Punktlandung

Eine Drohne verursacht ...

... viel Freude beim Hobbypiloten, der das Fluggerät sicher steuert und niemanden gefährdet und alle Gesetze eingehalten hat.

Klarerweise würde es so eine Meldung nie in die Medien schaffen. Das Thema wird ja erst dann interessant, wenn fast etwas passiert ist. Sobald eine Drohne in der Nähe eines Flughafens oder eines Flugzeuges gemeldet wird, überschlagen sich die Forderungen nach strengeren Regeln, Kennzeichnungspflicht, generellem Verbot, und überhaupt werden wir alle sterben, sollte nicht endlich etwas gegen das Problem unternommen werden. Auch Austrian Wings hat in der Vergangenheit entsprechende Meldungen veröffentlicht.

Near misses und Sichtungen
Mittlerweile hat man das Gefühl, dass die Drohnensichtungen durch Piloten in immer kürzer werdenden Abständen durch unsere Medien geistern, wobei wirklich stichhaltige Beweise oft fehlen. Ich will niemandem unterstellen, absichtlich die Unwahrheit zu sagen, aber ich würde gerne wissen, ob wirklich alle Sichtungen tatsächlich eine Drohne als Ursache hatten.

Wie auch bei einem der jüngsten Fälle, bei dem berichtet wurde, dass sich eine Drohne auf 200 Meter dem Flugzeug genähert hatte. In der Höhe von 1500 Metern ist das Flugzeug selbst noch relativ schnell unterwegs, und abhängig von der Größe der Drohne ist diese nur sehr kurz sichtbar. Hier zuverlässig eine Drohne zu identifizieren, stelle ich mir nicht leicht vor. Vor allem, wenn man probiert, die Entfernung einzuschätzen, wenn man die Größe des Gegenstands selbst nicht kennt (es gibt Drohnen, die 20 cm groß sind, und es gibt Drohnen, die 2 m groß sind).

Ich will nicht sagen, dass es keine Drohne gewesen sein kann. Die Möglichkeit besteht klarerweise. Aber ohne überprüfbare Beweise fällt es mir schwer zu glauben, dass alle Sichtungen wirklich eine Drohne waren. In den USA gab es eine Untersuchung dazu, bei wie vielen Sichtungen es sich tatsächlich um eine Drohne handelte. Das Ergebnis: Nur bei wenigen Sichtungen konnte ein Beweis erbracht werden. Wenn man die Berichte über Drohnen-Sichtungen genauer analysiert, bekommt man den Eindruck, dass alle Objekte im Himmel als Drohnen gemeldet werden. Außerdem ist nicht jede Sichtung gleichzeitig ein illegaler Drohnen-Flug. Es kann natürlich auch vorkommen, dass ein Pilot eine Drohne sieht, die gerade den Bestimmungen entsprechend geflogen wird.

Was ich besonders interessant finde, ist, dass die meisten Meldungen, die Angst und Panik verbreiten, erwähnen, wie viele Drohnen es bereits in Österreich gibt. Die Botschaft ist klar: Die Gefahr ist real, es kann jederzeit etwas passieren. Man kann die Zahl aber auch aus einem anderen Blickwinkel betrachten: Obwohl es so viele Drohnen gibt, die ohne Kennzeichen seit Jahren unterwegs sind, ist noch äußerst wenig passiert. Aber selbst dieser Umstand wird eher in ein "es wird bald etwas passieren" umgedeutet.

Vermutlich wird es früher oder später zu einem größeren Unglück kommen, bei dem auch eine Drohne involviert ist. Aber wenn wir deshalb die Drohnen verbieten würden, dann müssten wir im nächsten Moment Autos, Lastwagen, Flugzeuge, Kraftwerke, Industrie und vieles andere verbieten. Denn wenn es um eine potentielle Gefahr geht, sind diese Gegenständen weitaus gefährlicher als Drohnen es je sein könnten.

Aktuelle Debatte und Forderungen
Es wird derzeit selten gefordert Drohnen ganz zu verbieten. Immerhin beginnen auch diverse Rettungsdienste Drohnen einzusetzen. Die Forderung nach einer Kennzeichnungspflicht (oder Transponder) wird oft geäußert. Doch auch hier muss man sich die Frage der Sinnhaftigkeit ernsthaft stellen.

