Österreich

Studie: "Luftfahrt ist außergewöhnliche Chance für Wirtschaftsstandort Österreich"

Luftfahrtsektor erwirtschaftet mit insgesamt 75.000 Beschäftigten rund 4,6 Milliarden Euro oder 1,7 Prozent des BIP
Prognose: Bis 2030 Verdoppelung der Nachfrage nach Luftverkehrsleistungen

Das renommierte Beratungs- und Analyseunternehmen Oxford Economics hat im Auftrag der IATA (International Air Transport Association) die ökonomische Bedeutung der Luftverkehrswirtschaft für die nationalen Volkswirtschaften, darunter Österreich, untersucht. So generiert der Sektor (Airlines, Flughäfen und Bodeninfrastruktur sowie Zulieferer) in Österreich unter Hinzurechnung seiner Bedeutung für den Tourismus etwa 75.000 direkte und indirekte Arbeitsplätze und eine Wertschöpfung von 4,6 Milliarden Euro oder 1,7 Prozent des BIP. Die Luftfahrtbranche und ihre Beschäftigten liefern jährlich – ohne die 2011 eingeführte Luftverkehrsabgabe – rund 1,6 Milliarden Euro an Steuern und Sozialabgaben an den Fiskus ab.

"Besonders hervorzuheben ist die überdurchschnittliche Arbeitsproduktivität durch den Wettbewerbsdruck in der luftverkehrswirtschaft. Diese ist mit 87.909 Euro pro Mitarbeiter um rund 45 Prozent höher als der gesamtwirtschaftliche Durchschnitt“, zeigt sich IATA-Chefökonom Brian Pierce im Rahmen der Studienpräsentation gestern Abend in der Sky Lounge der Wirtschaftskammer Österreich (WKO) beeindruckt.

Der Luftverkehr beförderte 2011 von, nach und in Österreich jährlich 25,8 Millionen Passagiere. Damit sind die Passagierzahlen seit dem Jahr 2000 um über 60 Prozent gestiegen. Die Steigerung bei der Luftfracht war im gleichen Zeitraum mit rund 80 Prozent noch höher. Insgesamt wurden 2010 rund 250.000 Tonnen Fracht befördert. Dies entspricht etwa 8.300 voll beladenen LKWs oder rund der Hälfte des Gesamtwertes der österreichischen Exporte.

Luftverkehr nimmt weiter zu

Die europäische Flugsicherheitsorganisation Eurocontrol prognostiziert eine Verdoppelung der Nachfrage nach Luftverkehrsdienstleistungen bis 2030 (im Vergleich zu 2007). Bereits jetzt starten jährlich 140.000 internationale Flüge ab Österreich zu 165 Flughäfen in 61 Ländern. 14 Strecken führen zu Städten mit mehr als 10 Millionen Einwohnern und 73 Strecken zu internationalen Ballungszentren. Aufgrund der geografisch vorteilhaften Lage nach Osteuropa und in den fernen Osten können viele der Strecken nur durch Verkehrsbündelung auf dem Drehkreuzflughafen Wien bedient werden. Der Flughafen Wien belegte 2008 immerhin Rang 9 im Vergleich der höchsten Flugbewegungen auf den 40 bedeutendsten Flughäfen innerhalb der EU.

“In den vergangenen zehn Jahren ist das Passagieraufkommen am Flughafen Wien um fast zehn Mio. Reisende gestiegen und wir erwarten bis 2020 ein jährliches Passagierplus von rund vier Prozent. Wenn dieses starke Wachstum zum Nutzen der österreichischen Wirtschaft beibehalten werden soll, wird die dritte Piste notwendig sein“, ist Flughafenvorstand Julian Jäger überzeugt.

Kapazitätsengpässe gibt es aber nicht nur auf den Flughäfen, sondern auch in der Luft. Heinz Sommerbauer, Vorstand der Austro Control, forciert daher grenzüberschreitende Kooperationen und die Umsetzung von Single European Sky (SES). Sommerbauer: "Ein europaweit gemeinsamer Luftraum mit funktionalen Luftraumblöcken, wo Streckenführungen unabhängig von Staatsgrenzen nach betrieblichen Erfordernissen erfolgen, spart Zeit, Geld und Treibstoff. Passagiere und Airlines profitieren von kürzeren Flug- bzw. Wartezeiten und der dadurch deutlich verringerte CO2-Ausstoß hilft der Umwelt“. Austro Control leistet als Mitglied von FAB CE (Functional Airspace Central Europe) einen wichtigen Beitrag zur erfolgreichen Umsetzung von Single European Sky.

Strategie der Bundesregierung bis 2020

Die Bundesregierung hat ihre Strategie für den Luftfahrtstandort Österreich, dem sie eine enorme Bedeutung für Österreichs Gesamtwirtschaft beimisst, in der ‚Road Map Luftfahrt 2020‘ festgeschrieben.

Verkehrsministerin Doris Bures bekennt sich zu einer leistungs- und konkurrenzfähigen Luftverkehrsinfrastruktur. Die Luftverkehrswirtschaft soll laut 'Road Map‘ mit attraktiven Kosten- und Gebührenstrukturen unterstützt und noch wettbewerbsfähiger werden. Bures möchte die heimischen Flughäfen auch noch besser an die intermodalen Verkehrssysteme am Boden anbinden. So wird der Flughafen Wien ab Dezember 2014 via Hauptbahnhof direkt an das hochrangige Schienennetz der Westbahn und Südbahn angeschlossen. Das verkürzt die Fahrzeiten von St. Pölten oder Wiener Neustadt zum Flughafen auf deutlich unter eine Stunde, von Linz ist man dann in 1:35 Stunden am Flughafen Wien. Besonders wichtig ist der Bundesministerin die technologische Weiterentwicklung. Mit dem Technologie- und Forschungsförderungsprogramm TAKE OFF unterstützt das BMVIT seit 2002 Innovationen in der stark wachsenden heimischen Luftfahrtindustrie. Bis dato wurden 122 Projekte mit 51 Mio. Euro gefördert, das Gesamtprojektvolumen liegt bei 112 Mio. Euro. Wie die Ministerin betont, liegt in der technologischen Weiterentwicklung ein Schlüssel zur Senkung der Lärm- und Umweltbelastung.

AUA warnt vor Wettbewerbsverzerrung durch nationale Abgaben

Auch Austrian Airlines werden vor dem Hintergrund der wachsenden Passagierzahlen (+ 6,7 Prozent im ersten Halbjahr 2012) weiter in die Verbesserung der Produktqualität investieren. Im zweiten Halbjahr 2012 hat Austrian Airlines eine Gesamtinvestitionssumme von über 90 Millionen Euro eingeplant. Austrian Airlines Chef Jaan Albrecht: “Die Studie hat die überragende Bedeutung des Luftverkehrs für die österreichische Volkswirtschaft herausgearbeitet, betont aber auch die Wettbewerbsintensität des Sektors. Unüberlegte externe Kostenfaktoren wie die Flugabgabe verteuern das Fliegen unnötig und führen zu einer Wettbewerbsverzerrung zu Lasten der heimischen Airlines und Flughäfen. Die Ticketsteuer gehört daher dringend abgeschafft.“

(red / AUA)