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Vor 45 Jahren: Der zweite Geburtstag der Juliane Koepcke

Für die Dokumentation "Wings of Hope" kehrte die Überlebende Ende der 1990er Jahre noch einmal an die Unglücksstelle zurück. Die Trümmer der Maschine liegen noch heute im Dschungel - Foto: Screenshot YouTube

Heute vor 45 Jahren stürzte über dem südamerikanischen Dschungel eine Lockheed Electra ab. Die damals 17-jährige Juliane Koepcke überlebte als einzige das Unglück und schlug sich tagelang schwerverletzt durch den Dschungel, bis sie gerettet wurde.

An jenem 24. Dezember wollte die damals 17-Jährige zusammen mit ihrer Mutter von Lima, wo sie einen Schulabschlussball besucht hatte, nach Pucallpa fliegen, um dort ihren Vater zu treffen. Dieser knapp einstündige Flug sollte mit einer Turboprop-Maschine des Typs Lockheed L-188 Electra der peruanischen Fluggesellschaft Líneas Aéreas Nacionales S. A. (LANSA) durchgeführt werden. Nachdem der erste Teil des Fluges normal verlaufen war, zog eine schwere Gewitterfront auf. Statt dieser Front auszuweichen, blieb der Pilot auf der planmäßigen Route. Das Flugzeug geriet in schwere Turbulenzen, wurde schließlich von einem Blitz getroffen, zerbrach noch in der Luft und stürzte in den Regenwald. Juliane Koepcke fiel, noch auf dem Flugzeugsitz festgeschnallt, aus etwa 3000 m Höhe der Erdoberfläche entgegen. Vermutlich durch starke Aufwinde innerhalb des Gewitters und durch die stoßmildernde Wirkung der Blätter der Urwaldpflanzen wurde der Aufprall soweit abgefangen, dass Juliane Koepcke das Unglück mit relativ leichten Verletzungen, einer Gehirnerschütterung, einem Bruch des Schlüsselbeins, einem Kreuzbandriss und nur wenigen Wunden überlebte. Nachdem sie nach mehreren Stunden aus ihrer Bewusstlosigkeit erwacht war, suchte sie nach dem Flugzeugwrack und weiteren Überlebenden, insbesondere ihrer Mutter, allerdings ohne Erfolg.

Durch ihre Expeditionen mit den Eltern in den Regenwald und ihr Leben in der Forschungsstation ihres Vaters war ihr der Dschungel nicht fremd, und so hielt sie gezielt Ausschau nach einem Wasserlauf, um von dort an einen größeren Fluss zu gelangen, wo die Wahrscheinlichkeit, auf menschliche Siedlungen zu treffen, am höchsten war. Trotz ihrer Verletzungen wanderte und schwamm Juliane Koepcke zehn Tage durch den Regenwald, bis sie an einem Flussufer ein Boot und einen Unterstand von Waldarbeitern entdeckte. Diese fanden das völlig entkräftete Mädchen am Abend des folgenden Tages, versorgten ihre Wunden und brachten sie zur nächstgelegenen Siedlung namens Tournavista, wo sie ärztlich versorgt wurde. Von hier wurde Juliane Koepcke zu einer Krankenstation in der Nähe von Pucallpa geflogen, wo sie ihren Vater wiedertraf. Sämtliche anderen Passagiere einschließlich ihrer Mutter und des Bordpersonals der LANSA-Maschine kamen bei dem Unglück ums Leben.

Der Luftfahrtjournalist Andreas Fecker hat anlässlich des 45. Jahrestages dieses Weihnachtswunders die Geschichte der Juliane Koepcke auf dem Portal "Airportzentrale" publiziert.

In den 1990er Jahren produzierte Werner Herzog den Dokumentarfilm "Wings of Hope", der die Geschichte von Juliane Koepcke erzählt. Sie selbst verfasste über ihre Erlebnisse das Buch "Als ich vom Himmel fiel".

(red / Wikipedia)