Punktlandung

Wenn am Airline-Sparplan Englisch steht

"Willkommen auf Ihrem Flug! Zusammen mit meinen Kollegen bin ich für Ihr Wohlbefinden, aber vor allem auch Ihre Sicherheit an Bord verantwortlich!" - So oder ähnlich beginnen üblicherweise die Ansagen der Cabin Crew vor der Sicherheitsdemo. Die meisten Passagiere sind zu diesem Zeitpunkt bereits in ihre Lektüre vertieft, oder haben das Eindringen von Schallwellen von außen durch hermetisch abdichtende Ohrhörer blockiert. Nicht gerade günstig, wenn es um wichtige Aspekte wie die "How To's" in Notfallsituationen geht. Noch weniger günstig ist es allerdings, wenn man selbst bei aufmerksamstem Zuhören kaum Informationen gewinnen kann.

Boarding is completed ...

Pegasus Boeing 737-800, Juni 2015. Die Türen sind geschlossen, die Maschine rollt zur Startbahn. Aufgeregte Kinder quietschen und lachen, Fluggäste blättern in Magazinen, über die Lautsprecher ertönt eine türkische Ansage. Als Luftfahrtjournalist bin ich nicht gerade selten an Bord von Verkehrsflugzeugen und könnte die meisten Sicherheitsansagen vermutlich bereits synchronsprechen. Dennoch halte ich es für selbstverständlich, der Kabinenbesatzung die gebührende Aufmerksamkeit zu schenken. Also harre ich gespannt dem Ertönen einer englischen Ansage.

Boeing 737-800 der Pegasus auf dem Flughafen Wien, Symbolbild - Foto: Austrian Wings Media Crew
Boeing 737-800 der Pegasus auf dem Flughafen Wien, Symbolbild - Foto: Austrian Wings Media Crew

Was dann im zweiten "Demo-Zyklus" geschieht, irritiert mich gewaltig. Denn dass es sich beim neuerlichen Durchlauf mittlerweile um die englischsprachige Informationsdurchsage handeln musste, erkannte man bestenfalls an den neuerlichen Gesten und Illustrationen der Flugbegleiter. Bei allem Respekt - mein Englisch ist ausgezeichnet und verhandlungssicher, ich bin beruflich täglich mit verschiedensten Variationen (Großbritannien, Australien, USA) sowie Akzentfärbungen (asiatischer Raum, afrikanische Regionen) konfrontiert. Aber das, was hier an Bord der Pegasus-Maschine stattfand, konnte gerade einmal mit einer gehörigen Portion Fantasie als "Englisch" kategorisiert werden. Ich frage mich, wie es jemandem gehen soll, der nicht besonders häufig mit dem Flugzeug unterwegs ist, oder gar seine erste Flugreise überhaupt antritt... - und plötzlich mit uniformierten Besatzungsmitgliedern konfrontiert wird, die sich Sauerstoffmasken auf das Gesicht pressen und Schwimmwesten überziehen, ohne annähernd verstehen zu können, worum es denn konkret geht.

Nichts desto trotz beschließe ich, dieses Erlebnis mit einem Kopfschütteln abzuhaken und es als Einzelfall zu sehen. Zumal ich in der Türkei stets fast überall im touristischen, aber auch privaten Bereich mit Menschen in Kontakt war, die wirklich sehr gutes Englisch beherrschten. Spätestens mein Rückflug könnte das ja bestätigen, denke ich.

Aber bekanntlich kommt es erstens immer anders als man zweitens denkt.

Wer oft fliegt, kennt sich aus. Viele andere haben in dieser Situation nur Bahnhof verstanden.
Wer oft fliegt, kennt sich aus. Viele andere haben in dieser Situation wohl nur Bahnhof verstanden.

An Bord meines folgenden Pegasus-Fluges warte ich also besonders gespannt auf die Sicherheitsanweisungen der neuen Crew. Und wieder die ernüchternde Erkenntnis: man hätte sich wohl die englischen Ausführungen ersatzlos sparen können, denn von der türkischen Variante (ich beherrsche von der türkischen Sprache ungefähr zehn Wörter...) verstand ich im Grunde genau so viel oder wenig wie der darauffolgenden englischen Ausführung. Und das bei einem Text, der im Grunde "nur" abgelesen werden müsste.

Ja, ich habe in der Vergangenheit wiederholt das ignorante Verhalten von Fluggästen kritisiert, wenn diese dem Kabinenpersonal gerade im Hinblick auf sicherheitsrelevante Themen nicht die nötige Aufmerksamkeit geschenkt haben. Und ich kann es auch jedes Mal nur mit Kopfschütteln quittieren, wenn Fluggäste sich in noch rollenden Maschinen bereits abschnallen, lange bevor die Parkposition erreicht ist. Dass dieses charakteristische Klicken der Gurtschnallen auf meiner Pegasus-Reise bereits wenige Sekunden nach dem Aufsetzen (!) zu vernehmen war - gleich nach dem Verklingen des obligatorischen Applauses für die Piloten - konnte ich hingegen kaum jemandem übel nehmen.

Womöglich hatte schließlich bloß niemand verstanden, dass man zur allgemeinen Sicherheit den Gurt geschlossen zu halten hat.

Wäre es zu einer tatsächlichen Notfallsituation gekommen, hätte die verbale Verständigung mit nicht türkisch sprechenden Passagieren womöglich verheerend aussehen können. Ob das maximaler Sicherheit in der Luftfahrt zuträglich ist, möchte ich persönlich bezweifeln. Fundierte Englischkenntnisse sind, meiner Ansicht nach, an Bord von Verkehrsflugzeugen für alle Mitarbeiter ein unabdingbares Muss.

Nicht nur für das Wohlbefinden der Passagiere, sondern vor allem für deren Sicherheit.

(AG / Titelbild: Hinweise zur Sicherheit an Bord, wie etwa das Anschnallen, müssen in einem international verständlichen Englisch erfolgen. Bei manchen Airlines ist man davon offensichtlich meilenweit entfernt. - Alle Fotos: Austrian Wings Media Crew)

Hinweis: „Punktlandungen” sind Kommentare einzelner Autoren, die nicht zwingend die Meinung der Austrian Wings-Redaktion wiedergeben.