hinter der Boeing 767 der American in Richtung Startbahn 25L manövrierte. Dabei streifte die 737 des irischen Billigfliegers - an Bord befanden sich 169 Passagiere und 6 Besatzungsmitglieder - mit der rechten Tragfläche das Höhenleitwerk der American Airlines Boeing.

Einige Passagiere sprangen dem Bericht zufolge erschrocken auf und informierten umgehend die Kabinenbesatzung, die den Vorfall wiederum ihrem Kapitän meldete. Obwohl dieser damit Kenntnis von möglichen Beschädigungen hatte, entschied er sich zum Start.

Mehrere Reisende, darunter ein ausgebildeter Techniker, insistierten bei der Kabinenbesatzung erneut, dass die Maschine womöglich beschädigt und ein sicherer Flug deshalb nicht gewährleistet sei, schreibt der "Aviation Herald".

Auch nach der Landung in Ibizia sprachen Passagiere die Kabinencrew erneut auf den Vorfall an - ohne Reaktion. Die Maschine kehrte laut Bericht ohne Reparatur nach Ibiza zurück, wo schließlich deutliche Beschädigungen am rechten Winglet festgestellt wurden. Die spanischen Behörden hätten eine Untersuchung des Vorfalls eingeleitet.

Nach der Landung der American Airlines Boeing 767 in New York wurden auch an dieser erhebliche Schäden festgestellt - und zwar am linken Höhenleitwerk. Anders als in der 737 der Ryanair hatte an Bord der 767 den Zusammenstoß in Barcelona aber offenbar niemand bemerkt, auch war das Höhenleitwerk von der Kabine aus nicht sichtbar.

Kritik von Piloten und Technikern am Vorgehen des Ryanair-Kapitäns

Ein österreichischer 737 Pilot bezeichnete das Vorgehen seines Ryanair-Kollege, unter der Annahme eines korrekten "Aviation Herald"-Berichts, gegenüber unserer Redaktion "meiner Meinung nach als vollkommen unverantwortlich". Nach so einem Vorfall müsse "mindestens ein gründlicher Outside Check unter Hinzuziehung qualifizierter Techniker" durchgeführt werden, ehe ein Start erfolgen könne. Unter "keinen Umständen" würde er "einfach so" starten, er sei ja "nicht lebensmüde", man wisse schließlich nicht, ob und in welchem Umfang die Tragflächenstruktur beschädigt sei. Auch ein Wartungstechniker zeigte sich äußert verwundert über das Vorgehen des Kapitäns in dieser Situation, "sollte der Bericht des 'Aviation Herald' so stimmen."

Airline schweigt

Eine Anfrage der Austrian Wings Redaktion mit der Bitte um Stellungnahme zu diesem Vorfall ließ Ryanair bis zum heutigen Tag unbeantwortet.

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(red CvD, PR, NE)