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ANA gibt Quartalszahlen bekannt

ANA Dreamliner in Wien, Symbolbild - Foto: Austrian Wings Media Crew

Reisebeschränkungen führen zu zahlreichen Flugstornierungen und einem Quartalsverlust von umgerechnet etwa 917,5 Millionen Euro.

ANA, größte japanische Fluggesellschaft und Mitglied der Star Alliance, bekam im zurückliegenden ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres (1. April 2020 bis 31. März 2021) die Auswirkungen des Covid-19-Virus und den damit verbunden Reisebeschränkungen in allen Marktsegmenten voll zu spüren. Das Virus prägt seit einigen Monaten die Weltwirtschaft und stellt sie auf breiter Front vor große Herausforderungen, dies gilt vor allem für Unternehmen aus der Reisebranche. Vor diesem Hintergrund ging der Umsatz auch bei ANA um mehr als 75 Prozent auf umgerechnet etwa 1,025 Milliarden Euro zurück. Unter dem Strich steht damit für die 5-Sterne-Airline ein Quartalsverlust von umgerechnet etwa 917,5 Millionen Euro gegenüber einem Gewinn von knapp 100 Millionen Euro im selben Quartal des Vorjahres.
 
„Die Nachfrage sowohl bei internationalen als auch bei Inlands-Verbindungen ging aufgrund weltweiter staatlicher Reisebeschränkungen und der Erklärung des Ausnahmezustands durch die japanische Regierung erheblich zurück", sagt Ichiro Fukuzawa, Executive Vice President und CFO der börsennotierten Muttergesellschaft ANA Holdings Inc. „Vor diesem Hintergrund haben wir unsere Bemühungen verstärkt, sowohl die flexiblen als auch die fixen Ausgaben zu minimieren, indem wir unsere Betriebs- und Personalkosten gesenkt haben. Dadurch konnten wir unsere Kosten relativ schnell um fast 1,7 Milliarden Euro drücken. Obwohl wir aggressiv daran arbeiteten, die Verluste auszugleichen und etwa die gestiegene Nachfrage nach internationalen Frachttransporten durch Sonderflüge und den Einsatz großer Frachtflugzeuge zu befriedigen, konnten wir die beispiellosen Auswirkungen von Covid-19 nicht ausgleichen und endeten mit einem großen Quartalsverlust."
 
Durch den drastischen Nachfragerückgang brach auch der Umsatz des Unternehmens ein. ANA unternahm daher neben der Senkung von Betriebskosten wie Treibstoff und Flughafengebühren auch Schritte zur Senkung von Fixkosten wie etwa Personalkosten. Die ANA-Gruppe ermöglichte es allen Kunden, die bereits Tickets gekauft hatten, diese ohne zusätzliche Gebühren zu stornieren oder umzubuchen. Da die Auswirkungen von Covid-19 andauern, engagiert sich die Airline unter dem Namen „ANA Care Promise" darüber hinaus für neue Sicherheits- und Hygieneprotokolle. Die Initiative zielt darauf ab, den Fluggästen eine saubere Umgebung auf Flughäfen, in Lounges und in den Flugzeugkabinen zu bieten. Auch die Low Cost Tochter Peach Aviation Limited hat die Sicherheitsrichtlinien entsprechend verschärft.
 
Im internationalen Personenverkehr gingen sowohl die Passagierzahlen als auch die Einnahmen im Vergleich zum Vorjahr deutlich zurück. Dies ist auf den erheblichen Nachfragerückgang infolge der Verschärfung und Fortsetzung der weltweiten Reisebeschränkungen zurückzuführen. Im Streckennetz setzte ANA ausgewählte Flüge aus oder reduzierte Frequenzen. Um die Pflicht zur Bereitstellung von Transportinfrastruktur zu erfüllen, hielt das Unternehmen den Flugbetrieb allerdings auf 13,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Auch gab es Rückholflüge und Verbindungen für Menschen, die für Arbeitseinsätze ins Ausland reisen müssen. Als Folge sanken die Umsätze mit internationalen Passagierdiensten um 94,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf umgerechnet nur noch knapp über 80 Millionen Euro.
 
