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Weltweite Trauer: Flugpionier Chuck Yeager ist tot

Chuck Yeager vor der X-1

Weltkriegsveteran Chuck Yeager durchbrach im Jahr 1947 als erster Mensch die Schallmauer im Horizontalflug. Jetzt ist der hochdekorierte Pilot und Soldat im Alter von 97 Jahren verstorben - exakt am 79. Jahrestag des japanischen Angriffs auf Pearl Harbor.

Charles Elwood „Chuck“ Yeager wurde am 13. Februar 1923 in Myria, West Virgina als zweites von fünf Kindern einer Bauernfamilie geboren. Seine Vorfahren waren deutsche Einwanderer namens Jäger, sein eigener Familienname Yeager war eine anglizierte Form dieses Namens.

Yeager meldete sich am 12. September 1941 als Freiwilliger bei den US Army Air Forces und wurde zunächst zum Flugzeugmechaniker ausgebildet. Im Juli 1942 begann er im Rahmen des "Flying Sergeants"-Programms mit dem Flugtraining, am 10. März 1943 bestand er die Abschlussprüfung und wurde anschließend auf der Bell P-39 geschult.

Noch im Dezember des gleichen Jahres wurde Yeager nach Europa verlegt und auf der RAF-Station Leiston stationiert. Dort flog er die legendäre P-51 Mustang,  die er nach seiner Freundin und späteren Ehefrau Glennis Faye Dickhouse "Glamorous Glennis" taufte.

Am 5. März 1944 wurde Yeager über Frankreich abgeschossen, konnte jedoch nach Spanien fliehen und Mitte Mai nach Großbritannien zurückkehren. Bald darauf flog er wieder Kampfeinsätze. Nach fünf Abschüssen an einem einzigen Tag erhielt er den Silver Star als Auszeichnung.

Am 6. November 1944 bezwang Yeager eine Me 262. Den Krieg beendete er nach 61. Kampfeinsätzen mit offiziell 11,5 Luftsiegen im Januar 1945. Nach der Rückkehr in die USA heiratete er am 26. Februar 1945 seine Freundin Glennis Dickhouse.

Yeager gestand später in seiner Autobiographie ein, dass er von Vorgesetzten den Befehl erhalten hatte, bei Tiefflugangriffen "auf alles, was sich bewegte" zu schießen. Das Ziel dieser Tieffliegerangriffe auch auf die deutsche Zivilbevölkerung sei deren Demoralisierung gewesen: "Ich habe beim Briefing zu meinem Sitznachbarn gesagt, dass es besser sei, auf der Siegerseite zu stehen, wenn man solche Einsätze fliegt", so Yeager in dem Buch.

Der talentierte Flieger blieb auch nach Ende des Zweiten Weltkrieges und wurde Testpilot. Neben dem 2016 verstorbenen Bob Hoover war Yeager einer der Piloten des raketengetriebenen Bell X-1. Auch dieses Flugzeug taufte er auf den Namen "Glamorous Glennis".

Am 14. Oktober 1947 gelang Yeager mit diesem Flugzeug in einer Höhe von 46.000 Fuß das Durchbrechen der Schallmauer. Unter Temperatur- und Luftdruckbedingungen, bei denen die Schallgeschwindigkeit 1060 km/h beträgt, erreichte er eine Geschwindigkeit von 1.125 km/h bzw. Mach 1,06.

Das Besondere neben der eigentlichen fliegerischen Leistung war, dass Yeager diesen Rekordflug absolvierte, obwohl er sich zwei Tage davor bei einem nächtlichen Ausritt zwei Rippen gebrochen hatte - seinen Vorgesetzten verschwieg er diese Verletzungen - aus Angst von einem anderen Piloten ersetzt zu  werden.

Für diesen ersten offiziellen Überschallflug wurden ihm 1948 die MacKay Trophy, die Collier Trophy sowie 1954 die Harmon International Trophy verliehen. Das Rekordflugzeug befindet sich heute in der ständigen Ausstellung des National Air and Space Museum der Smithsonian Institution.

Yeagers X-1 im Museum - Foto: Robert Erenstein / Austrian Wings Media Crew

Später brach Yeager noch weitere Geschwindigkeits- und Höhenrekorde. Außerdem flog er als erster US-amerikanischer Pilot eine MiG-15, mit der sich zuvor ein nordkoreanischer Pilot nach Südkorea abgesetzt hatte.

Zwischen Mai 1955 und Juli 1957 kommandierte Yeager die mit F-86H Sabre ausgerüstete 417th Fighter-Bomber Squadron (50th Fighter-Bomber Wing), die in Hahn im Hunsrück und im lothringischen Toul-Rosières stationiert war. Während seiner Zeit in Deutschland war er Mitglied des Segelflugclubs am Mont Royal bei Traben-Trarbach. Von 1957 bis 1960 kommandierte er die mit F-100D ausgestattete 1st Day Fighter Squadron, die auf der George Air Force Base in Kalifornien und im andalusischen Morón stationiert war. 1963 erlitt Yeager schwere Verbrennungen im Gesicht, als mittels Schleudersitz aus einer NF-104 aussteigen musste.

Am 1. März 1975 schied Yeager als Brigadegeneral aus der US-Luftwaffe aus. Trotzdem flog er noch gelegentlich für die USAF und die NASA als beratender Testpilot auf der Edwards Air Force Base. Yeagers Flugerfahrung umfasst insgesamt rund 17.000 Flugstunden auf mehr als 200 verschiedenen Flugzeugtypen. Er absolvierte niemals ein College, war laut eigenem Bekunden bescheiden in seinen Ansprüchen und wird als einer der talentiertesten Piloten der USA betrachtet. 1990 starb seine Frau Glennis. In späteren Jahren war er bis zu seinem Tod mit seiner zweiten Frau Victoria verheiratet.

 

Im Jahr 2012 flog Yeager im Alter von 89 Jahren in einer F-15 mit - Foto: Master Sgt. Jason Edwards

Am 14. Oktober 2012, 65 Jahre nach seinem ersten Überschallflug, flog Yeager im Alter von 89 Jahren noch einmal mit Überschallgeschwindigkeit in einer F-15 Eagle, gesteuert von Captain David Vincent, die von der Nellis Air Force Base startete.

Am 7. Dezember 2020, dem 79. Jahrestag des japanischen Angriffs auf Pearl Harbor schloss Chuck Yeager für immer die Augen und ist zu seinem letzten Flug ohne Erdenschwere angetreten. Always blue Skies, Chuck!

(red HP / MD)