All die Drohnenpiloten, die ihr Hobby jetzt schon sicher und verantwortungsvoll betreiben, brauchen kein Kennzeichen, um sich weiter an Sicherheitsstandards zu halten. All jene, die unverantwortlich handeln, lassen sich durch ein Kennzeichen nicht aufhalten. Und leider gibt es einige Zeitgenossen, die das Eigentum und Leben anderer leichtfertig in Gefahr bringen. Man kann die Gründe für dieses Verhalten grob in drei Gruppen unterteilen:

Einerseits gibt es Menschen, die sich eine flugbereite Drohne kaufen und keinerlei Erfahrung oder Wissen zu den geltenden Regeln haben. Eine Kennzeichnungspflicht wäre nur eine weitere Regel, die diese Menschen nicht kennen. Die Kennzeichnung von Drohnen ist zudem noch schwieriger zu überprüfen. Es gibt schließlich keine Straßen, an denen sich ein Kontrolleur positionieren kann, um festzustellen, ob alle Drohnen ein gültiges Kennzeichen haben.

Dann gibt es noch die Gruppe, die genau weiß, was sie tun, aber eigentlich keine bösen Absichten verfolgen. Diese Leute wissen eigentlich durchaus, dass ihre Flüge nicht den Regeln entsprechen und lassen sich trotzdem nicht davon abhalten.

Und leider gibt es noch eine kleine Gruppe an Leuten, die böse Absichten haben. In diese Gruppe fallen vermutlich auch die Verantwortlichen für die Sperre des Gatwick Airport. Aber besonders diese Gruppe wird sich durch eine Kennzeichnungspflicht nicht abschrecken lassen.

Was macht jemand, der etwas Illegales mit seinem Auto tun möchte? Er stiehlt ein Kennzeichen eines anderen Autos oder fährt gleich ohne Kennzeichen. Wenn man glaubt, dass eine Kennzeichnungspflicht einen Vorfall wie in London verhindert, ist das so, als wenn man behaupten würde, dass ein Führerschein und ein Kennzeichen Anschläge mit einem Lastwagen verhindern können, obwohl dieses Beispiel selbstverständlich bewusst drastisch gewählt wurde.

Wie gesagt: Eine Kennzeichnungspflicht wäre nur eine zusätzliche sinnlose Belastung für all die Hobbypiloten und -pilotinnen, die sich schon an die Gesetze halten. Alle anderen lassen sich durch eine Kennzeichnungspflicht auch nicht stoppen. Und ein Kennzeichen verhindert damit auch kein Unglück. Es erleichtert maximal die Auffindung eines Schuldigen – aber auch nur dann, wenn er die Drohne wirklich gekennzeichnet hat.

Die nächste Forderung, die oftmals zu hören ist, ist der Ruf nach Geofencing. Das bedeutet, dass die Drohne GPS installiert hat. Zusätzlich ist eine Liste mit Gebieten einprogrammiert, in denen nicht geflogen werden darf. Damit kann die Drohne feststellen, ob ein Flug am aktuellen Standort zulässig ist und verweigert den Betrieb andernfalls. Die Forderung klingt sehr schlüssig, aber es zeigt sich schnell, dass die Definition von der Drohne dafür nicht exakt genug ist.

Viele Fluggeräte, die heute als Drohne bezeichnet werden, sind in Wirklichkeit Multi-Rotor-Modelle und sind ähnlich zu bedienen wie ein Modellhubschrauber. Sie haben kein GPS und fliegen nicht autonom. Der Mensch steuert das Fluggerät direkt. Im Fernsehen sind manchmal "Drone racing"-Rennen zu sehen. All diese Drohnen haben kein GPS an Bord, können aber leicht in den kontrollierten Luftraum einfliegen. Die Forderung nach Geofencing ist hier also auch keine Lösung, da es viele Geräte gibt, die gar kein GPS an Board haben. Die Modelle sind oft auch sehr klein und leicht – zusätzliche Sensoren und Hardware haben keinen Platz.

Wenn dann Pilotenvertreter oder Gewerkschaften ihr Know-How anbieten, aber offensichtlich nur eine Art von Drohnen kennen, frage ich mich schon, was sie zu dem Prozess überhaupt beisteuern wollen.

Neben all den Sicherheitsbedenken, die in erster Linie präsentiert werden, gibt es noch andere Überlegungen, die hinter den Forderungen stehen. Ich vermute, dass Piloten und Pilotinnen und deren Gewerkschaften bei dem Gedanken an autonome Flugzeuge nicht unbedingt positiv gestimmt sind, geht es hier doch um eine Technologie, die kurzfristig bzw. mittelfristig echte Jobs kosten könnte. Natürlich redet man viel lieber davon, dass die Sicherheit nicht gegeben ist und Drohnen generell gefährlich sind.

