Das Licht der Welt erblickte Walter Eichhorn am 20. Juli 1936 in Jever und war von Kindesbeinen an begeistert von der Fliegerei - kein Wunder, wuchs er doch ganz in der Nähe des lokalen Fliegerhorstes auf. Nach der Pflichtschule absolvierte Walter Eichhorn zunächst eine Ausbildung als Kfz-Mechaniker, eine solide Qualifikation, die ihm technisches Hintergrundwissen vermittelte.
Als Walter Eichhorn 19 Jahre alt war, wanderte seine Familie nach Kanada aus, wo der junge Walter seine deutsche Ausbildung als Mechaniker anerkennen ließ und als Lastwagenfahrer jobbte. Der Wunsch zu fliegen wurde immer größer und mit fleißiger harter Arbeit konnte er so viel Geld zusammensparen, dass der Flugschein erworben werden konnte Das erste eigene Flugzeug, eine gebrauchte Fairchild PT-26 Cornell, sollte bald folgen. Zusätzlich machte Eichhorn eine Ausbildung als Fallschirmspringer und auch die Weichen für sein privates Glück stellten sich in Kanada als er seine künftige Frau - wie er war sie aus Deutschland nach Kanada ausgewandert - kennenlernte. Nur vier Jahre nach der Auswanderung konnte sich Walter Eichhorn - nach Verkauf der PT-26 - seine erste T6 Texan leisten. Außerdem war er als Absetzpilot für die kanadische Fallschirmspringer-Nationalmannschaft tätig. Vier weitere Jahre später - 1963 - hatte Eichhorn die Berufspilotenlizenz in der Tasche. Sein Ziel: ein Arbeitsplatz Airlinercockpit. Doch obwohl der junge deutsche zwischenzeitlich sogar die kanadische Staatsbürgerschaft erlangt hatte, klappte es einfach nicht mit einer Karriere als Berusfpilot.
Bei einem Besuch in der alten Heimat dann die nächste wichtige Weichenstellung im Leben des Walter Eichhorn - er bewarb sich bei der Lufthansa-Verkehrsfliegerschule, bestand die ausgesprochen strenge Selektion und konnte den Verkehrspilotenschein beim Kranich erwerben. Der Grundstein für seine weitere jahrzehntelange fliegerische Karriere war gelegt, der Traum des Walter Eichhorn erfüllte sich endlich.
Eichhorn begann seine Karriere als Verkehrspilot auf dem zweimotorigen Kolbenmotorflugzeug Convair CV-440, erlebte den anspruchsvollen Übergang zur Jet-Fliegerei mit und saß später unter anderem im Cockpit der Boeing 727, des Airbus A310, der legendären DC-10-30 und der ikonischen Boeing 747, um nur einige wenige Flugzeugmuster zu nennen. Im Jahr 1996 beendete Eichhorn im Alter von 60 Jahren seine Karriere als Verkehrspilot, doch aufs Altenteil zog er sich noch lange nicht zurück, nein, jetzt ging es gewissermaßen erst richtig los, dank der vielen Freizeit. Denn bereits in den 1970er Jahren hatte er zudem die Kunstfluglizenz erworben und war auch von dieser Art der Fliegerei begeistert. im Jahr 1980 wurde er deutscher Meister in der Klasse Semiakrobatik.
Das außergewöhnliche fliegerische Können des Deutschen - er schien die fliegerischen Instinkte eines Adlers zu haben - hatte sich weltweit herumgesprochen und so war es Walter Eichhorn, dem ab 1886 die Ehre zuteil wurde, als einer von nur wenigen Piloten weltweit die letzten überlebenden Exemplare der legendären Messerschmitt Me-109 zu fliegen. Sogar im Film "Memphis Belle" (1991), in dem Hollywoodgrößen wie Billy Zane oder Eric Stoltz mitspielten, flog Eichhorn ein Me-109 während der Dreharbeiten. Im Film "Operaton Walküre" (2008) mit Hollywoodlegende Tom Cruise flog Eichhorn abermals eine Me-109. Seit 1986 flog Eichhorn außerdem die ebenfalls historische Tante Ju der Lufthansa.
Sein Sohn Toni war beruflich in die Fußstapfen seines Vaters getreten und gemeinsam traten die beiden Eichhorns über viele Jahre international mit einer T-6 Texan Formation auf Flugshows und Flugtagen auf, so zum Beispiel auch 2010 auf dem kleinen oberösterreichischen Flugplatz Ried-Kirchheim, der damals sein 50-jähriges Bestehen feierte. Später flog das Vater-Sohn-Gespann sogar mit einstrahligen Jets.


Internationaler Legendenstatus
Noch zu Lebzeiten wurde Walter Eichhorn ganz offiziell der Status einer Legende zuteil, als er im Jahr Jahr 2018 in die Organisation "Living Legends of Aviation" aufgenommen wurde, einem exklusiven Zirkel von lediglich rund 100 verdienten Fliegern weltweit - unter anderem Chuck Yeager. Im gleichen Jahr erhielt Eichhorn den Bob Hoover Freedom of Flight-Award.
Walter Eichhorn war bis ins hohe Alter topfit, wodurch er dem Flugsport weiter frönen konnte. Erst 2020 trennte er sich von seiner T-6, die in gute Hände kam - die Flying Bulls kauften sie und sorgen dafür, dass sie weiterhin in der Luft ist, wie beispielsweise auf den legendären Airshows am Spitzerberg. 2023 dann der nächste Ritterschlag - auf dem Siegerland Flughafen in Deutschland erhielt ein Hangar den Namen "Walter-Eichhorn-Halle" - Austrian Wings berichtete.

Während seiner Jahrzehnte am Himmel saß Walter Eichhorn in den Cockpits von gut 60 verschiedenen Flugzeugtypen, auf denen er mehr als 20.000 Flugstunden sammelte. Zudem stehen in seinem Logbuch etwa 2.000 Fallschirmsprünge.
Am 25. Mai 2025 ist Walter Eichhorn im Alter von 88 Jahren zu seinem allerletzten Flug aufgebrochen, er ist uns vorausgeflogen in die Ewigkeit und dort wieder mit längst verstorbenen Fliegerkameraden vereint. "Er ist jetzt da, wo er am liebsten war", teilte seine Familie mit. Hier auf Erden führt indes sein Sohn Toni Eichhorn mit einer Extra 300 das gemeinsame Lebenswerk der beiden leidenschaftlichen Flieger fort.
Text: Patrick Huber