Im Inlandsverkehr wirkte sich Covid-19 ab Ende Februar aus, und die Nachfrage ging nach der Verhängung des Ausnahmezustands im April weiter zurück. Sowohl die Passagierzahl als auch der Umsatz brachen deutlich ein. Auf dem Streckennetz wurden Flüge aufgrund des Nachfragerückgangs ausgesetzt oder reduziert, der Umfang des Flugbetriebs lag im Mai auf im Jahresvergleich 14,8 Prozent. Allerdings wird das Angebot nach Aufhebung des Ausnahmezustands schrittweise wieder erhöht: Aktuell liegt der Umfang bereits bei 25,2 Prozent des Vorjahreszeitraums. Für Juli wird mit einer weiteren Erhöhung auf 43,3 Prozent und für August auf 72,4 Prozent geplant. Die Einnahmen aus dem inländischen Passagierverkehr sanken im Vorjahresvergleich um 86,5 Prozent auf knapp 190 Millionen Euro.
 
Im internationalen Frachtverkehr ging die Nachfrage aufgrund der durch Covid-19 verursachten Stagnation der Weltwirtschaft zurück. Während das Angebot an Frachtkapazitäten mit der Reduzierung von Passagierflügen weltweit deutlich sank, stieg die Nachfrage nach dem Transport lebenswichtiger Güter wie Masken. In diesem Nachfrageumfeld richtete ANA zusätzliche Charterflüge mit Frachtmaschinen ein und flog Frachtgüter auch mit Passagierflugzeugen. Diese Aktivitäten hielten die Einnahmen in etwa auf dem gleichen Niveau wie im Vorjahreszeitraum, sie sanken daher nur leicht um 2,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
 
Im Geschäftsfeld Low Cost Carrier gingen sowohl die Passagierzahlen als auch die Umsätze im Jahresvergleich als Folge der Aussetzung und Reduzierung von Flügen deutlich zurück. Ab Mitte März wurden alle Flüge auf allen internationalen Strecken eingestellt. ANA geht im Moment davon aus, dass dies aufgrund der Verschärfung und Fortsetzung der Einwanderungsbeschränkungen in verschiedenen Ländern zunächst auch weiterhin so bleiben wird. Im Inlandsverkehr allerdings liegt das Angebot wieder bei 42,0 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Betrieb auf allen Inlandsrouten wurde ab Mitte Juni wieder aufgenommen, und im Juli erreichte der Umfang wieder das Niveau des Vorjahres. Das Inlands-Streckennetz wird mit der Eröffnung neuer Strecken ab August weiter ausgebaut. Die Einnahmen aus dem LCC-Sektor sanken im Quartal um 91,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
 
Die sonstigen Einnahmen im Luftverkehr gingen im Vorjahresvergleich um 41,7 Prozent zurück, sie umfassen Einnahmen aus dem Meilenprogramm, aus dem Verkauf während des Fluges und aus Wartungsverträgen. Auch bei den Bodenabfertigungsdiensten wie Passagier- und Gepäckabfertigung an allen Flughäfen und beim Catering sanken die Einnahmen als Folge der Covid-19 Situation. Die internationalen Reiseverkehrsdienste der ANA litten unter der Absage aller Reisen der ANA-Gruppe aufgrund der Reisewarnung des Außenministeriums. Im Einzelhandelsgeschäft wirkten sich vorübergehende Schließungen und Verkürzungen der Geschäftszeiten der ANA Duty Free Shops aus. Im April 2020 wurde die „Avatarin Inc." gegründet, um neue Unternehmen und Dienstleistungen zu schaffen, in denen Avatare für eine Vielzahl von Lösungen in den Bereichen Gesundheitswesen, Krankenpflege, Bildung und Einkauf anzubieten.
 
Eine konsolidierte Gewinnprognose für das am 31. März 2021 endende Geschäftsjahr kann ANA derzeit nicht abgeben, da die Auswirkungen des Covid-19 ein Klima der globalen wirtschaftlichen Unsicherheit geschaffen haben. Die globale Krise hat zu einer dramatischen Veränderung im Verhalten der Menschen geführt, und allmählich etablieren sich neue Lebensmuster. Diese Veränderungen, die alle Facetten des modernen Lebens umfassen, wirken sich auch auf die Luftfahrtindustrie aus. Die Nachfrage nach Reisen wird wahrscheinlich bedeutende Veränderungen erfahren. ANA arbeitet daran, die Finanzen durch strategische Optimierung des Portfolios und die Minimierung der Fixkosten durch Umverteilung von Ressourcen auszugleichen.

(red / NH)