Mittlerweile ist auch ein Automobilclub im Drohnen-Business und bietet Kurse an. Auch hier wird mit dem immer allgegenwärtigen Thema Sicherheit argumentiert. Gleichzeitig besteht auch die Hoffnung, dass man mit dem Hypethema Drohnensicherheit Geld verdienen kann. Das heißt nicht, dass die angebotenen Kurse nutzlos oder von niedriger Qualität sind. Es ist nur auffällig, dass immer mit der Sicherheit argumentiert wird.

Kommerzielle Interessen
Und das Thema Geld ist auch ein bestimmender Faktor für die Zukunft. Viele Firmen arbeiten gerade daran, dass Drohnen in unserem Alltag ankommen.  Lieferdrohnen geistern immer wieder durch die Medien, und auch wenn noch nicht wirklich klar ist, wie das funktionieren soll: Die Größe und finanzielle Schlagkraft der beteiligten Firmen lässt doch vermuten, dass sie nicht zum Spaß viel Geld investieren. Es stellt sich nur die Frage, in welchem Luftraum sollen die Drohnen dann unterwegs sein?

Meine Vermutung ist, dass das genau der Bereich sein wird, der jetzt für den Modellflug vorgesehen ist. In den USA laufen bereits Hearings zum Thema, um den unteren Luftraum unter die Kontrolle der FAA zu stellen. Bei uns wird ebenfalls gefordert, dass die Drohnen durch Fluglotsen kontrolliert werden. Auch hier wird wieder mit dem Thema Sicherheit argumentiert. Sobald der Luftraum für kommerzielle Interessen geöffnet wird, ist es früher oder später vorbei mit der Hobby-Nutzung. Ein paar Modellflugplätze werden bewilligt werden, aber der restliche Luftraum wird an den Meistbietenden vergeben.

Das kleine Nischen-Hobby Modellflug hat bei weitem nicht die Vertretung und Lobby, die nötig wäre, um das verhindern zu können. Die bestehenden Verbände sind vermutlich zufrieden, wenn die Modellflugplätze erlaubt bleiben. Wobei ich mich auch hier frage, ob bestehende Modellflugplätze mit Nähe zu Großflugplätzen überhaupt noch betrieben werden dürften. Die aktuellen Entwicklungen gehen eher dahin, dass auch diesen Plätzen eher der Garaus gemacht wird, völlig unbeachtet der Tatsache, dass diese Plätze seit Jahrzehnten ein unfallfreies Miteinander führen.

Und sobald der untere Luftraum für kommerzielle Drohnen geöffnet ist, wird auch die Befürchtung der Pilotenvertretungen und Gewerkschaften Realität werden: Aufgaben, die jetzt menschlichen Piloten vorbehalten sind, werden auch von Computer gesteuerten Drohnen erfüllt werden.

Doch was wären dann sinnvolle Schritte und Richtlinien?
Um die reale Gefahr objektiver abschätzen zu können, müssen verlässliche Daten über die Drohnensichtungen gewonnen werden. Egal, ob es eine Dashcam für Flugzeuge oder andere technische Sensoren sind: Alleine die Aussage vom Menschen ist in diesem Fall meiner Meinung nach nicht zuverlässig genug, um die nächsten Schritte bestimmen zu können.

Ein Vorfall wie bei Gatwick Airport rechtfertigt keine strengeren Gesetze. Wenn absichtlich gegen bestehende Gesetze verstoßen wird, helfen weitere Gesetze vermutlich auch nicht. Die Debatte um Drohnen muss hier differenzierter geführt werden. Es darf nicht bei jedem Vorfall die gesamte Modellflug Community als Verbrecher dargestellt werden.

Grundsätzlich würde ich vorschlagen, dass die Hobbypiloten von Modellen nicht in die Illegalität gedrängt werden dürfen.

Im aktuellen Gesetz ist ein Modellflugzeug eine Drohne, sobald der Flug nicht zum Zweck des Fluges selbst passiert. Eine Kamera für eine Videoaufnahme des Fluges macht daher das Modellflugzeug zu einer Drohne. Ich finde diese Logik nicht nachvollziehbar. Angenommen, ein Modellflugzeug wird zweimal geflogen. Einmal mit einer Kamera und einmal ohne Kamera. In beiden Fällen wird der exakt gleiche Kurs geflogen - trotzdem gelten unterschiedliche Vorschriften.

Unterschied zwischen Drohne und Modellflugzeug

Das Bild ist natürlich nicht ganz ernst gemeint, aber zeigt pointiert wie zwischen einer Drohne und einem Modellflugzeug unterschieden wird.

Die kostenpflichtige Registrierung von Drohnen bei der Austro Control ist pro Jahr teilweise teurer als die Drohnen in der Anschaffung gekostet haben. Vor allem für nicht-kommerziell eingesetzte Drohnen stellt die Registrierung eine große Hürde von fragwürdiger Sinnhaftigkeit dar.

Daher würde ich vorschlagen, dass bei nicht kommerziell verwendeten Modellflugzeugen nicht länger zwischen Drohne und Modellflugzeug unterschieden wird, und die Kennzeichnungspflicht und Registrierungspflicht der Modelle würde ich durch ein System wie bei den Amateurfunkern ersetzen. Die Amateurfunker sind in einer ähnlichen Situation wie die Modellflieger. Die Frequenzen sind heute ein sehr wertvolles und knappes Gut, und viele Firmen würden viel Geld für die Frequenzen zahlen, die den Amateurfunkern zugeteilt sind.

Der Zugang zu diesen Frequenzen steht grundsätzlich jedem offen – es muss jedoch eine Prüfung abgelegt werden. Dann darf mit dieser Amateurfunklizenz eine beliebige Anzahl an Funkgeräten betrieben werden. Man darf sich auch selbst Funkgeräte bauen und muss diese nicht extra zulassen. Es ist jedoch nicht zulässig, diese Frequenzen für kommerzielle Zwecke zu verwenden.

Ein ähnliches Modell schwebt mir für die Modellflieger vor. Leichte und ungefährliche Modelle zählen weiterhin als Spielzeug und dürfen allgemein verwendet werden. Für alle weiteren Modelle gibt es eine Amateurmodellflug-Lizenz. Mit dieser Lizenz darf eine beliebige Anzahl an Modellen betrieben werden und ob eine Kamera an Bord ist oder nicht ändert nichts daran, in welcher Kategorie das Modell sich befindet.

Es geht dabei nicht darum, dass man überall fliegen darf. Es ergibt durchaus Sinn, dass über Menschenmengen oder bebautem Gebiet nicht geflogen werden darf. Es gibt natürlich auch hier noch viele Details, die geklärt werden müssten, aber das Ziel muss es sein, verständliche und sinnvolle Regeln zu etablieren, die das Risiko durch die ferngesteuerten Modell realistisch einschätzen und dementsprechend reglementieren. Die Notwendigkeit, dass diese Risiken realistisch eingeschätzt werden müssen, kann nicht genug betont werden.

Natürlich kann es sein, dass manche Menschen von dieser Lizenz nichts wissen oder sie ignorieren. Aber im Gegensatz zu einer sinnlosen Kennzeichnungspflicht hat man die Möglichkeit, aktiv Wissen zu vermitteln und so Know-How aufzubauen.

Es wird fast nicht möglich sein, den unteren Luftraum frei von kommerziellen Interessen zu halten. Doch meiner Meinung nach ist es sehr wichtig, dass dieser Luftraum weiterhin der Allgemeinheit zur Verfügung steht, dem Modellflug sowie auch der General Aviation. Modellfliegen ist ein sehr schönes Hobby, das viele Menschen begeistert. Es ist sehr lehrreich, und viele spätere Piloten oder Techniker haben beim Modellbau ihre erstes technisches und fliegerisches Know-How erworben. Dieses sichere Hobby einfach so kommerziellen Interessen unterzuordnen, erscheint mir nicht klug.

Wir können uns als Gesellschaft nicht damit zufrieden geben, ein ganzes Hobby als unsicher und illegal zu erklären, wenn die Fakten eine ganz andere Sprache sprechen. Die technische Entwicklung der Drohnen, die jetzt von Feuerwehr und Bergrettungen eingesetzt werden, wurde unter anderem von der Modellflug Community vorangetrieben. Initial waren es keine etablierten Firmen, die diese Innovation ermöglicht haben. Es waren flugbegeisterte Privatpersonen, die hier in ihrer Freizeit den technischen Fortschritt möglich gemacht haben. Das Hobby hat so viele positive Aspekte und Innovationskraft, und wir dürfen es nicht leichtfertig kaputt regulieren.

Text: DP

Hinweis: „Punktlandungen” sind Kommentare einzelner Autoren, die nicht zwingend die Meinung der Austrian Wings-Redaktion wiedergeben.